Aerger im Bellona-Club
interessante Aufzeichnungen über seine früheren Feldzüge, aber die sind inzwischen natürlich ziemlich alt.«
»Ich hätte lieber etwas aus neuerer Zeit.«
»Hier ist ein Packen entwerteter Schecks, wenn Ihnen die genügen.«
»Oh, die kommen mir gerade recht – ich brauche nach Möglichkeit etwas mit Zahlen darauf. Vielen Dank, die nehme ich.«
»Verraten Sie mir um alles in der Welt, wie seine Handschrift Ihnen sagen soll, wann er den Geist aufgegeben hat.«
»Das ist mein Geheimnis, verstanden? Waren Sie bei Gatti?«
»Ja. Man scheint Oliver dort vom Sehen ganz gut zu kennen, aber das ist auch alles. Er hat ziemlich oft da zu Mittag gegessen, so einmal die Woche, aber seit dem Elften können sie sich nicht erinnern, ihn noch einmal gesehen zu haben. Vielleicht ist er in Deckung gegangen. Ich werde mich jedenfalls dort ein bißchen herumtreiben und warten, ob er nicht wieder aufkreuzt.«
»Das wäre mir recht. Sein Anruf kam aus einer öffentlichen Zelle. In dieser Richtung kommen wir also nicht weiter.«
»Pech!«
»Sie haben in den Papieren des Generals noch nichts über ihn gefunden?«
»Keine Silbe, und dabei habe ich mir alle Schriftstücke in dieser Wohnung vorgenommen. Übrigens, haben Sie George in letzter Zeit noch mal gesehen?«
»Vorgestern abend.«
»Er scheint mir in einer komischen Verfassung zu sein. Ich war gestern abend da, und da hat er sich beklagt, ihm würde nachspioniert oder so was.«
»Nachspioniert?«
»Er würde verfolgt. Beobachtet. Wie im Kriminalroman. Ich fürchte, diese Geschichte geht ihm an die Nerven. Hoffentlich dreht er nur nicht durch. Es ist so schon schlimm genug für Sheila. Eine feine Frau.«
»Und wie«, pflichtete Wimsey ihm bei, »und sie hat ihn sehr gern.«
»Ja. Arbeitet sich tot, um den Haushalt beieinanderzuhalten. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie sie es mit George noch aushält. Gewiß, Eheleute kabbeln sich immer ein bißchen und so, aber er könnte sich doch wenigstens vor andern benehmen. Es ist einfach ungehörig, seine Frau in der Öffentlichkeit runterzuputzen. Ich würde ihm am liebsten mal die Meinung sagen.«
»Er ist aber auch in einer scheußlichen Lage«, sagte Wimsey. »Sie ist seine Frau und muß ihn ernähren. Ich weiß, daß ihm das sehr nahegeht.«
»Meinen Sie? Mir kommt es eher so vor, als wenn er sich damit abgefunden hätte. Und immer wenn die arme kleine Frau ihn daran erinnert, meint er, sie reibt es ihm unter die Nase.«
»Natürlich kann er es nicht leiden, daran erinnert zu werden. Und ich habe Mrs. Fentiman auch ein paar ziemlich harte Sachen zu ihm sagen hören.«
»Das glaube ich gern. Der Kummer mit George ist, daß er sich nicht in der Gewalt hat. Das hatte er noch nie. Ein Mann sollte sich zusammenreißen und auch ein bißchen Dankbarkeit zeigen können. Anscheinend meint er, weil Sheila arbeiten muß wie ein Mann, braucht sie nicht die Höflichkeit und – nun, eben die Zärtlichkeit und so weiter, die man einer Frau entgegenbringen sollte.«
»Mir stellen sich immer die Haare auf«, sagte Wimsey, »wenn ich sehe, wie ungezogen die Leute miteinander umgehen, wenn sie erst verheiratet sind. Das scheint unvermeidlich zu sein. Aber die Frauen sind schon komisch. Anscheinend legen sie nicht halb soviel Wert darauf, daß ein Mann ehrlich und treu ist – und ich bin überzeugt, das ist Ihr Bruder alles – wie darauf, daß er ihnen die Tür aufhält und >Danke< und >Bitte< sagt. Das ist mir schon so oft aufgefallen.«
»Ein Mann sollte nach der Heirat noch genauso zuvorkommend sein wie vorher«, erklärte Robert Fentiman tugendhaft.
»Sollte er, ist er aber nie. Vielleicht gibt es dafür irgendeinen Grund, den wir nicht kennen«, meinte Wimsey. »Ich habe nämlich schon Leute ausgefragt – meine bekannte Neugier , und meist brummeln sie nur was vor sich hin und sagen, daß ihre Frauen verständig sind und ihre Zuneigung als selbstverständlich voraussetzen. Aber ich glaube nicht daran, daß Frauen je verständig werden, nicht einmal durch längeren Umgang mit ihren Männern.«
Die beiden Junggesellen schüttelten ernst die Köpfe.
»Ich finde jedenfalls, daß George sich benimmt wie die Axt im Wald«, sagte Robert, »aber vielleicht urteile ich zu hart. Wir haben uns nie besonders verstanden. Und ich gebe sowieso nicht vor, etwas von Frauen zu verstehen. Aber dieser Verfolgungswahn, oder was das ist, steht auf einem andern Blatt. Er sollte mal zum Arzt gehen.«
»Das auf jeden Fall. Wir müssen ein
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