Aerzte zum verlieben Band 39
Rasch vertrieb sie die aufkeimende Traurigkeit. Du lieber Himmel, sie hatte noch nicht einmal den Fuà auf Fajabals Boden gesetzt und dachte schon an die Rückkehr!
Yusef wechselte ein paar Worte mit Moussa, sodass Gemma sich fürs Aussteigen bereit machen konnte. Mit ihrem Handgepäck wartete sie an ihrem Sitz, als Yusef zu ihr kam.
âLeider kann ich dich auf deiner ersten Fahrt durch mein Land nicht begleitenâ, erklärte er. âIch möchte dabei sein, wenn Moussa per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du schon wieder fliegen möchtest.â
Allein bei dem Gedanken rieselte es ihr kalt über den Rücken. âGanz bestimmt nicht!â
âEine Cousine von mir bringt dich zum Palast und wird dafür sorgen, dass du gut untergebracht wirst. Mach dir keine Sorgen wegen der Verständigung, Almira spricht ausgezeichnet Englisch.â
Gemma bedankte sich, fragte sich aber insgeheim, was sein leichtes Stirnrunzeln zu bedeuten hatte. Dachte er gerade daran, dass er ihr gesagt hatte, eine Beziehung zwischen ihnen sei unmöglich?
âDann müssen wir uns jetzt verabschiedenâ, sagte er, und Gemma fühlte sich in ihrer Ahnung bestätigt. Von nun an würde sie ihn kaum zu Gesicht bekommen!
Doch dann überraschte er sie, als er mit einer eleganten Bewegung eine Ecke seiner Kopfbedeckung über die Schulter schlug und Gemma auf die Lippen küsste. Es war ein verführerischer Kuss, so heià und fordernd, dass ihr die Knie weich wurden.
Das sollte ein Abschiedskuss sein?
Es war eher ein leidenschaftliches Versprechen â¦
Kurz darauf kamen zwei Sanitäter mit einer Trage herein. Gemma trat beiseite und sah zu, wie sie Moussa hinaustrugen. Yusef folgte ihnen, ganz auf seinen Patienten konzentriert, ohne ihr einen weiteren Blick zu gönnen. Obwohl sie wusste, dass es seine Pflicht war, sich um den Piloten zu kümmern, verspürte sie doch einen schmerzenden Stich im Herzen.
Moussa wurde in den Hubschrauber gebracht, der mit knatternden Rotoren auf dem Rollfeld bereitstand. Nur wenige Minuten später erhob sich die Maschine in die Luft, und auch Gemma verlieà das Flugzeug. GleiÃendes Sonnenlicht empfing sie. Sie schaute sich um. Ich bin in Fajabal, dachte sie staunend. Auch wenn der Flughafen kaum anders aussah als andere Flughäfen der Welt, pochte ihr Herz zum Zerspringen vor Aufregung.
Als sie die letzte Treppenstufe erreicht hatte, eilte eine schwarz gekleidete, verschleierte Gestalt auf sie zu. Nur die wachen braunen Augen waren unverhüllt und zeigten Gemma, dass eine junge Frau vor ihr stand.
âYusef hat mich geschicktâ, begann sie mit melodischer Stimme in flieÃendem Englisch. âIch bin Almira. Willkommen in Fajabal, Gemma. Sie haben einen hübschen Vornamen. Oder soll ich Sie lieber Dr. Murray nennen?â
Mit ihrem lebhaften Wesen nahm sie Gemma sofort für sich ein. Sie folgte der munter plaudernden jungen Frau zu einer groÃen schwarzen Limousine, in die einer der Stewards bereits Gemmas Gepäck geladen hatte.
âWährend der Fahrt kann ich Ihnen schon ein paar interessante Orte zeigen, damit Sie einen ersten Eindruck von unserem Land bekommenâ, bot Almira an. Sie deutete in Richtung der Werften, auf denen die Daus, traditionelle arabische Holzboote, gebaut wurden. âSeit Jahrhunderten treiben wir Handel, mit Karawanen und Segelbooten. Sehen Sie, das dort ist Yusefs neue Klinik, er ist so stolz darauf. Morgen, wenn Sie sich ein wenig ausgeruht haben, wird er sicher mit Ihnen hierherfahren. Das ist doch Ihr neuer Arbeitsplatz, oder?â
âIch weià noch nicht genau, wo ich arbeiten werde und wie meine Arbeit im Einzelnen aussieht.â
âOh, ich schon. Sie sollen helfen, die medizinische Versorgung der Frauen zu verbessern. Vor allem der Nomadenfrauen, damit sie mehr Vertrauen in das Gesundheitssystem haben, das Yusef aufbauen will. Yusef hat viele Tragödien gesehen, schlimme Zustände, wo sinnlos Leben vergeudet wurde. Kinder, die gestorben sind, weil sie keine Schutzimpfung hatten, oder junge Frauen, die im Kindbett starben. Das möchte er ändern.â
Gern hätte Gemma Fragen gestellt, aber die Szenerie drauÃen veränderte sich auf so spannende Weise, dass sie staunend aus dem Fenster blickte. Niedrige weià gekalkte Häuser, vor denen Kamele stoisch in der Hitze standen, wurden von neueren Wohngebieten
Weitere Kostenlose Bücher