Aerzte zum Verlieben Band 41
eine Hitzewelle rollte durch ihren Körper. Was machte er wohl gerade?
„Leo, hier ist Susan.“
„Ich bin in zehn Minuten da.“ Obwohl Leos Stimme irgendwie keuchend klang, hörte sie sich nüchtern und sachlich an. Instinktiv wusste er, dass sie ihn brauchte.
„Danke, Leo, aber ich bin nicht im Krankenhaus. Es ist etwas komplizierter als das.“
„Wo bist du dann?“
„Creamery Lane.“
„Verläuft sie nicht parallel zur Dorcas Street?“
„Ja, richtig.“ Durch das Handy war jetzt das Rauschen des Windes zu hören, was die Verständigung erschwerte. „Ich habe eine Mutter und ihren Sohn mit Grippe hier, und es besteht der Verdacht auf H1N1.“
„Wie krank sind sie?“
Wieder klang er außer Atem. War er gerade joggen?
„Die Mutter ist schwanger und hat bilaterale Konsolidierung der unteren Lungenlappen.“
„Himmel, das kann gefährlich werden! Haben wir auf der Intensivstation ein Bett frei?“
Zu Susans Verwirrung hörte sie seine Stimme jetzt in Stereo. Sie fuhr herum und sah, wie Leo gerade von einem schwarz-roten Rennrad stieg, das Handy mit der Halterung noch am Ohr.
Einen Moment lang verschlug es ihr die Sprache. Prickelnde Schauer überliefen sie, als er in seinem grün-weiß-roten Spandex-Radlerdress vor ihr stand, der sich eng um seinen Körper schmiegte und jedes Detail betonte.
„Ich war zufällig in der Nähe, als dein Anruf kam.“ Er nahm seinen Helm ab, und sein Lächeln wich einer dienstlichen Miene. „Wir werden die Frau also ins Krankenhaus bringen und den Jungen zu Hause unter Quarantäne stellen. Was soll daran kompliziert sein?“
Sein sachlicher Ton holte sie wieder in die Realität zurück. „Dass es sich um ein Frauenhaus handelt und im Moment noch weitere fünf Frauen mit ihren Kindern hier leben.“
„Können wir den Jungen nicht ebenfalls im Krankenhaus unterbringen?“
„Natürlich, das ist nicht das Problem …“ Sie brach ab, als müsste sie erst die richtigen Worte für dieses Problem finden.
Er blickte sie erst verständnislos an, dann dämmerte es ihm. „Ah, ich bin ein Mann.“
Oh ja, ein aufregender Mann von Kopf bis Fuß!
Er fuhr sich mit der Hand durch das glänzende schwarze Haar. „Wie sollen wir also am besten vorgehen? Glaubst du, die schwangere Frau wird sich von mir untersuchen lassen, wenn Erin anwesend ist? Dann kannst du dir die anderen Frauen hier vornehmen und unter Quarantäne stellen, falls es nötig ist.“
Susan war froh, dass er begriffen hatte. „In Ordnung, Leo.“
„Susan, Susan, komm schnell!“ Ein kreidebleicher Alec kam aufgeregt aus dem Haus gelaufen. „Mom ist umgefallen, und sie wacht nicht mehr auf.“
Susan und Leo rannten gleichzeitig hinein. Sie fanden Penny neben dem Sessel auf dem Boden liegen. Gemeinsam brachten sie die Frau in eine stabile Seitenlage. Susan kontrollierte die Atmung und zählte ihre Atemzüge, während Leo den Puls an der Halsschlagader maß.
Er zog seine Hand wieder zurück. „Atemfrequenz stark erhöht.“
„Herzfrequenz ebenso. Ich lege eine Infusion.“ Susan holte den Venenkatheter aus ihrer Tasche und schob eine Kanüle in Pennys Handrücken. Sie brauchte Leo nicht erst zu sagen, welche Sorgen sie sich wegen der gefährlichen Kombination von Schwangerschaft und Schweinegrippe machte – sie konnte dieselbe Angst in Leos dunklen Augen lesen.
„Wird sie wieder gesund?“, hörten sie Alecs ängstliche Stimme neben sich.
Leo drehte sich zu ihm um. „Deine Mom ist sehr krank, aber Susan und ich sind beide Ärzte und werden alles tun, was in unserer Macht steht, damit sie wieder gesund wird.“
„Sind Sie wirklich ein Doktor?“ Alecs Stimme war plötzlich voller Misstrauen. „Sie sehen nämlich gar nicht wie einer aus.“
Leo lächelte beruhigend. „Ich habe frei und war gerade auf meinem Fahrrad unterwegs, als Susan mich anrief. Ansonsten trage ich meistens einen Anzug oder grüne Operationskleidung.“
Der Junge wurde blass. „Muss meine Mom operiert werden?“
„Nein, aber sie braucht Antibiotika, und es ist besser, wenn wir sie ins Krankenhaus bringen.“
„Warum sind ihre Lippen so lila?“
Leo erklärte es ihm, ohne dabei schulmeisterhaft zu klingen, wie es Erwachsene oft taten, wenn sie mit Kindern redeten.
Susan fand, dass er seine Sache sehr gut machte, wenn man bedachte, dass er sonst nur mit Patienten zu tun hatte, die unter Narkose standen.
„In ihre Lungen ist Flüssigkeit geraten, das erschwert ihr das Atmen.“ Leo hielt eine Sauerstoffmaske
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