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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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durften sie auch aufpicken. Durch ihre Anwesenheit bezahlten sie bereits reichlich dafür, was sie nahmen.
    Mitten während einer Fahrt fiel mir plötzlich etwas auf dem Boden ins Auge. Ich hielt an und kletterte hinunter: es war ein Hufeisen. Vor mir hatten andere Männer denselben Acker bearbeitet; nur waren sie damals großen, stampfenden Pferden gefolgt, wahrscheinlich richtigen Ackergäulen, und hatten den Boden ebenso wie ich zum Bebauen vorbereitet. Das Hufeisen legte ich in den Werkzeugkasten hinter meinem Sitz; am Abend nagelte ich es über den Eingang zum Kuhstall, wobei ich sorgfältig darauf achtete, daß die beiden Enden nach oben standen, damit das Glück nicht herauslaufen konnte.
    Wegen des Melkens am Abend und anderer Pflichten mußte ich die Arbeit unterbrechen. Glücklicherweise blieb das Wetter weiterhin schön, so daß ich sie am nächsten Tag beenden und abschließend mit einer Egge darüberfahren konnte. Das Endergebnis war meiner Meinung nach sehr zufriedenstellend. Das ist das schönste bei den meisten Arbeiten in der Landwirtschaft: bei vielem hat man hinterher das wunderbare Gefühl, etwas geleistet zu haben. Manchmal glaubte ich, daß dieses Gefühl die einzige Belohnung wäre für unsere Mühe — im Vergleich zu unserem miesen Kontostand bei der Bank.
    Zwei Tage darauf, an einem Sonntag, kam der hakennasige Price, der oben am Weg wohnte, bei uns vorbei. Trotz des eisigen Windes hatte er keine Jacke an; sein rothaariger, baumlanger Bruder war bei ihm, und beide säten bei uns ein. Immer wieder faszinierte es mich zu beobachten, wie er mit der Saatmaschine umging. Es sah aus, als führe er in scheinbar willkürlichen Drehungen und Kreisen auf dem Feld umher; aber in Wirklichkeit folgte er einem systematisch angelegten Plan, durch den garantiert auch jeder Quadratmeter bedeckt wurde.
    Im letzten Jahr hatten wir auf den Torf gesät, das Gras umgepflügt und das Gras anschließend verfaulen lassen, um die wachsende Saat damit zu düngen. Diesmal wurden Saat und Düngemittel gleichzeitig gestreut.
    »Das wär’s dann«, sagte Price, nachdem er fertig war. Für ihn waren diese drei Worte fast schon eine längere Rede.
    »Und nun?« fragte ich.
    »Gibt nichts anderes zu tun als abzuwarten«, antwortete er, und ein plötzliches Lächeln erhellte sein sonst so finster blickendes Gesicht unter dem dichten, dunklen Haar. »Ich geh’ dann«, sagte er und verschwand.
    John hielt neben mir. Mit unserem eigenen Traktor, an dem hinten eine Kettenegge angekoppelt war, war er der Saatschleuder gefolgt, um sicherzustellen, daß die Saatkörner bedeckt wurden. Der frische Wind hatte ihm das blonde Haar zerzaust, sein Khakihemd stand vorne offen. Kräftig und gesund sah er aus.
    »Was hat Price eben gesagt?«
    »Nicht viel. Nur daß er fertig ist.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Paßt gar nicht zu ihm, überflüssige Worte zu machen. War doch offensichtlich, daß er fertig war.«
    »Wahrscheinlich ist das Wetter schuld, daß er so redselig wird«, räumte ich ein.
    Zwei Wochen später war die Saat aufgebrochen und das ganze Gerstenfeld flimmerte wie ein seidenes Tuch im Morgenlicht. Im Herbst würden die Ähren goldfarben sein und ihre Köpfe wie müde Kinder hängen lassen, reif für die Ernte. Price hatte recht, es blieb uns nichts anderes übrig als zu warten.
    Als ich an dem Abend Howard die Scheiben wieder zurückbrachte, war er eifrig dabei, mit Stacheldraht, Krampen und Pfählen beschädigte Zäune zu reparieren.
    «Du hast sie also aufgetrieben.«
    Ich erzählte ihm von Medlicotts Kohlpflanzen.
    »‘ne Menge harter Arbeit umsonst. Ist mir auch schon passiert. Einmal sind hier einige Rinder eingebrochen, genau durch diesen Zaun. Die machten sich einen Heidenspaß daraus, ein ganzes Kohlfeld zu verputzen, das als Winterfutter gedacht war. Es gibt einige alte Schafe, besonders alte Mutterschafe von Bergweiden, die sogar durch eine Mauer von Steinen brechen.«
    Sorgfältig prüfte er die Scheiben und entschied, daß sie noch für einige weitere Jahre scharf genug waren. Es wäre Unsinn, Geld für überflüssige Geräte auszugeben.
    »Alle meckern darüber, aber alle leihen sie sich immer wieder aus«, sagte er mit einem schiefen Lächeln, das sein vom Wetter gezeichnetes Gesicht in Falten legte.
    Wir gingen hinüber zu den Ställen, um seine Rinder anzusehen. Das Kalb von der Steißgeburt, welches John gerettet hatte, gedieh prächtig. Aber in einem anderen Gehege stand ein rotbraunes Kalb mit weißem

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