Aerzte zum Verlieben Band 41
Wunsch, seine Augen zu sehen. Keine Spur von Mitleid war in seinem Blick zu lesen, nur Bewunderung und Respekt. Er versteht mich . Bei dieser Erkenntnis löste sich der Ring um ihre Brust, und ein lang vermisster innerer Frieden breitete sich in ihr aus.
Schon wieder hatte sie eine neue Seite an Leo Costa entdeckt. Seine vielen Facetten verwirrten sie, und sie fragte sich, warum er sie hinter diesem oberflächlichen Charme versteckte, wenn er doch so viel mehr zu bieten hatte.
„Dann hat sich für dich und deine Mutter alles zum Guten gewendet?“, fragte er.
Sie zuckte die Schultern. „Nicht wirklich. Wir zogen aus dem Frauenhaus wieder aus und in eine neue Wohnung. Mom fand einen Job und hatte einige Liebhaber, die jedes Mal mit Geschenken ankamen und uns dann mit Schulden zurückließen.
Ich sehnte mich nach einem geordneten Familienleben, doch mit sechzehn wurde mir klar, dass meine Mutter nicht in der Lage war, mir das zu geben. Deshalb wollte ich es besser machen und unabhängig sein im Leben. Ich bekam ein Stipendium an der Universität und begann Medizin zu studieren. Ärzte werden immer gebraucht, dachte ich mir.“ Sie lächelte, um die düstere Stimmung wieder aufzuhellen. Sie hatte genug über sich selbst geredet.
Leo versuchte, in ihren Augen zu lesen. Seine eigene Kindheit war im Vergleich zu ihrer froh und unbeschwert gewesen. In diesem Augenblick verstand er Susans Zurückhaltung voll und ganz. Jeder, der eine solche Kindheit erlebt hatte, war anderen Menschen gegenüber misstrauisch. Vor allem Männern.
Aber sie hat dich geküsst . Die Erinnerung an ihren Kuss war immer noch lebendig in ihm – der Kuss einer sinnlichen und erfahrenen Frau. Trotzdem hatte sie ihn zurückgestoßen. Nicht, weil sie sich nicht zu ihm hingezogen fühlte. Die Anziehungskraft war zweifellos da, denn jedes Mal, wenn sie sich begegneten, schienen Funken zwischen ihnen zu sprühen. Bestimmt wäre es auch zu weiteren Intimitäten gekommen, wenn sie sich in einer anderen Umgebung geküsst hätten.
„Dann bist du also nie von einem Mann abhängig gewesen?“
Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Aufmunternd drückte Leo ihr die Hand, die sie gleich wieder zurückzog.
„Während meines Studiums hatte ich die üblichen wechselnden Beziehungen. Affären. Erst viel später ging ich dann ein Verhältnis mit einem Mann ein, in dem ich mich gründlich getäuscht hatte. Das hat mich für den Rest meines Lebens von allen Männern geheilt.“
Erinnerungen an Christina wurden in Leo wieder lebendig. Ich hasse dich für das, was du mir angetan hast . „Sei nicht so hart zu dir selbst, Susan. Ich habe selbst solche Erfahrungen gemacht.“
Sie hob ruckartig den Kopf. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du jemals von jemandem abhängig warst.“
In dieser Beziehung hatte sie recht. Er war nie von jemandem abhängig gewesen, aber umgekehrt hatte es Menschen gegeben, die von ihm abhängig gewesen waren. Dom, zum Beispiel. Und Christina. Er hatte sie beide fallen lassen. „Ich meinte eine Beziehung, die mich für den Rest meines Lebens geheilt hat. Ich habe mit neunzehn geheiratet.“
Verblüfft riss sie die Augen auf. „Dann … dann bist du geschieden?“
Leo bereute schon wieder, dass er es erwähnt hatte, denn er fürchtete, dass es zu weiteren Fragen führen würde. Fragen, warum er die Freundin seines Bruders geheiratet hatte. Fragen, die er nicht beantworten wollte. „Richtig.“
Langsam legte ihre Verblüffung sich wieder. „Ich nehme an, Maria ist darüber nicht sehr glücklich gewesen.“
„Das wäre die Untertreibung des Jahrhunderts, aber jeder macht im Leben Fehler.“
Sie nickte. „Mein Fehler hieß Greg. Ich brachte mein Studium zu Ende, machte mein Praktikum und trat eine Stelle in Adelaide an.“
Leo war froh, dass er sie abgelenkt hatte. „Dann warst du in jeder Hinsicht unabhängig?“
„Für kurze Zeit, ja. Aber ich hatte seit meinem dritten Studienjahr so hart gearbeitet, dass ich endlich auch mein Vergnügen haben wollte. Und dann kam Greg in mein Leben, ein Schönredner, Schmeichler und Schauspieler, wie er im Buche stand. Er sagte mir alles, was ich hören wollte, und ich fiel auf ihn herein.“
„Wir alle sind empfänglich dafür“, tröstete er sie.
„Meinst du?“ Zweifel standen in ihren grünen Augen. „Jedenfalls hätte ich nach meinen trüben Kindheitserfahrungen mit meinem Vater klüger sein müssen. Stattdessen war ich so dumm, an das Klischee vom glücklichen Leben zu zweit zu
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