Aerzte zum Verlieben Band 41
einen Einstieg. Er betrachtete sie prüfend, ähnlich irritiert wie bei ihrer ersten Begegnung in der Zentrale der Luftrettung.
„Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Sind wir doch nicht, oder? Wissen Sie …“ Jetzt wirkte er verlegen. „Nein, natürlich nicht. Wie ich schon sagte, ich würde mich an Sie erinnern.“
Sie holte tief Luft. „Neulich habe ich Sie angelogen. Wir sind uns begegnet. Vor zwölf Jahren, auf Mykonos.“
Die Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich. „Mykonos? Dort habe ich Surfunterricht gegeben, aber ich … Moment, ja, jetzt erinnere ich mich. Dein Haar war kürzer“, duzte er sie nun ganz selbstverständlich, so wie damals auch. „Du trugst ständig eine Sonnenbrille. Natürlich! Du warst mit deiner Schwester da. Sara.“ Mac lehnte sich zurück und stieß einen leisen Pfiff aus. „Du hast dich verändert!“
Abby gefiel es gar nicht, dass sie unter seinem bewundernden Blick rot wurde. Es störte sie nicht, dass er sich nicht an sie erinnerte. Damals hatte ihr niemand einen zweiten Blick geschenkt. Jedenfalls nicht, wenn Sara bei ihr war. Sara ging auf die Leute zu, fröhlich und selbstbewusst. Sie hatte das Leben mit allen Sinnen genossen, so als hätte sie gespürt, dass es nur kurz sein würde. Abby hingegen hatte die Rolle der ernsten großen Schwester übernommen – auch wenn sie nur wenige Minuten älter war. Und es machte ihr nichts aus, in Saras Schatten zu stehen. Wenn Sara nur glücklich war.
Sie öffnete ihre Handtasche, zog das Foto heraus und reichte es Mac. „Da ist meine Zwillingsschwester Sara. Wie man sieht, sind wir keine eineiigen Zwillinge.“ Zögernd ließ sie sich auf das vertrauliche Du ein. „Du hast den Arm um sie gelegt, und das da am Rand bin ich.“
„Ja, klar. Du meine Güte, ich habe seit Jahren nicht an jenen Sommer gedacht. Wenn ich mir vorstelle, dass du die ganze Zeit dieses Foto bei dir hattest …“ Er blickte sie intensiv an. „Warum?“ Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Sag nicht, du warst unsterblich in mich verliebt, und ich habe es nicht einmal bemerkt. Das täte mir leid. Heute würde ich dich auf keinen Fall übersehen.“
Wieder schenkte er ihr einen Blick, der sie erbeben ließ. Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber. Fielen die Frauen, mit denen er sich sonst traf, etwa auf diese Masche herein?
„Wie geht es Sara?“, fuhr er lächelnd fort. „Wenn ich mich richtig erinnere, wusste deine Schwester, wie man Spaß im Leben hat. Ist sie ruhiger geworden? Entschuldigung, das war eine dumme Frage. Bestimmt ist sie das. Sie müsste jetzt … dreißig, einunddreißig sein?“
„Sara ist tot.“
Betroffen sah er sie an. „Tot? Das tut mir sehr leid. Wann? Was ist passiert?“
„Sie starb vor elf Jahren, ungefähr neun Monate, nachdem sie dich kennengelernt hatte.“ Es tat immer noch weh, es auszusprechen. Ob der Schmerz jemals vergehen würde?
„Das kann ich kaum glauben. Sie war so voller Leben!“ Mac schob seinen halb leeren Teller von sich. „Ich mochte sie. Sie war ein fröhlicher, liebenswerter Mensch.“
„Aber du hast nie den Kontakt zu ihr gesucht.“ Abby konnte nicht verhindern, dass sie verbittert klang.
„Doch, ich habe ein paar Mal angerufen. Aber unter der Nummer, die sie mir gegeben hatte, ging niemand ran.“ Er beugte sich vor und sah ihr eindringlich in die Augen. „Wir waren jung … und wir waren uns einig, dass es eine Urlaubsromanze war. Mehr nicht.“ Mac legte seine Hand auf ihre, aber Abby zog ihre weg.
Weil sie wütend auf ihn war? Oder lag es daran, dass bei seiner Berührung ein elektrisierendes Kribbeln durch ihren Arm zuckte? Darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken.
„Wie ist sie gestorben?“, fragte er behutsam. „Hatte sie einen Unfall?“
Jetzt kam der schwierige Teil. Jetzt müsste sie ihm von Emma erzählen. Aber sie konnte es nicht. Jetzt noch nicht.
„Können wir über etwas anderes reden?“, bat sie. „Es ist zwar schon Jahre her, aber es geht mir immer noch nahe.“
„Natürlich.“ Er lehnte sich zurück und musterte sie. „Erzähl mir von dir. Was hat dich hierher verschlagen? Penhally Bay ist ein Riesenunterschied zu London.“
Darauf konnte sie nicht antworten, ohne ihm von Emma zu erzählen.
„Sprechen wir lieber über dich“, lenkte sie ab. „Auf Mykonos warst du Surflehrer. Ich war ziemlich überrascht, dich als Rettungsmediziner wiederzusehen.“
Mac lachte
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