Aerzte zum Verlieben Band 41
die Taille. „Das war sehr selbstlos von dir.“
Die Erinnerungen stürmten wieder auf ihn ein, und er machte sich von ihr frei. „Nein, das war es nicht. Alles, was ich fertigbrachte, war, das Leben der Frau zu zerstören, die mein Bruder liebte. Wir hatten ein Baby erwartet, das letzte Vermächtnis von Dom, und plötzlich war uns nichts mehr von ihm geblieben.“ Er ging weiter.
„Christina war verzweifelt und wollte wieder ein Baby. Ich dagegen hatte mit meinem Studium zu kämpfen und mit Jobs, um uns über Wasser zu halten. Während ich mich in die Arbeit stürzte, verfiel Christina immer mehr der Tablettensucht. Bis sie eines Abends eine Überdosis nahm. Sie wurde gerettet.
Anschließend verlangte sie die Scheidung. Sie sagte, selbst die Schande, als geschiedene Frau in ihren Heimatort zurückzukehren, würde sie leichter ertragen können, als weiter mit mir verheiratet zu sein.“
Tiefes Mitgefühl stand in Susans Blick. „Das tut mir leid, Leo. Aber ich glaube nicht, dass du Schuld an ihren Depressionen hattest. Es war für dich ebenso schwer.“
„Ich weiß nur, dass eine solche Ehe die Hölle ist, und wenn dann noch Kinder darunter leiden müssen, ist es doppelt schlimm.“
„Aber bereust du es heute nicht, keine Kinder zu haben?“
„Ich habe jede Menge Nichten und Neffen“, erwiderte er knapp. „Und was ist mit dir? Die meisten Frauen wollen doch Kinder haben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte keine alleinerziehende Mutter sein, und ich traue mir nicht zu, einen Mann zu finden, der mich und mein Kind mehr liebt als sich selbst.“
Leo fand das sehr schade. Ihm wurde bewusst, wie sehr dieser Greg sie seelisch verwundet haben musste.
Plötzlich klang ein freudiges Bellen durch die Nacht, und Murphy kam durch das Tor zum Gutshaus geschossen. „Außerdem habe ich Murphy“, fügte Susan hinzu. „Nicht zu vergessen meine kleinen Patienten und die Kinder im Krankenhaus.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. „Da habe ich genug zu bemuttern und keine Verpflichtungen dabei.“
„Das ist die richtige Einstellung.“ Leo war froh, dass Susan die Dinge ebenso sah wie er. Susan war zu seinem Rettungsanker in Bandarra geworden. Heiß erwiderte er ihren Kuss, ohne dabei auf das plötzliche Ziehen in seiner Brust zu achten.
10. KAPITEL
Nur allmählich drang das Schrillen des Weckers in Susans süße Träume. Sie wollte nicht aufwachen, wollte sich nicht von Leos warmem Körper in ihrem Rücken lösen. Einen Arm hatte er zärtlich um sie gelegt und mit der Hand eine ihrer Brüste umfasst.
Susan spürte, wie ihre Brust unter seiner Berührung leicht schmerzte. Überhaupt spannten ihre Brüste in den letzten Tagen so merkwürdig.
Leo stöhnte. „Stell das verdammte Ding ab!“
Inzwischen war sie hellwach. Ein wohliges Gefühl durchströmte sie, als sie den Wecker abstellte. Zum ersten Mal war Leo die ganze Nacht bei ihr geblieben. Wenn Anna schon wusste, dass sie miteinander schliefen, dann brauchte er auch nichts mehr vorzutäuschen und konnte weiterhin pünktlich zum Frühstück erscheinen.
Sie küsste ihn auf die Nasenspitze. „Wir müssen aufstehen.“
Träge öffnete er ein Auge, bevor er es gleich wieder schloss.
Susan ließ eine Hand über seinen Rücken wandern. „Du bist also ein Morgenmuffel“, meinte sie amüsiert. „Aber es hilft alles nichts. Du hast im Operationssaal heute ein volles Programm.“
„Volles Programm?“, wiederholte er verschlafen. „Ich operiere doch sonst nur am Vormittag.“
„Du wolltest es so haben, als wir den Operationsplan festlegten.“ Plötzlich wusste sie, warum er sich heute für einen vollen Tag im OP eingetragen hatte. Es war der siebenundzwanzigste Februar, der Todestag seines Bruders! Er wollte der Gedenkfeier aus dem Weg gehen, wie er es bisher immer getan hatte.
Frust und Sorge stritten in ihr. Leo durfte die Trauer um seinen Bruder nicht länger verdrängen, sondern musste sie verarbeiten, damit er erkannte, dass er an dessen Tod nicht schuldig war.
Misch dich da nicht ein, warnte eine innere Stimme. Doch sie musste es tun. Sie musste ihm helfen, gegen die Vergangenheit anzukämpfen.
Weil sie ihn liebte. Bei dieser Erkenntnis zog Susan scharf die Luft ein.
„Alles in Ordnung?“, fragte Leo besorgt.
Nein, ganz im Gegenteil, aber das konnte sie ihm nicht sagen. „Schau auf die Uhr!“ Sie warf die Bettdecke zurück und lief ins angrenzende Bad. Dort sank sie auf den Badewannenrand und schlug
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