Aerzte zum verlieben Band 55
sofort wusste, was er meinte. âHaben Sie früher noch nie mit jemandem zusammengewohnt?â, fragte sie, um etwas Zeit zu gewinnen.
Er musterte sie eindringlich mit seinen blauen Augen, und Annabelle hatte das Gefühl, dass er sie problemlos durchschaute.
âMit meinen Eltern natürlich und dann mit meiner Frau ⦠Meiner Exfrau, sollte ich wohl sagen.â
Das klang nicht unbedingt wie eine Einladung zu weiterer Konversation, aber alles war besser, als einander schweigend gegenüberzusitzen.
âDas Model?â
SchlieÃlich wusste ohnehin jeder, wer seine Exfrau war, also konnte sie es ebenso gut sagen.
âDas Modelâ, erwiderte er, und plötzlich trat ein Unheil verkündendes Funkeln in seine Augen. Aber dahinter erkannte Annabelle auch Trauer, und so bereute sie ihre Worte sofort.
âTut mir leidâ, sagte sie spontan. âDas war nicht sehr nett. Für Sie ist sie natürlich mehr als ein Model. Und Sie haben recht, ich finde unsere Situation hier auch seltsam, aber das liegt sicher daran, dass wir uns nicht gut kennen.â In ihrem Bemühen, den Fauxpas wiedergutzumachen, plapperte sie drauflos. âIch habe schon mit Leuten zusammengewohnt, die ich nicht kannte, aber dann war immer meine Schwester Kitty dabei.â
Nick schaute die Frau, die ihm gegenübersaÃ, prüfend an. Ihr Gesicht war vor Verlegenheit gerötet. Dabei war ihre Bemerkung der Wahrheit schmerzhaft nahegekommen. Denn Nellie war tatsächlich vor allem Model und erst danach seine Frau gewesen.
Dass es Annabelle so unangenehm war, andere Menschen zu verletzen, bedeutete vielleicht, dass man auch ihr einmal wehgetan hatte.
Zwei Monate â war das genug Zeit, um sich so gut kennenzulernen, dass er das herausfinden würde? Vermutlich nicht.
Annabelle schaute wieder konzentriert auf ihre Gabel, und er suchte nach einem neuen Gesprächsthema.
âIhre Schwester Kitty ist diejenige, die Medizin studiert, richtig?â
Bevor sie antworten konnte, klingelte das Telefon. Annabelle sprang sofort auf, als könnte sie es kaum erwarten, den Tisch zu verlassen.
Nick hörte zu, verstand aber trotzdem kein Wort.
âOkay, mit dem sauberen, feuchten Tuch haben Sie schon mal alles richtig gemacht. Sagen Sie dem Wagen per Funk Bescheid, dass wir in der Klinik auf sie warten.â
âArbeit?â, fragte er, als sie wieder Platz nahm.
âJa, aber wir können noch zu Ende essen. Ein Bohrarbeiter hat sich die Hand in einer Maschine eingeklemmt. Es ist wohl nichts gebrochen, aber vielleicht sind einige Sehnen gerissen. Jemand fährt den Patienten hierher, sie kommen in einer halben Stunde an.â
âWir werden ihn trotzdem röntgen. Gut, dass wir das Gerät vorhin mit Eileen schon angeschaut haben.â Nick sah sie über den Tisch hinweg an. âAber wozu sage ich Ihnen das? Sie wissen es ja selbst.â
Annabelle grinste, und Erleichterung durchflutete ihn. Anscheinend hatte ihn der angespannte Unterton ihres Gesprächs vorhin doch mehr gestört, als er es sich eingestanden hatte.
Die Fleischwunde sah ernst aus.
âWie ist das passiert?â, fragte er den Patienten, der sich als Max vorgestellt hatte.
âHab sie mir zwischen den Ansaugrohren eingeklemmtâ, sagte Max. Nick warf einen kurzen Blick auf Annabelle, aber ausnahmsweise schien sie auch nicht besser Bescheid zu wissen als er.
Max fuhr mit einer ausführlichen technischen Erläuterung zum Ablauf seines Unfalls fort, während Nick die Hand genauer untersuchte. Die AuÃenfläche war verletzt, aber vor allem ein tiefer Schnitt auf der Innenseite des rechten Zeigefingers machte ihm Sorgen. Hier war vielleicht wirklich eine Sehne geschädigt. Annabelle reinigte die Wunden sorgfältig mit Kochsalzlösung.
âWir geben Ihnen eine lokale Betäubung, Maxâ, sagte Nick. âSie sind Rechtshänder, nehme ich an?â
âJa, klar. Ich hoffe, Sie flicken mich wieder zusammen, Doc.â
âSie werden die Sehne nähen?â, murmelte Annabelle Nick zu.
â Wir werden das tunâ, gab er zurück. âSchauen Sie mal nach unserer Ausstattung. Ich röntge ihn inzwischen.â
Nach dem Röntgen machten sie sich an die Arbeit. âWir werden die Wunde auf der AuÃenseite kleben und nicht nähenâ, sagte Nick. âDas geht schneller und ist für diese Verletzung ausreichend. Dann kümmern wir uns um die
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