Aerzte zum Verlieben Band 41
haben wollte, und sie bekam ein Baby von ihm. Hätte sie sich in eine größere Katastrophe hineinmanövrieren können?
Seit gestern früh hatte sie Leo nicht mehr zu Gesicht bekommen, da er es vorgezogen hatte, sich an Doms Todestag in die Arbeit zu stürzen. Nur eine SMS hatte er ihr geschickt und versprochen, dass er heute Abend da sein würde.
Ihr Handy meldete sich. Susan warf einen Blick auf das Display und lächelte. Heute Abend kochen wir bei dir Gnocchi. L.
Ein warmes Gefühl stieg in ihr auf und verdrängte alle Ängste. Essen ist nicht nur für den hungrigen Magen, es nährt auch die Seele, hatte Maria gesagt und damit gemeint, dass Liebe durch den Magen ging.
Leo wollte mit ihr kochen, mit ihr die ganze Nacht verbringen. Hoffnung schlich sich in ihr Herz. Würde er eines Tages für immer bei ihr bleiben wollen?
Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer des Krankenhauses in Mildura, wo sie sich mit der Schwangerschaftsberatung verbinden ließ und um einen dringenden Termin bei Alistair Macklin bat.
Leo hatte eine schlimme Nacht hinter sich. Stundenlang hatte er sich nur von einer Seite auf die andere gewälzt und war dann in einen unruhigen Schlaf gefallen. Er hatte geträumt, dass Susan in seinen Armen lag und sich plötzlich in Luft aufgelöst hatte. Überall hatte er sie gesucht, sie jedoch nirgends mehr finden können. Mit Herzklopfen und einer merkwürdigen inneren Unruhe war er am Morgen aufgewacht.
Noch bevor seine Familie aufgestanden war, hatte er das Haus verlassen und im Krankenhaus schon früh seine Runde gemacht. Alle seine Patienten hatten sich in einem stabilen Zustand befunden, und so hatte es für ihn nichts weiter zu tun gegeben. Auch in der Praxis war er nicht zum Dienst eingeteilt gewesen.
Um die Zeit herumzubekommen, hatte er eine lange Fahrt mit dem Rad unternommen und anschließend noch Lebensmittel für heute Abend eingekauft. Doch nichts hatte dieses beunruhigende Gefühl vertreiben können, das er immer noch hatte.
Leo schaute auf seine Armbanduhr. Susan würde noch für einige Stunden in der Praxis beschäftigt sein, aber er hatte das dringende Bedürfnis, sie zu sehen. Er musste ihren Duft einatmen, in ihre smaragdgrünen Augen blicken, sie in die Arme nehmen und ihre Stimme hören.
Als er zum Praxiseingang ging, sah er, wie sich im Westen drohende schwarze Wolken zusammenballten. Leo runzelte besorgt die Stirn. Bandarra litt unter der Trockenheit, doch während der Erntezeit war Regen alles andere als willkommen. Er öffnete die Eingangstür und betrat die Ordination.
Angenehme Kühle und eine ungewohnte Stille empfingen ihn. Niemand war an der Rezeption, und das Wartezimmer war verwaist. Er warf einen Blick auf den Dienstplan und sah, dass Susan Dienst hatte. Wenn keine Patienten da waren, könnte sie vielleicht heute früher Schluss machen, freute er sich.
Er ging den Korridor entlang zu ihrem Büro und klopfte an. Als niemand antwortete, öffnete er die Tür.
Der Raum war leer, doch der Computer war eingeschaltet. Leo beschloss, hier auf Susan zu warten und seine E-Mail auf ihrem Computer statt auf seinem Handy zu lesen. Da er in wenigen Tagen nach Melbourne zurückkehren würde, schickte seine Sekretärin ihm eine Mail nach der anderen, um seine Operationstermine einzuteilen.
Als er mit seinen Mails fertig war, fiel sein Blick auf ein Fax, das auf dem Schreibtisch lag. Der Absender war das Mildura Base Hospital. Leo wusste, dass Susan dort an einem Fortbildungsseminar teilnehmen wollte. Er wollte schon den Blick wenden, als ihm die Worte „Schwangerschaftsberatung“ und „Patientin Susan McFarlane“ ins Auge stachen.
Leo wurde der Mund trocken. Unbewusst zerknüllte er das Fax in seiner Hand.
Susan war schwanger.
Panik stieg in ihm auf. Nein, das konnte nicht sein, durfte nicht sein! Sie hatte doch die Spirale. Und es war auch nur das eine Mal gewesen, wo sie kein Kondom benutzt hatten.
Ein Baby!
Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Im Geist hörte er Doms Stimme, hörte er Christina sagen, dass sie ihn hasste. Mit aller Macht griff die Vergangenheit wieder nach ihm.
Das Bild eines strammen lockigen Babys mit großen runden Augen stieg vor ihm auf. Für einen kurzen Moment durchströmte ihn ein ungeheures Gefühl der Wärme, bevor die Angst wieder die Oberhand gewann.
Ein heftiger Donnerschlag ließ ihn zusammenzucken. Leo wandte den Kopf und sah dicke Regentropfen gegen die Fensterscheiben prasseln, die rasch zu wahren Rinnsalen wurden.
Ich
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