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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Mirski an die perlweiße, durchschimmernde Außenhülle der Kugel. Drinnen antwortete Rimskaya in Englisch: »Ja? Was gibt’s?«
    »Pawel Mirski.«
    »Keine weiteren Gespräche, bitte.«
    »Wir haben nicht viel Zeit. Entweder du gehst gleich zurück oder bleibst bei deiner Entscheidung.«
    »Lass mich in Ruhe!«
    »Darf ich reinkommen?«
    Die Tür der Sphäre schob sich blendenartig auf, und Mirski zog sich hinein.
    »Sie brechen bald auf«, sagte er. »Es bleibt dir keine Wahl mehr, sobald sie gestartet sind. Musst ewig hierbleiben.«
    Rimskaya sah unheimlich schlecht aus; sein rotes Haar stand in alle Richtungen vom Kopf ab, sein Gesicht war blass und schon vier Tage unrasiert. »Ich bleibe«, sagte er. »Mein Entschluss steht fest.«
    »Das habe ich deiner Betreuerin auch gesagt.«
    »Du redest für mich?«
    »Nein.«
    »Was macht es dir schon aus? Du bist von den Toten zurückgekehrt. Dir ist deine Position schnuppe – deine eigenen Leute haben versucht, dich umzubringen. Ich, ich habe … Aufgaben zurückgelassen, Pflichten.«
    »Und warum?«
    »Scheiße. Was weiß ich.«
    »Vielleicht weiß ich es.«
    Rimskaya beäugte ihn argwöhnisch.
    »Du willst das Letzte, das Äußerste sehn«, stellte Mirski fest.
    Rimskaya reagierte nicht.
    »Du, ich, Rodenski, vielleicht auch die Frau – wir sind je mand, der sich seiner Umgebung nicht anpassen kann, der nicht in seine Zeit passt. Wir begnügen uns nicht damit, das Leben zu leben. Wir greifen höher.« Er streckte die Hand hoch. »Ich habe immer die Sterne sehen wollen.«
    »Du hast die Sterne sehen wollen, also bist du ins All gegangen, um Krieg zu führen!«, entgegnete Rimskaya. »Wir wissen nicht, was wir sehen werden. Mehr von diesem gottverlassenen Korridor.« Er bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Ich war immer ein zäher, unerbittlicher Bursche. Man hielt mich für einen gefühllosen alten Arsch … Mathe und Soziologie und Uni. Mein Leben. Immer schön in vier Wänden. Als ich auf den Stein berufen wurde – mein Gott, war das ein Erlebnis! Und dann diese Gelegenheit …«
    »Wir wissen, dass es interessant wird, viel interessanter als auf der Erde.«
    »Die anderen gehen zurück, um die Erde zu retten «, betonte Rimskaya und ballte die Hände zur Faust.
    »Und das macht uns zu verantwortungslosen Menschen? Vielleicht. Aber wir sind auch nicht verantwortungsloser als die Hälfte dieser Stadt.«
    Rimskaya zuckte mit den Achseln. »Ich habe mich entschlossen und bleibe dabei. Also mach dir meinetwegen keine Sorgen. Es wird schon wieder.«
    »Das beruhigt mich«, meinte Mirski darauf.
    »Trägst du das Implantat, das sie dir gegeben haben?«, fragte Rimskaya.
    Mirski bog das rechte Ohr nach vorne und drehte den Kopf, um es ihm zu zeigen.
    »Ich hab meins noch«, sagte Rimskaya. Er öffnete die Hand, in der er das erdnussgroße Gerät hielt.
    »Du brauchst es noch«, sagte Mirski, und schon führte der Amerikaner das Implantat zum Kopf und brachte es hinter dem Ohr in Position.

64
    »Unsere Wege trennen sich«, sagte Ry Oyu zu seiner Tochter und Yates. Er streckte die Hand aus, die Prescient Oyu mit beiden Händen drückte. Olmy, Patricia und Korzenowski warteten beim Diskus auf sie.
    »Was hat er vor?«, wollte Patricia wissen.
    »Er geht durchs Tor«, antwortete Olmy. »Das Talsit begleitet ihn und einer der Frant. Der Rest kommt mit uns.«
    »Das überlebt er nicht«, sagte Lanier. »Sie können unmöglich genügend Nahrung und Sauerstoff mitnehmen. Es bleibt keine Zeit zum Vorbereiten …«
    »Er geht nicht inkorporiert«, erklärte Olmy. »Keiner geht leib haftig. Sie übertragen die Persönlichkeit auf einen langgedienten, altbewährten Torwerker. Sie können forschen, so viel sie wollen, andere Tore öffnen, darauf warten, dass die Axis City diesen Abschnitt passiert. Es steht ihnen für Abermillionen Jahre Energie zur Verfügung.«
    Prescient Oyu schüttelte langsam den Kopf und betrachtete das Gesicht ihres Vaters. »Du warst ein guter Vater«, sagte sie. »Es wird nicht leicht sein ohne dich … für immer ohne dich.«
    »Schließ dich den Geshel-Siedlungen an!«, sagte Ry Oyu. »Vielleicht sehen wir uns wieder, tief im Weg. Wer weiß, was sie vorhaben, nachdem das überstanden ist? Und außerdem lässt sich dieses Tor wieder öffnen, sodass man uns wiederfinden kann …«
    »Niemand wird dieses Tor wiederfinden«, konterte sie. »Nur du könntest es wiederfinden und öffnen.«
    »Sie hat recht«, bemerkte Yates. »Es war persönliches

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