Aerzte zum Verlieben Band 41
gut.
Liebe Grüße,
Ben
Kurze Zeit später kam Maggies Antwort:
Lieber Ben,
danke für deine Antwort. Es ist gut zu wissen, dass bei euch keine familiäre Belastung in dieser Hinsicht vorliegt. Darum habe ich mich entschieden, noch ein paar Wochen zu warten und dann die Nackenfaltenmessung machen zu lassen. Das Risiko, dass etwas schiefgehen könnte, ist dabei sehr viel niedriger. Deshalb warte ich lieber.
Maggie
Nach dieser E-Mail herrschte eine Woche lang Schweigen, und Ben fragte sich schon, ob irgendetwas passiert war. Doch dann kam Maggies nächste E-Mail.
Lieber Ben,
heute hatte ich einen Ultraschall. Die Frauenärztin wollte die Größe des Babys mit meinen Daten vergleichen. Ich habe zwei Bilder angehängt, für den Fall, dass du dir das Baby mal anschauen möchtest.
Maggie
Ohne den Anhang zu öffnen, löschte Ben die Mail und den Ordner „Gelöschte Objekte“ gleich mit, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten. Er wollte das Baby nicht sehen. Dadurch wäre es für ihn allzu real geworden.
Aber eine halbe Stunde später dachte er immer noch an die Mail. Vielleicht hätte er doch nicht ganz so voreilig sein sollen.
Als er sich zwischen zwei Patientengesprächen eine Tasse Kaffee gönnte, zog er seine Brieftasche heraus und setzte sich an den Schreibtisch. Hinter seinem Führerschein steckte ein altes Bild. Ein Ultraschallfoto von vor zehn Jahren. Das Bild seiner Tochter Angeline.
Wenn ihn jemand gefragt hätte, warum er es all die Jahre aufgehoben hatte, hätte Ben das vermutlich nicht einmal gewusst. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er es sich zuletzt angesehen hatte. Aber er hatte nie vergessen, dass es da war. Seine einzige Erinnerung.
Es gab kein Grab, keine Geburtsurkunde, da sie nicht älter als zwanzig Wochen geworden war. Aber natürlich hatten sie ihr einen Namen gegeben. Das war alles, was ihm geblieben war: ein altes Foto und ein Name.
Damals hatte er bereitwillig alle seine Träume aufgegeben, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Erst als Angeline starb, hatte er das Gefühl gehabt, dass es umsonst gewesen war. Wieso war er nicht bereit, noch einmal dasselbe zu tun? Ein Kind hatte es schließlich verdient, dass seine Eltern ihm ein Opfer brachten.
Langsam fuhr Ben mit dem Finger über das Ultraschallbild. Jetzt bekam er eine zweite Chance. Sollte er sie annehmen? War es überhaupt möglich, es nicht zu tun?
Und dann kam Maggies nächste Mail:
Lieber Ben,
heute habe ich zum ersten Mal den Herzschlag des Babys gehört. Er ist stark und kräftig und ziemlich schnell. Jetzt fängt das Baby an, seine Geschlechtsmerkmale zu entwickeln. Beim Ultraschall in der achtzehnten Woche kann man vielleicht schon erkennen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Ich bin nicht sicher, ob ich es wissen will. Aber ich habe über Namen nachgedacht. Willst du, dass das Baby deinen Nachnamen bekommt? Ich habe überlegt, ihm meinen zu geben, damit es genauso heißt wie meine anderen Kinder. Hast du etwas dagegen, wenn es Petersen heißt? Viele Fragen heute. Tut mir leid.
Maggie
PS: Die Nackenfaltenmessung findet nächste Woche statt.
Ob er was dagegen hatte? Selbstverständlich! Ben war empört. Dieses Kind ist ein McMahon, dachte er und stutzte dann plötzlich. Seit wann hatte er angefangen, dieses Baby als sein Kind zu betrachten?
Andererseits war genau das die Realität. Maggie war in der zwölften Woche schwanger, und in sechs Monaten würde sie ein Baby von ihm bekommen. Er wurde Vater, ob es ihm nun passte oder nicht.
Ben lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich die Augen. Er war neununddreißig und würde bald Vater eines Kindes werden. Eines Kindes, das ihn nicht kannte und nicht einmal seinen Namen trug.
Aber er konnte schließlich nicht alles haben. Wie sollte er von Maggie erwarten, dass sie ihrem Kind seinen Namen gab, wenn er nichts mit ihm zu tun haben wollte?
Dieses Kind, sein Kind, hatte etwas Besseres verdient. Ben wusste, dass er ein guter Vater wäre. Er bestrafte sein Kind für etwas, wofür es nichts konnte. Er bestrafte es für seinen eigenen Fehler.
War es zu spät, um die Sache wiedergutzumachen?
Es war ein schöner, klarer Wintertag, als das Flugzeug auf dem Kingsford Smith Airport landete. Ben wäre am liebsten sofort zu Maggie gefahren, hatte seine Lektion aber beim letzten Mal gelernt. Er wollte nicht wieder ein Gespräch führen, solange er noch an Jetlag litt.
Deshalb nahm er sich ein Zimmer in einem exklusiven Hotel in Maggies Nähe, wo er
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