Aerzte zum verlieben Band 55
kreischendem Metall und herabstürzenden Gepäckstücken erreichte eine ohrenbetäubende Lautstärke. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber wahrscheinlich waren es nicht mehr als ein paar Sekunden. Danach herrschte plötzlich eine unheimliche Stille.
âLizzy? Kannst du mich hören? Gehtâs dir gut?â, fragte Belinda.
âJa, ich glaube schon. Mein Knöchel tut ein bisschen weh. Das ist alles.â
âStefano? Bist du okay, Schätzchen?â, fragte Belinda weiter.
âIch bin ⦠eingequetscht. Tante Lizzy quetscht mich, Mummyâ, antwortete der Kleine gepresst.
âGemma? Es ist alles gut, SüÃe. Nicht weinenâ, meinte Belinda besänftigend.
âUnd wie geht es dir, Belinda? Alles in Ordnung?â, wollte Lizzy wissen.
âJa.â Belinda zog ihre FüÃe unter dem Sitz vor ihr hervor und drehte sich vorsichtig, um sich hinzuknien. Sie lockerte den Griff um ihre Tochter.
Aber sofort schlang Gemma die kleinen Ãrmchen um ihren Hals. âMummy!â
âIch geh nicht weg, Schatzâ, sagte Belinda. âIch will nur aufstehen, damit ich sehen kann, dass keiner von euch verletzt ist. Tut dir irgendwas weh?â
âNeiin.â
âAlles liegt fast auf dem Kopf, Mummy. Schau mal! Wir stehen auf einem Fenster!â Seitdem er sprechen konnte, hatte Stefano schon immer ein groÃes wissenschaftliches Interesse an seiner Umgebung gezeigt. Und Belinda hatte sich oft gefragt, ob sein Vater früher wohl genauso gewesen war.
Was würde Mario jetzt denken? Wenn er wüsste, dass sie seine Kinder in Gefahr gebracht hatte?
Wenn er überhaupt von der Existenz seiner Kinder wüsste.
Es war seltsam, dass Belinda ausgerechnet jetzt, zu einem so unpassenden Zeitpunkt, an den Vater der Zwillinge dachte. Oder vielleicht doch nicht so seltsam? Die Schuldgefühle lagen bei ihr immer dicht unter der Oberfläche. Und auch die Gedanken an Mario waren nie weit weg. Hier in Italien, seinem Heimatland, musste Belinda sogar noch häufiger an ihn denken als sonst.
Im Augenblick fiel es ihr jedoch ausnahmsweise nicht schwer, diese Gedanken zu verbannen. Denn andere Leute um sie herum fingen an, sich zu bewegen.
âHilfe!â, stöhnte jemand. âBitte ⦠helfen Sie mir!â
Anderen Menschen zu helfen, das konnte Belinda. Das Schlimmste war zwar eingetreten, aber ihren Lieben ging es gut.
Nun war es Zeit, anderen beizustehen.
Ein grell orangefarbener Helikopter schwebte über dem Unfallort. Nach dem Einsatz von Polizei, Feuerwehr und Sanitätern traf schlieÃlich auch der Rettungshubschrauber ein.
Der hochgewachsene Mann neben dem Piloten trug denselben orangefarbenen Overall wie die Sanitäter hinten im Hubschrauber. Aber das Leuchtetikett auf seiner Uniform trug die Aufschrift âDottoreâ.
Es war ungewöhnlich für den Leiter einer Notaufnahme, persönlich mit an Bord eines Rettungshubschraubers zu sein. Aber als medizinischer Direktor der Rettungsflugwacht interessierte sich Dr. Mario Antonelli für genau solche Fronteinsätze.
Das war seine groÃe Leidenschaft.
Vor Jahren hatte er selbst als Notarzt an hochgefährlichen Einsatzorten gearbeitet und Pionierarbeit für bessere Methoden zur Rettung von Menschenleben geleistet. Jetzt, als Direktor, flog er nicht mehr allzu oft mit an die Unglücksorte. Doch diesmal handelte es sich um einen so schwerwiegenden Unfall, dass dies seinen persönlichen Einsatz erforderte. Ein voll besetzter Bus mit Urlaubsreisenden aus England war von der StraÃe abgekommen und mindestens zwanzig Meter eine Felsklippe hinuntergestürzt.
Während der Helikopter auf der StraÃe landete, schloss Mario einen Moment lang die Augen. Er schickte ein stilles StoÃgebet gen Himmel, dass keine Kinder unter den Opfern waren.
Natürlich konnte er damit umgehen, wenn es sein musste. Vor langer Zeit hatte er gelernt, mit einer solch furchtbaren Situation fertigzuwerden. Aber es war ihm einfach lieber, es nicht noch einmal tun zu müssen.
Gebückt lief er unter den sich noch drehenden Rotorblättern her, ehe er sich wieder aufrichtete. Der Einsatzleiter erwartete ihn bereits, um ihn über die Lage zu informieren.
âAktuelle Situation?â, erkundigte Mario sich knapp.
âWir haben alle Passagiere aus dem Bus gefunden. Zwei Verletzte wurden bereits evakuiert. Eine Frau im hinteren Fahrzeugteil ist noch von einem Sitz
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