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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wüßte nicht, was es unseren Schlußfolgerungen über die Todesstunde des Generals anhaben könnte« sagte er.
    »Das vielleicht nicht. Aber unsere Meinung über Fentiman ändert es ganz erheblich.«
    »J-a. Doch, das stimmt. Trotzdem«, sagte Mr. Murbles streng, »bin ich der Meinung, daß diese Geschichte der sorgfältigen Aufklärung bedarf.«
    »Einverstanden. Also, passen Sie auf. Ich fahre selbst nach Paris und sehe zu, was ich dort machen kann. Und Sie versuchen inzwischen bei Pritchard Zeit zu gewinnen. Sagen Sie ihm, daß Ihrer Ansicht nach keine Notwendigkeit für einen Kompromiß besteht und wir demnächst im Besitz der genauen Fakten zu sein hoffen. Das wird ihm zeigen, daß wir mit unsauberen Machenschaften nichts zu tun haben wollen. Den werde ich lehren, mir Gemeinheiten an den Kopf zu werfen.«
    »Und – o Gott, da ist ja noch etwas! Wir müssen an Fentiman heranzukommen versuchen, um diese Exhumierung zu verhindern.«
    »Ach du liebes bißchen – ja! Das ist schon ein wenig peinlich. Können Sie die nicht von sich aus verhindern?«
    »Das glaube ich kaum, Major Fentiman hat sie als Testamentsvollstrecker beantragt, und ich wüßte wirklich nicht, was ich ohne seine Unterschrift in dieser Angelegenheit unternehmen könnte. Das Innenministerium würde kaum –«
    »Ja. Ich sehe vollkommen ein, daß Sie dem Innenministerium nicht ins Handwerk pfuschen können. Na ja, aber das ist eine Kleinigkeit. Robert war von dieser Wiederauferstehungsidee von vornherein nie sehr angetan. Sowie wir seine Adresse haben, wird er Ihnen nur zu gern ein Briefchen schicken, in dem er Sie bittet, die Sache abzublasen. Überlassen Sie das nur mir. Und schließlich – selbst wenn wir Robert in den nächsten Tagen nicht finden und der alte Knabe doch noch ausgegraben werden muß, wird dadurch nichts verschlimmert, oder?«
    Das gab Mr. Murbles zögernd zu.
    »Dann werde ich jetzt mal meine alten Knochen aufrappeln«, sagte Wimsey fröhlich, indem er die Bettdecke zurückwarf und aufsprang. »Und dann nichts wie los, in die Lichterstadt! Sie entschuldigen mich einen Augenblick, Sir? Das Bad erwartet mich. Bunter, werfen Sie ein paar Sachen in den Koffer und machen Sie sich bereit, mit mir nach Paris zu fahren.«
    Im nachhinein beschloß Wimsey dann doch, bis zum nächsten Tag zu warten, weil er, wie er erklärte, noch von dem Detektiv zu hören hoffte. Als dann aber nichts kam, nahm er die Verfolgung auf. In der Zentrale der »Spürhund-GmbH« hinterließ er die Anweisung, alle erhaltenen Informationen telegraphisch nach Paris ins Hotel Meurice weiterzuleiten. Die nächste Nachricht, die von ihm kam, war eine Karte an Mr. Murbles, geschrieben im Paris-Lyon-Expreß, die schlicht besagte:
»Gesuchter nach Rom weitergereist. Bleibe auf der Spur. – P. W.«
    Am darauffolgenden Tag kam ein Auslandstelegramm:
»Auf dem Weg nach Sizilien. Erschöpft, aber hartnäckig – P. W.«
    Zur Antwort kabelte Mr. Murbles zurück:
»Exhumierung für übermorgen angesetzt. Bitte beeilen.«
    Worauf Wimsey antwortete:
»Komme zur Exhumierung zurück. – P. W.«
    Er kam allein zurück.
    »Wo ist Robert Fentiman?« fragte Mr. Murbles aufgeregt.
    Wimsey, dem die Haare noch feucht und wirr in das von der ununterbrochenen Tag-und-Nachtfahrt blasse Gesicht hingen, grinste schwach.
    »Ich glaube fast«, sagte er mit müder Stimme, »daß dieser Oliver wieder seine alten Tricks abzieht.«
    »Schon wieder?« rief Mr. Murbles außer sich. »Aber dieser Brief von Ihrem Detektiv war doch echt.«
    »O ja – der war schon echt. Aber auch Detektive kann man bestechen. Jedenfalls haben wir von unseren Freunden nicht Haut noch Haar gesehen. Sie waren uns immer um eine Nasenlänge voraus. Wie der Heilige Gral, wissen Sie: >Schwächer am Tage, doch allzeit blutrot in der Nacht, glitt er dahin übers schwarze Moor, blutrot< – es ist schon eine Gemeinheit. Aber so ist das nun mal. Wann findet die Feierlichkeit statt? In aller Stille vermutlich. Keine Blumen?«

    *
    Die »Feierlichkeit« fand, wie bei solchen Feierlichkeiten üblich, im diskreten Schutz der Dunkelheit statt. George Fentiman, der in Roberts Abwesenheit als Vertreter der Familie zugegen war, zeigte sich nervös und bedrückt. Es ist schon schlimm genug, dem Begräbnis eines Freundes oder Verwandten beizuwohnen, inmitten dieses aberwitzigen Pomps gläserner Leichenwagen mit schwarzen Pferden, der Kränze und passenden Gesänge, »erhebend« vorgetragen von gut bezahlten Choristen; doch, wie George

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