Aerzte zum verlieben Band 43
besorgten Mütter. Also hatte sie, was ihre Arbeit betraf, viel Selbstvertrauen, persönlich anscheinend aber nicht. Tom verstand nicht, warum. Damit sie sich nicht wieder zurückzog, brachte er sie dazu, über ihre Arbeit zu reden. âVon Warzen habe ich nicht die geringste Ahnung. Ich kann mich nicht erinnern, als Kind welche gehabt zu haben.â
âDann müssen Sie so ziemlich der Einzige gewesen seinâ, antwortete sie lächelnd. âGeht Joey gern schwimmen?â
Tom musste sich eingestehen, dass er es nicht wusste. âSusie hatte immer ein Planschbecken im Garten stehen, aber ich weià nicht, ob er Schwimmunterricht hatte. Wahrscheinlich nicht, sonst hätte mich der Sportlehrer angesprochen.â Er seufzte. âIch bezweifle stark, dass Joey es mir erzählen wird. Am besten frage ich Matty Roper.â
âVielleicht sollten Sie regelmäÃig etwas zusammen unternehmen. Zum Beispiel könnten Sie immer an Ihrem ersten freien Tag mit Joey schwimmen gehen und die Termine mit einem bunten Sticker im Kalender vermerken. So weià er, was wann anliegt, und wird sich bei Ihnen sicherer fühlen.â
âAuf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Sie sind ein Genie, Flora.â
âAch, was. Ich arbeite mit Kindern, da habe ich mir von Lehrern und Tagesmüttern einiges abgeguckt.â
Schon wieder stellte sie ihr Licht unter den Scheffel. Warum war es ihr unangenehm, wenn man sie lobte? Hatten ihre Eltern zu denen gehört, die viel forderten und nie zufrieden waren? Oder steckte etwas anderes dahinter?
Sie erreichten den Spielplatz, und Joey lief zur Schaukel.
âSoll ich dir Schwung geben, Jojo?â
Der Junge schüttelte nur den Kopf und bewies einen Moment später, dass er gut allein zurechtkam.
Flora hatte sich inzwischen auf die Bank gesetzt, von wo aus sie die Schaukeln im Blick hatte. Tom fühlte sich bei Joey überflüssig und ging zu ihr.
âAlles in Ordnung?â
âKlarâ, log er. Er brauchte Ablenkung, und Flora war sehr gut darin, ihn abzulenken.
Natürlich würde er ihr nicht sagen, dass ihn die bernsteinfarbenen Pünktchen in ihren warmen braunen Augen faszinierten. Oder dass ihr süÃer Mund ihn an eine Rosenknospe erinnerte.
Schnell schob er die Gedanken beiseite. âWollten Sie schon immer Krankenschwester werden?â
âAls kleines Mädchen wollte ich unbedingt Tierärztin werden. Aber dann müsste ich kranke Tiere einschläfern, und das könnte ich nie übers Herz bringen. Und Dad meinte, ich würde sowieso jeden Streuner bei mir aufnehmen, den man mir in die Praxis brächte, und noch ein paar Hundert Hektar Land dazukaufen, um alle zu beherbergen.â
âAber ganz wollten Sie von der Medizin nicht lassen?â
âNein. Nach der Grundausbildung hätte ich mich gern auf Kinderpflege spezialisiert und am St. Piran beworben.â
âUnd was hat Sie davon abgehalten?â
âMum und Dad ging es nicht besonders gut. Also bin ich nach Hause zurückgekommen und habe für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet. Das Angebot, als Schulschwester anzufangen, kam im letzten Jahr, nicht lange, nachdem Mum gestorben war. Ich weiÃ, dass sie begeistert gewesen wäre.â
âWar sie auch Krankenschwester?â
âNein, sie und Dad sind ganz in ihrer Arbeit für den Hof aufgegangen. Loveday Organicâs. Dad hat schon Bioprodukte angeboten, als es den Trend noch gar nicht gab. Zusammen mit den Trevellyans hat er auch eine Gemüsekiste mit frischer Saisonware entwickelt, die man sich ins Haus liefern lassen kann. Aber ich war nicht besonders erpicht darauf, den Hof zu übernehmen, als ich mit der Schule fertig war.â Sie lachte trocken auf. âHaben Sie schon mal von einem Bauernmädchen gehört, das Angst vor Hühnern hat?â
âSie haben Angst vor Hühnern?â
âNicht mehr, aber früher schon, selbst als Teenager noch.â Sie errötete wieder, und Tom musste sich sehr beherrschen, sich nicht vorzubeugen, um ihren üppigen Mund zu küssen. Hatte sie überhaupt eine Ahnung, wie bezaubernd sie war?
âSie haben sicher gespürt, dass ich nervös war, und dann wurden sie auch unruhig und sind noch hektischer umhergeflattert. Das hat mir wiederum Angst eingejagt. Aber Toby hat mir gezeigt, wie ich sie beruhige, und ich kann mich sogar zwischen ihnen bewegen und Eier sammeln.â
Verwundert
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