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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Zurufe an und zählte die bereits eingefangenen Tiere, kurz, es war ein Höllenlärm! Bis zum Auto quiekten und schrien die Ferkel wie wahnsinnig, aber sobald sie drin waren, schnüffelten sie zufrieden zwischen den Strohlagen umher, mit denen wir den Boden bedeckt hatten.
    Die Fahrt verlief bestens. Nur Shirley meckerte ständig über einen halben Ballen Stroh, den wir mitgenommen hatten. Sie mußte mit dem Rücken dagegen lehnen und hatte daher Angst, Stroh ins Haar zu bekommen. Es war wirklich kein anderer Platz dafür vorhanden — aus diesem Grund fand ich sie sehr uneinsichtig.
    »Dann leg’s doch hinter dich«, gab sie schnippisch zurück.
    Doch das war absolut unmöglich, denn ich saß am Steuer und Old Lil war nun einmal ein Vehikel, das man keinen Augenblick sich Selbst überlassen durfte. Ständig mußte man ihm voll seine ganze Aufmerksamkeit widmen. Doch als ich dies meiner Frau mitteilte, rümpfte sie die Nase und erwiderte: »Vielleicht ginge es mir besser, wenn ich auch auf vier Rädern liefe.«
    Doch abgesehen davon klappte alles prima. Mit ihrer üblichen Geschwindigkeit von etwa fünfzig Kilometern die Stunde tuckerte Old Lil dahin; sie weigerte sich zwar, ‘ gehetzt zu werden, kam aber langsam dem Ziel immer näher. Pünktlich langten wir an. Das Auto fuhren wir rückwärts an die Entladungsrampe heran; dort machte die praktische Vorrichtung von Schwingtoren es sehr einfach, die Ferkel auszuladen und in zwei Verkaufsboxen zu treiben, die uns von einem freundlichen Typ gezeigt worden waren. Er hatte ein rundes Gesicht, trug einen braunen Arbeitsanzug und schrieb die Daten für den Auktionator auf.
    Der umstrittene Strohballen wurde zwischen den beiden Gehegen aufgeteilt, unsere Schweinchen wühlten hoffnungsvoll darin herum, und bereits nach wenigen Minuten hatten sie die Aufmerksamkeit einiger interessierter Käufer erregt. Einer davon, ein großer, weißhaariger Mann in Cordhosen und abgetragenem Sportjacket, fragte mit leichtem Waliser Akzent: »Bringen die einem Glück?«
    »Klar!« versicherte ich ihm unbekümmert, obgleich ich darüber noch nie nachgedacht hatte. »Die bringen zwanzig Shilling.«
    Ein anderer Mann, klein und untersetzt, mit rotem Gesicht und unordentlicher Kleidung, hörte uns zu und fragte: »Gilt das auch für mich?«
    »Das bezieht sich auf die Schweine«.
    Die beiden standen offensichtlich auf Kriegsfuß miteinander. Der kleinere grinste und nickte dem größeren Mann zu, der ihm finstere Blicke zuwarf.
    Es war eine merkwürdige Sache mit diesem >Glückbringen<. Nach Abschluß eines Kaufs erwarteten Käufer sehr oft einen Glücksbringer von dem Verkäufer. Manchmal waren das sogar mehrere Pfund, aber meistens gab man eine Silbermünze. Wenn man dieses Ritual korrekt ablaufen ließ, mußte man auf eine Münze spucken, diese am Ärmel oder Hosenboden trockenreiben und dann schließlich mit einer wohlwollenden Geste dem anderen überreichen. Weit zurück in die Vergangenheit reichen die Wurzeln zu diesem Brauch. Es bedeutete einfach Unglück, wenn man jemandem nicht einen kleinen Glücksbringer schenkte.
    Der wichtige Teil der Auktion war bereits in vollem Gange. Sie fand auf einem riesigen überdachten Marktplatz auf der anderen Straßenseite statt, wohin wir unsere Spanferkel gebracht hatten. Es blieb noch genügend Zeit, um sie uns kurz anzusehen.
    Hunderte von Schweinen wurden zum Verkauf angeboten: behäbige Mastschweine, kurvenreiche Schweine für Schinken und ganz schwere Exemplare. Aus den umliegenden Städten der Midlands waren Schlachter gekommen, die in ihren weißen Kitteln in einer Gruppe umhergingen und dabei in aller Ruhe gegeneinander boten, um sich ihren Anteil zu sichern. Unterdessen lief der Auktionator mit seinen Schreibern und Gehilfen über die schmalen Stege oberhalb der Gehege aus Stahlrohr und rief die Angebote.
    Sobald Schweine einem Käufer zugeschlagen worden waren, ging die Karawane weiter. Zwei Auktionsarbeiter kletterten in Plastikschürzen und Gummistiefeln in die Umzäunung und stanzten mit einem Handgerät ein etwa pfenniggroßes Loch in jedes Schweineohr. Der Grund dafür war, sicherzustellen, daß niemand zum zweiten Mal eine Verkaufssubvention beanspruchen konnte.
    Die Schweine quiekten und versuchten zu entkommen; aber die Männer waren geschickt und hatten Erfahrungen mit ihnen — es gab kein Entrinnen. In wenigen Augenblicken hatten sie die Schweine eines ganzen Geheges gelocht, meistens waren es acht oder gar mehr, und gingen zum

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