Aerzte zum Verlieben Band 41
Gröbste überstanden haben.“
„Aber seine Welt ist ohnehin schon eingestürzt, nun muss er auch noch Angst um das Leben seiner Mutter haben.“ Susan zerfloss vor Mitgefühl für den Jungen. Ihre Schultern sanken herab, und sie ließ die Stirn an Leos Schulter sinken.
Das überwältigende Bedürfnis, sie zu beschützen, stieg in ihm auf. Sanft strich er über ihre seidigen Locken. Es war eine Berührung ohne jedes Begehren. Er wollte nichts weiter, als Susan die Sorge nehmen und ihr versichern, dass alles wieder gut werden würde. So hielt er sie nur fest im Arm und vergrub das Gesicht in ihrem duftenden Haar.
Murphy schob seine feuchte Schnauze zwischen sie und gab ein kurzes Bellen von sich, als wollte er sagen: Hey, ich bin auch noch da!
Susan trat einen Schritt zurück, und Leo ließ die Arme sinken. „Ist schon okay, Murphy.“ Fragend schaute sie Leo an. „Wieso ist der Hund hier?“
„Ich habe ihn ausgeliehen“, erklärte er. „Ich dachte, Alec würde sich über einen Gefährten freuen.“
Ein Lächeln erhellte ihr sommersprossiges Gesicht. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Wie hast du es geschafft, ihn an Jennifer Danforth, dem Drachen von der Kinderstation, vorbeizuschmuggeln? Lass mich raten. Du hast sie cara genannt, ihr eine Packung italienischer Schokoladenküsschen überreicht und behauptet, dass sie bestimmt Verständnis dafür haben wird, dass Alec einen Kameraden braucht. Und dann hat sie dir erlaubt, den Hund auf ihre geheiligte Station zu bringen. Stimmt’s?“
War sie Hellseherin? Leo versuchte, nicht ganz so verblüfft dreinzuschauen. Genau das hatte er nämlich getan. Er zuckte die Schultern und grinste. „Es hat funktioniert.“
„Du hast es wirklich faustdick hinter den Ohren, Mr Casanova. Seit Monaten versuche ich schon, einen Hund als vierbeinigen Kameraden im Krankenhaus genehmigt zu bekommen, aber mit dieser Frau ist einfach nicht zu reden.“
Er sah Susan amüsiert an. „Hast du es mit Schokolade versucht?“
„Nein. Aber ohne Geschlechtsumwandlung und fließendes Italienisch hätte das bei mir auch sicher nicht funktioniert“, versetzte Susan trocken. Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger an die Brust. „Bevor du gehst, möchte ich eine offizielle Bescheinigung mit Jennifers Unterschrift sehen, dass Hunde auf der Kinderstation erlaubt sind.“
Er tippte sich an die nicht vorhandene Mütze und grinste. „Sehr wohl, Ma’am.“
„Gut.“ Ihre Feldwebelstimme nahm wieder einen freundlichen Tonfall an. „Im Moment ist alles ruhig. Hat Murphy noch Zeit zum Gassi gehen, bevor er zum Dienst antreten muss?“
Der Hund wedelte begeistert mit dem Schwanz. Natürlich hatte er jedes Wort verstanden.
Leo kraulte ihm die Ohren. „Klar.“
Susan räusperte sich. „Willst du mitkommen?“, fragte sie nach kurzem Zögern. „Ein Spaziergang wird uns nach dieser Aufregung guttun, und wir können dabei gleichzeitig die wichtigsten Dinge besprechen.“
Leo lächelte breit bei der unerwarteten Einladung. „Gern.“
„Prima. Dann lass uns losziehen.“ Mit Murphy an der Leine ging sie über den Parkplatz voran und schlug den Weg in Richtung Fluss ein.
Ausgerechnet die Uferpromenade! In Leo spannte sich jeder Nerv an. Seine Füße wollten sich nicht von der Stelle bewegen. Doch er hatte den Kanutrip schon abgelehnt. Wenn er sich jetzt auch noch weigerte, Susan auf diesem Spaziergang zu begleiten, nachdem er bereits zugestimmt hatte, würde sie sich zu Recht wundern und Fragen stellen. Fragen, die er nicht beantworten wollte.
Er würde also mitgehen und sich ablenken, indem er selbst Fragen an sie stellte. Zum Beispiel, warum ihr das Schicksal eines elfjährigen Jungen so naheging, während andere Patienten das nicht in diesem Maß taten.
Die Uferpromenade war ebenso dicht bevölkert wie der Fluss. Hausboote tuckerten dahin und wurden von Wasserskifahrern überholt, die sich von Motorbooten ziehen ließen. In der Ferne tutete das Horn eines Raddampfers, ein wesentlich angenehmeres Geräusch als das laute Brummen der Jet-Skies, von denen einer nach dem anderen vorbeisauste.
Auf der Promenade tummelten sich Touristen und Einheimische, und eine Schar kichernder Mädchen versuchte, die Aufmerksamkeit einiger Jungen zu erwecken. Der ganze Ort schien unterwegs zu sein, um an diesem heißen Sommerabend die kühle Brise zu genießen, die am Fluss wehte.
Hinter dem Ortsende, wo die Uferpromenade in einen schmalen Pfad überging und das Strauchwerk dichter wurde, begegnete
Weitere Kostenlose Bücher