Aerzte zum verlieben Band 55
Mondlicht vor ihnen lag.
Sie holte tief Luft und sprach, ohne ihn anzusehen. âIch war auch einmal mit so einem Mann zusammen. Wir sind durch die Gegend gefahren und haben über Häuser gesprochen, die wir gemeinsam bauen würden. Und über die Familie, die wir haben würden.â
Ihr Tonfall signalisierte deutlich, dass diese Geschichte kein glückliches Ende genommen hatte. Nick verspürte das Bedürfnis, den Arm um sie zu legen, und trat sicherheitshalber einen Schritt zur Seite.
âLeider stellte sich heraus, dass er schon ein Haus hatte und auch eine Familie, eine Frau und zwei Kinder.â Sie schauderte, als könnte sie so die Erinnerung abstreifen. Dann wandte sie sich ihm zu und lächelte etwas gezwungen. âSorry, ich dachte, ich wäre darüber hinweg. Aber hier drauÃen kann man die Dinge wenigstens in einer etwas gröÃeren Perspektive betrachten.â
Sie breitete die Arme aus, als könnte sie so das Land umarmen, das sich vor ihnen in der dunklen Nacht erstreckte. âIch meine, wie kann man das anschauen, ohne zu verstehen, dass die eigenen Probleme vollkommen unbedeutend sind? Man nennt das Outback auch das Land des groÃen Himmels, haben Sie das gewusst?â
Sie sprach leise, aber ihre Stimme klang wieder fest. Dennoch war sein Verlangen, sie zu umarmen, noch immer da. Dabei hatte er mit seinem eigenen Kummer genug zu kämpfen.
Als er sich umschaute, musste er ihr jedoch zustimmen. Noch nie war ihm das majestätische Bild des Himmels so nahegegangen, noch nie hatte er so viele und so leuchtende Sterne gesehen.
âWunderschönâ, murmelte er und sah dann die Frau neben sich an. Ob es das Licht des Mondes war oder ihr inneres Leuchten, das sie mit diesem Land verband, auf jeden Fall traf das Wort genauso auf Annabelle zu.
âWunderschönâ, wiederholte er und hielt sich nur mit Mühe davon ab, ihre verführerischen Lippen zu küssen.
Natürlich wäre es nur ein freundschaftlicher, ein tröstender Kuss gewesen, versicherte er sich selbst, als er ihr wenig später zurück ins Haus folgte.
5. KAPITEL
Am nächsten Morgen begegneten sie sich in der Küche. Nick war bereits fertig angezogen und wollte gerade frühstücken, während Annabelle in ihrem verschlissenen T-Shirt, das sie als Nachthemd benutzte, am Tisch saà und bereits gefrühstückt hatte. Sie stand auf, um ins Badezimmer zu gehen.
Unter der Dusche erinnerte sie sich wieder an ihr gestriges Geständnis im Mondschein. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Am besten würde sie so tun, als wäre es nie passiert, und darauf hoffen, dass er es nicht erwähnte.
Sie trocknete sich energisch ab, zog sich an und kehrte zurück in die Küche, wo Nick bereits auf sie wartete.
âEin ganz schön aufregender Tag war das gestern.â
Nicks Worte, während sie hinüber zur Klinik gingen, zeigten Annabelle, dass er wohl nicht auf ihre Geschichte über sie und Graham zurückkommen würde. Zum Glück.
Aber für solche Gedanken hatte sie jetzt keine Zeit. Es lag ein langer Arbeitstag vor ihnen, denn Annabelle war sicher, dass viele Einwohner des Ortes die Gelegenheit nutzen würden, um sich das neue Klinikteam anzuschauen.
Ihre Vermutung wurde bestätigt, als sie auf die vordere Veranda kamen, die als Wartezimmer diente und voll besetzt war.
Die alte Mrs Fairchild, die früher selbst als Krankenschwester gearbeitet hatte, war die Erste, die Annabelle ansprach. âAh, Annabelle Donne. Ich habe schon gehört, dass du Krankenschwester geworden bist. Wirst du denn bleiben, wo du jetzt endlich wieder hier bist?â
âNur für zwei Monateâ, antwortete sie. âSo, wer ist denn unser erster Patient?â
Drei Leute sprangen gleichzeitig auf, aber bevor ein Streit ausbrechen konnte, tauchte Eileen auf der Bildfläche auf.
âDu gehst ins Sprechzimmer, der Doc wartet schonâ, verkündete sie und schob Annabelle ins Haus. âIch habe die Krankenakten rausgelegt und werde euch die Patienten schicken. Ich habe alles im Griff.â
Sie wedelte mit einem Blatt Papier, und Annabelle grinste. Sie war sicher, dass Eileen die Patienten in genau der Reihenfolge ins Sprechzimmer schicken würde, die am effektivsten war.
âJane Crenshaw, in der zweiunddreiÃigsten Woche schwanger.â Nick runzelte die Stirn, während er Annabelle vom Krankenblatt vorlas.
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