Aerzte zum verlieben Band 43
Hast du jemals etwas getan, das du später bereut hast? So richtig bereut?â
Beim FuÃball war Josh die Stimmungskanone â nie um einen flotten Spruch verlegen und immer zum Lachen aufgelegt. Inzwischen hatte Tom den Verdacht, dass sein Freund zum gleichen Schutzschild griff wie er, um seine Gefühle zu verbergen: Er machte auch dauernd Witze. Und jetzt schien es, als könnte Josh jemanden gebrauchen, der ihm zuhörte.
âEs ist gleich Mittagâ, begann er. âWollen wir uns ein Sandwich holen?â
âIch glaube, das reicht mir nicht. Meine Batterie ist ziemlich leer.â
âWenn du einen echten Kalorienhammer brauchst, wie wäre es mit Pizza?â
âHört sich schon besser an.â
âPerfekt. Bei Luigi in zwanzig Minuten?â
âAlles klar.â
Als Tom die Pizzeria betrat, war Josh schon dort. Die Pizza, die er sich dann bestellte, war praktisch mit allem belegt, was die Küche zu bieten hatte. Während er sie mit sichtlichem Appetit vertilgte, erzählte er eine Anekdote nach der anderen aus dem Klinikalltag.
Tom wartete, bis der Kaffee auf dem Tisch stand. âOkayâ, sagte er. âDu machst es genauso wie ich. Du denkst, wenn man nur genug Witze erzählt, geht das, was einem zu schaffen macht, irgendwann vorbei. Aber das tut es nicht.â Er schwieg kurz. âAlso, was ist los?â
Josh seufzte schwer. âEs ist kompliziert.â
âIch behalte es für mich. Komm, erzähl schonâ, ermutigte Tom ihn.
âVor ein paar Jahren habe ich mich verliebt, doch die Sache ging schief. War mein Fehler.â An seinem Kinn zuckte ein Muskel. âIch habe sie nie vergessen können, aber es gab für uns einfach keine Chance.â
âAlso hast du eine andere geheiratet, um sie zu vergessen?â Tom hatte die Gerüchte gehört, dass es in Joshs Ehe stark kriseln sollte. Seine Frau war schon eine ganze Weile nicht mehr zu den FuÃballspielen mitgekommen. Rebecca war ganz nett, für Toms Geschmack jedoch ein bisschen zu perfekt in allem.
âNein. Ich habe Rebecca geliebt. Jedenfalls glaubte ich das damals. Inzwischen weià ich, dass die erste Liebe, zu dieser anderen Frau, viel stärker war. Rebecca und ich haben uns auseinandergelebtâ, gestand er mit grimmiger Miene. âUnsere Ehe ist im Eimer, und keiner von uns entwickelt groÃen Ehrgeiz, sie noch zu retten.â
âIhr lasst euch scheiden?â
âVermutlich. Wir haben unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Sie will unbedingt ein Baby.â
âUnd du nicht.â
âNein, ich wollte nie Kinder, und das wusste sie auch. Als wir heirateten, waren wir uns noch einig, dass Kinder nicht infrage kommen.â Hörbar stieà er den Atem aus. âUnd jetzt habe ich eine Riesendummheit gemacht. Beim Sportlerball hatte ich ein bisschen zu tief ins Glas geschaut. Du weiÃt ja, wie das ist. Du bist müde, du weiÃt nicht, was du tust. Sie war warm, sie war da, und ⦠oh, verdammt.â Er fuhr sich durch das rabenschwarze Haar. âIch hätte mich beherrschen müssenâ, sagte er mit gesenkter Stimme. âIch habe nicht einmal verhütet.â
âHabt ihr darüber gesprochen?â
âNein. Sie tut, als wäre es nie passiert. Es ist verrückt â ich liebe sie nicht mehr, und sie liebt mich nicht mehr. Ich sollte sie gehen lassen, damit sie sich jemanden suchen kann, der sie glücklich macht.â
âUnd du denkst immer noch an die, die du damals verloren hast.â
âEs wäre einfacher, wenn ich ihr nicht jeden Tag bei der Arbeit begegnen würdeâ, meinte Josh trocken.
Tom pfiff leise durch die Zähne. âNa, super. Weià sie, dass du noch etwas für sie empfindest?â
âKeine Ahnung. Sie will nicht mit mir reden. Am Samstag war sie auch beim Ball, und sie hat gesagt, ich sollte nach Hause gehen, zu meiner Frau. Und ich habe es getan â wie der letzte Idiot.â Josh seufzte. âRebecca wusste, dass ich zu viel getrunken hatte und nicht mehr richtig denken konnte. Wenn wir jetzt ein Kind gezeugt haben ⦠das könnte ich mir nie verzeihen.â
âNimmt sie nicht die Pille?â
âFrüher hat sie sie genommen.â Sein Ton verriet, dass darauf heute kein Verlass mehr war.
âEs muss nicht gleich beim ersten Mal passieren. Du bist Arzt, du weiÃt, dass das nicht gesagt ist.â
âSicher.â
Weitere Kostenlose Bücher