Aerzte zum verlieben Band 43
morgen muss ich zu einem Vorsprechen.â
Sie legte sich aufs Sofa und zog ihr T-Shirt hoch. Wie erwartet, hatte sie einen absolut flachen Bauch. Aber Jonathan hatte recht, sie war zu dünn. Rose konnte beinahe jede Rippe zählen. Als er Jessamine aufforderte, sich aufzusetzen, damit er sie abhorchen konnte, stach jeder einzelne Wirbel an ihrem Rücken hervor.
âHerz und Lunge sind in Ordnung. Rose, würden Sie bitte Jessamines Blutdruck messen?â
Rasch legte Rose der Schauspielerin die Manschette an. Ihr Blutdruck war etwas niedrig, gab aber keinen Anlass zur Besorgnis. Trotz ihrer Magerkeit besaà Jessamine offenbar eine gute Kondition.
âIch hoffe, du hast die Party auf der Wakeley-Jacht nächste Woche nicht vergessen, Johnnyâ, meinte sie. âAlle gehen dahin. Ich weiÃ, dass du nicht mehr mit Felicity zusammen bist, aber du solltest nicht zu Hause rumsitzen und Trübsal blasen. Sie müssen auch kommen, Roseâ, fügte sie hinzu.
Die Einladung war ganz offensichtlich nur als höfliche Geste gemeint.
âIch bin sicher, dass Rose gerne kommen würdeâ, antwortete Jonathan, ehe sie ablehnen konnte. âIch werde sie mitbringen.â
Mit dieser Reaktion hatte Jessamine wohl nicht gerechnet. Misstrauisch betrachtete sie Rose. Das anschlieÃende geringschätzige Achselzucken machte deutlich, dass sie diese nicht als ernstzunehmende Konkurrenz betrachtete.
Zwar hatte Rose nicht die Absicht, auf die Party zu gehen, wollte Jonathan jedoch nicht direkt widersprechen.
Nachdem er Jessamine Blut abgenommen und sie noch einmal ermahnt hatte, vernünftig zu essen, verabschiedete er sich von ihr. âDann sehen wir uns am Sonntag, Jess. Vielleicht schaue ich vorher noch mal vorbei. Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen zu machen brauchst, aber wir sollten auf Nummer sicher gehen. Und du musstunbedingt regelmäÃige Mahlzeiten zu dir nehmen. Sonst wirst du weiterhin unter Verdauungsstörungen leiden. Du schadest deinem Körper, indem du hungerst. Ist es das wirklich wert, dass du deine Gesundheit so aufs Spiel setzt?â
âSchimpf nicht mit mir, Johnny. Ich verspreche, ich werde brav sein. Ich muss nur für diesen neuen Film vorsprechen. Danach werde ich wieder ein paar Pfund zulegen.â Sie hielt zwei Finger hoch. âPfadfinder-Ehrenwort.â Dann warf sie Rose einen Blick zu, der spöttisch und herausfordernd zugleich war.
DrauÃen hielt Jonathan die Beifahrertür für Rose auf. âKann ich Sie nach Hause fahren?â
âNein, danke. Ich glaube, hier ist eine U-Bahn-Station in der Nähe, und ich muss unterwegs noch ein paar Einkäufe erledigen.â
âGut, dann bringe ich Sie zur U-Bahn. Steigen Sie ein. Unterwegs können wir uns noch ein bisschen über Jessamine unterhalten.â
Sobald Rose im Wagen saÃ, meinte sie: âSie sind anscheinend ziemlich sicher, dass es sich bei ihr um Verdauungsprobleme handelt.â
âJa, bei ihrem Lebensstil ist das sehr wahrscheinlich. Aber ich schlieÃe andere Möglichkeiten nicht aus. Um ganz sicherzugehen, will ich ein groÃes Blutbild machen lassen.â
Rose war erleichtert festzustellen, dass er trotz seiner lockeren Art und dem vertraulichen Umgang mit seinen Patienten ein Mindestmaà an Verantwortung in seinem Beruf besaÃ.
Plötzlich lächelte er, und ihr Herz machte einen freudigen Satz. âAlso, wie war Ihr erster Tag?â
âGanz anders als das, was ich gewohnt binâ, gab Rose zu. âAber interessant.â
Und das Faszinierendste von allem war der Mann neben ihr. Sie betrachtete ihn von der Seite. Jemanden wie ihn hatte sie noch nie getroffen. Sie war in einer völlig anderen Welt aufgewachsen. Ihre Eltern hatten hart gearbeitet, um über die Runden zu kommen. Vergnügungen hatte es nur selten gegeben. Doch auch wenn materieller Besitz knapp gewesen war, hatte Rose sich immer geschätzt und geliebt gefühlt.
Sie war fleiÃig, aber nicht ehrgeizig gewesen. Nach der Schule hatte sie einen Sekretärinnenkurs gemacht und eine Stelle als medizinische Sekretärin in einer Vorort-Praxis angenommen. Dort hatte sie dann erkannt, dass sie mehr aus ihrem Leben machen wollte. Sie hatte ihren Hochschulabschluss in der Abendschule nachgeholt und war danach nach Edinburgh gegangen, um Krankenschwester zu werden und Gesundheitsmanagement zu studieren.
Durch das Studium war sie an Dinge herangeführt
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