Aerger im Bellona-Club
darauf aufmerksam mache, daß Ihre ganze Vorgehensweise in dieser Angelegenheit mir zu höchst unerfreulichen Schlußfolgerungen Anlaß geben könnte.«
Wimsey errötete.
»Sie werden vielleicht mir gestatten, Mr. Pritchard, Sie darauf hinzuweisen, daß ich in niemandes >Auftrag< handle. Mr. Murbles hat mich gebeten, die Fakten festzustellen. Diese sind sehr schwierig festzustellen. Aber ich habe heute etwas sehr Wichtiges von Ihnen erfahren. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Unterstützung. Guten Morgen.«
Der knopfäugige Angestellte öffnete ihm die Tür mit erlesenster Höflichkeit.
»Guten Morgen«, sagte Mr. Pritchard.
»Von wegen im Auftrag«, knurrte Seine Lordschaft zähneknirschend. »Von wegen unerfreuliche Schlußfolgerungen. Dem werde ich was schlußfolgern! Der alte Knacker weiß was, und wenn er etwas weiß, ist damit erwiesen, daß es etwas zu wissen gibt. Vielleicht kennt er Oliver; wundern würde es mich nicht. Wäre mir doch nur eingefallen, ihm den Namen einfach an den Kopf zu werfen und zu sehen, wie er darauf reagiert! Zu spät. Aber das macht nichts. Diesen Oliver kriegen wir schon. Bunter hatte mit seiner Telefonaktion wohl kein Glück. Ich wende mich am besten mal an Charles.«
Er trat ins nächste Telefonhäuschen und nannte die Nummer von Scotland Yard. Kurz darauf meldete sich eine amtliche Stimme, von der Wimsey Auskunft erbat, ob Inspektor Parker zu sprechen sei. Ein mehrmaliges Klicken meldete ihm, daß man ihn mit Mr. Parker verband, der wenig später sagte: »Hallo!«
»Hallo, Charles! Hier Peter Wimsey. Paß mal auf, du mußt etwas für mich tun. Es ist kein Fall für die Kriminalpolizei, aber wichtig. Ein Mann, der sich Oliver nannte, hat am Abend des zehnten November kurz nach neun Uhr eine Nummer in Mayfair angerufen. Meinst du, du könntest diesen Anruf für mich ermitteln?«
»Wahrscheinlich. Wie lautete die Nummer?«
Wimsey diktierte sie ihm.
»Gut, mein Lieber. Ich lasse anfragen und gebe dir Bescheid. Wie geht's denn so? Tut sich was?«
»Ja – ein hübsches kleines Problemchen – nichts für euch – das heißt, soviel ich bisher weiß. Komm doch mal an einem Abend bei mir vorbei, dann erzähle ich es dir – inoffiziell.«
»Vielen Dank. Aber die nächsten Tage nicht. Wir haben uns in dem Kistenfall ein bißchen festgefahren.«
»Ach, ich weiß – das ist der Mann, den sie in einer Kiste von Sheffield nach Euston geschickt haben, getarnt als Räucherschinken. Hervorragend. Arbeite fleißig – sich regen bringt Segen. Nein, vielen Dank, mein Kind, ich will nicht für zwei Pence verlängern – dafür kaufe ich mir lieber Süßigkeiten. Adieu, Charles.«
Den Rest des Tages mußte Wimsey in Untätigkeit verbringen, soweit es um die Bellona-Club-Affäre ging. Am nächsten Morgen rief ihn Parker an.
»Hör zu – der Anruf, den ich für dich ermitteln sollte.«
»Ja?«
»Er wurde um 21 Uhr 13 von einer öffentlichen Telefonzelle in der U-Bahn-Station Charing Cross aus getätigt.«
»Hol's der Teufel! – Bei der Vermittlung hat sich den Kerl wohl niemand gemerkt?«
»Es wurde nichts vermittelt. Es war eines von diesen automatischen Dingern.«
»Ach! – Den Kerl, der die erfunden hat, sollte man in Öl braten. Hab trotzdem herzlichen Dank. Immerhin gibt uns das einen Hinweis auf die ungefähre Richtung.«
»Tut mir leid, daß ich nicht mehr für dich erreichen konnte. Adieu.«
»Ja, adieu – verdammt noch mal!« versetzte Wimsey verärgert und knallte den Hörer auf die Gabel. »Was gibt's, Bunter?«
»Ein Bote, Mylord, mit einer Nachricht.«
»Ah – von Mr. Murbles. Gut. Das könnte etwas sein. Ja, sagen Sie dem Boten, er soll warten; er bekommt eine Antwort mit.« Er schrieb schnell. »Bei Mr. Murbles haben sich zwei Leute auf die Annonce nach den Taxifahrern gemeldet, Bunter. Um sechs kommen sie zu ihm. Und ich habe vor, hinzugehen und mich mit ihnen zu unterhalten.«
»Sehr wohl, Mylord.«
»Hoffentlich bedeutet das einen Schritt nach vorn. Holen Sie mir Hut und Mantel – ich will noch kurz in die Dover Street.«
Robert Fentiman war da, als Wimsey klingelte, und begrüßte ihn herzlich.
»Schon weitergekommen?«
»Vielleicht heute abend ein wenig. Ich habe diese Taxifahrer an der Angel. Jetzt bin ich nur hergekommen, um zu fragen, ob ich eine Probe von General Fentimans Handschrift haben kann.«
»Natürlich. Nehmen Sie sich, was Sie wollen. Viel hat er davon nicht hinterlassen. Es ist nicht die Feder eines geübten Schreibers. Ein paar
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