Aerzte zum verlieben Band 55
du willst vielleicht den Sonntag nutzen, um deinen Vater zu besuchenâ, sagte er plötzlich.
Seine Bemerkung verursachte ein unbehagliches Ziehen in ihrem Magen. Ja, sie sollte ihren Vater besuchen, deswegen war sie schlieÃlich auch hier. Aber war sie wirklich schon bereit dafür?
âNein, ich glaube nichtâ, sagte sie. Die letzten Tage hatten ihr reichlich Stoff zum Nachdenken geliefert â auch über ihren Vater und seine wechselnden Frauen. Wenn sie sich in die falschen Männer verliebte â obwohl zwei vielleicht keine repräsentative Aussage erlaubten â, hatte er sich dann vielleicht immer in die falschen Frauen verliebt?
âIch glaube, ich sollte erst einmal ausschlafenâ, fuhr sie fort, um Nick eine Erklärung zu liefern. âIch fahre nächste Woche.â
Aber konnte sie sich wirklich ausruhen und Nick mit Melody allein lassen? Wer weiÃ, was das junge Mädchen noch mit ihm vorhatte â¦
Annabelles Ãberlegungen wurden durch Eileens Ankunft unterbrochen.
âBetsy-Ann hat angerufenâ, verkündete sie. âDein Vater hatte einen Unfall.â Eileen trat zu Annabelle und legte ihr einen Arm um die Schultern. âEs sieht nicht gut aus, Schätzchen. Sie hat die fliegenden Ãrzte gerufen, aber ihr solltet schnell rausfahren.â
Für einen Augenblick war Annabelles Kopf vollkommen leer. Dann überschlugen sich ihre Gedanken geradezu.
Es kann nicht schlimm sein! Ich habe ihn doch noch nicht einmal gesehen! Er darf nicht sterben!
Sie wollte es einfach nicht wahrhaben und wusste doch gleichzeitig, dass sich Eileens Worte nicht aus der Welt schaffen lieÃen. Dann spürte sie, wie Nick sie umarmte.
âKomm, ich fahre dich. Eileen wird sich um Melody kümmern.â
Willenlos lieà Annabelle sich von ihm zum Jeep führen und kam nur kurz zur Besinnung, um Bruce zu rufen und ihm die Vordertür zu öffnen. Die Fahrt würde eine Stunde dauern, und sie wollte etwas Warmes und Lebendiges dicht bei sich haben, um sich daran festzuhalten.
Nick folgte ihren Anweisungen über eine gut befestigte StraÃe, dann bog er in einen schmalen Weg ein. Sie kannte die Strecke immer noch auswendig, obwohl sie seit mehr als zehn Jahren nicht hier gewesen war.
So hatte ihre Heimkehr nicht aussehen sollen. Aber je mehr sie sich der Mine und dem Camp ihres Vaters näherten, desto mehr Erinnerungen an ihre Kindheit kamen Annabelle in den Sinn. Und es waren auch viele gute Erinnerungen dabei.
âKitty und ich hatten Mountainbikes und sind damit immer viel weiter gefahren, als Dad uns erlaubt hat. Das hier war unser Königreich. Wir haben immer gespielt, dass wir Prinzessinnen sind und unsere Prinzen uns in dieser Wüste finden mussten.â
Nick lauschte ihren Erinnerungen und fragte sich, wie es gewesen sein musste, in dieser Gegend aufzuwachsen. Ob die Freundinnen ihres Vaters sich um Annabelle und Kitty gekümmert hatten? Nach Eileens Worten zu schlieÃen, war das nicht der Fall gewesen.
In den vergangenen Tagen war ihm diese Frau, die jetzt neben ihm saà und aus dem Fenster starrte, so sehr ans Herz gewachsen, dass er ihren Schmerz und ihre Angst spürte, als wären es seine eigenen Gefühle. Was konnte er nur tun, um ihr zu helfen?
âDa vorne ist es.â Ihre Stimme klang brüchig, Tränen standen in ihren Augen.
Vor sich sah Nick einen seltsamen Anblick: einen kleinen Berg, der in zwei Teile gespalten zu sein schien.
âManchmal muss man sozusagen Berge versetzen, um Opale zu findenâ, erklärte Annabelle. âMan sprengt den oberen Teil weg und arbeitet sich dann in die Tiefe vor, bis man auf eine Ader stöÃt. Oder eben nicht. Es ist wie in der Liebe, man braucht auch Glück.â
Darauf wusste Nick nichts zu entgegnen, also schwieg er. Als sie näher kamen, sah er ein gröÃeres und einige kleinere Gebäude mit Fassaden aus angerostetem Eisen am Fuà des Hügels.
âDas sind Schuppen für den Generator, die Ausrüstung und das Wohnhaus. Es gibt noch einen Caravan für Gäste.â
Wahrscheinlich war es für Annabelle einfacher, solange sie redete und nicht ständig darüber nachdachte, wie sie damit umgehen sollte, wenn der Unfall sich als tödlich erwies.
âFahr den Hügel hinaufâ, sagte sie. Gleich darauf sah Nick einen Polizeijeep auf dem Schotterweg stehen und dahinter einen Bulldozer.
Kaum dass er
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