Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Gruppe herüber. Bei ihr war Doreen Cunningham, ehemalige Sicherheitsbeauftragte im wissenschaftlichen Lager.
    »Sind alle so verkrampft«, flüsterte Cunningham Hoffman zu.
    »Ich nicht«, erwiderte Hoffman. »Ich fühl mich wie im Urlaub – nachdem die großen Bosse übernommen haben. O du meine Güte!«, entfuhr es ihr, als sie in den Aufzug geblickt hatte. Da war gar kein Boden zu sehen. Trotz einer Erklärung und Vorführung des Lifts vonseiten der Betreuer war viel gutes Zureden erforderlich, um sie zu bewegen, in den leeren Schacht zu treten.
    Sie klammerten sich aneinander, als eine Gruppe von sechzig hinaufbefördert wurde. Cunningham drückte die Augen zu. Die meisten Russen seien sehr resigniert, berichtete sie Hoffman; voller Pessimismus sonderten sie sich ab.
    »Ich habe mir sagen lassen, dass von uns ein paar übergelaufen sind«, sagte Hoffman, die unbeirrt auf den Rücken ihres Vordermanns starrte. Die Aufzugwände waren so gleichförmig, dass keinerlei Bewegung erkennbar war; darüber hinaus spürte man rein gar nichts, was die Fahrt allerdings nicht angenehmer machte.
    »Vier – zwei Russen und zwei Amerikaner, so viel ich gehört habe«, bemerkte Ann.
    »Und weiß man wer?«
    »Rimskaya«, sagte Cunningham. »Und Beryl Wallace.«
    »Beryl …« Hoffman zog die Brauen hoch und schüttelte den Kopf. »Ihr hätt ich das nicht zugetraut … und Rimskaya auch nicht.« Fühlte sie sich betrogen, im Stich gelassen? Lächerlich. »Und bei den Russen?«
    »Der eine ist Mirski«, berichtete Ann. »Den anderen kenn ich nicht.«
    Mirski überraschte sie nicht. Fremde durchschaute sie im Gegensatz zu eigenen Leuten auf den ersten Blick. So viel zum Instinkt eines Verwaltungsasses.
    Ihre Unterkünfte verteilten sich auf die ganzen Bezirke. Neue Homomorphe nahmen sie in Empfang, während die Gruppen immer weiter aufgeteilt und in verschiedene Etagen geführt wurden.
    »Die Apartments werden jeweils zu dritt belegt«, erklärte ihr Begleiter. »Es herrscht zurzeit Platznot.«
    »Zimmergenossen?«, fragte Cunningham Hoffman und Blakely.
    »Zimmergenossen«, sagte Hoffman. Blakely nickte.
    Ihre zwölfköpfige Gruppe schmolz rasch zusammen, als sie in Dreiergruppen in verschiedene Wohnungen geschleust wurden. Zuletzt waren nur mehr sie drei übrig. Es begleitete sie eine weibliche Homomorphe, die eine russische Flagge über der Schulter hisste. Ihr Apartment lag am Ende eines langen, leicht gekrümmten, zylindrischen Gangs. Grüne Nummern unter der Tür leuchteten hell auf beim Näherkommen.
    Die Räume waren klein und kahl. Die Homomorphe blieb noch und führte sie in den Gebrauch des Datenservice ein. Daraufhin wünschte sie ihnen alles Gute und ging.
    »Die hat’s aber eilig«, kommentierte Blakely kopfschüttelnd.
    »Da wir hier entweder auf Eis gelegt oder für die Dauer der Fahrt verwahrt werden«, sagte Hoffman, »sollten wir es uns erst mal gemütlich machen.«
    In den nächsten Minuten besprachen sie eifrig die Möglichkeiten der Ausstattung mit einem zugeteilten Geist aus der Bibliothek. Es blieben noch mehrere Stunden bis zum Ausbruch, wie das Unternehmen genannt wurde; Hoffman nutzte diese Zeit und kontaktierte die anderen, die im Bezirk untergebracht waren.
    Blakely und Cunningham entschlossen sich für ein vorläufiges Dekor, das Farbe und Form ins Apartment brachte und den Wohnraum optisch beträchtlich vergrößerte. Hoffman schloss sich ihnen an, als sie die Einrichtung ausprobierten und das Essen kosteten, das ein vollautomatischer Küchenblock in einer Ecke lieferte.
    Alle Bewohner, ob Stadt- oder Erdenbürger, könnten den Aus bruch in allen Einzelheiten verfolgen, teilte der Geist mit. Mo nitore, die auf die ganze Thistledown verteilt seien, würden hoch wertiges Bildmaterial liefern; jedermann habe gewissermaßen einen Logenplatz.
    Nachdem die drei Frauen gegessen und mit den Einrichtungen herumgespielt hatten, schauten sie sich die ständige Übertragung der Vorgänge im Stein und in den Siedlungen an.
    Die Bilder waren fast zu real. Nach wenigen Minuten wandte Cunningham sich ab und fing unkontrolliert zu kichern an. »Ist ja lächerlich«, sagte sie, hielt sich die Backen und ließ sich auf den scheinbar orientalischen Teppich zurückplumpsen. »Schrecklich«, sagte Blakely, die sich als Nächste anstecken ließ.
    »Wir sind ja hysterisch«, sagte sie, und das entlockte den beiden neue Lachanfälle. »Wir haben keine Ahnung, was da gespielt wird.«
    »Ich schon«, erwiderte Hoffman, die

Weitere Kostenlose Bücher