Aerzte zum verlieben Band 55
grausamen Schicksal, das ihm das Augenlicht genommen hatte und das sich jetzt über ihn lustig machte, indem es ihm Hayley Grey schickte.
Er zog sein Handy aus der Tasche und sagte: âJaredâ, um die Verbindung zu aktivieren.
âHallo, Tom.â Jareds Stimme klang gedämpft durch die Freisprechanlage. âIch bin schon vorm Haus. Gerade habe ich die Ãrztin gesehen, du weiÃt schon, die von neulich. Aber diesmal sah sie echt scharf aus in den Sportklamotten. Die hat vielleicht einen heiÃen Körper, Mann.â
Brüste, die er berührt hatte, eine schmale Taille, samtige nackte Haut, die er erforschen und liebkosen wollte. Verdammt, er begehrte sie.
Sie hat dir Freundschaft angeboten.
Der Gedanke war verlockend, aber Tom verdrängte ihn. Der Abend mit Hayley hatte ihn nur daran erinnert, was er unwiederbringlich verloren hatte. Und deshalb hatte er Hayley weggeschickt. Ohne Rücksicht auf ihre Gefühle.
Hier ging es ums Ãberleben, ganz einfach.
Sein Ãberleben.
Er dachte an den Vortragssaal voller Medizinstudenten, die auf ihn warteten. Und darauf, dass er einen Fehler machte. Wie lange würde es dauern, bis sie feststellten, dass seine Erfahrungen, sein Können von gestern waren?
âSoll ich hochkommen, Tom?â
âNein, ich bin auf dem Weg.â
Er nahm seinen Computer und den Stock, betastete seine Tasche, um sich zu vergewissern, dass er Brieftasche und Schlüssel eingesteckt hatte. Tom öffnete die Tür, hielt einen Moment inne, stellte sich die Strecke vor: dreizehn Schritte bis zum Fahrstuhl, aufpassen bei Schritt neun wegen der Zierpalme in einem unerbittlich harten Keramiktopf.
Ja, es geht nur ums Ãberleben.
âKomm her, Hayley, erzähl uns was.â Theo zwinkerte ihr zu, während er auf den freien Sofaplatz neben ihm klopfte. âWarst du wieder mit dunkelhaarigen Ãrzten aus?â
Alle Nachtschwestern wandten die Köpfe. Hayley hörte die Halswirbel förmlich knacken. Oh, warum habe ich Theo nur nach Tom gefragt?
âFinn Kennedy kann es nicht sein.â Mitfühlend sah Jenny von ihrer Stickerei auf. âWie ich sehe, bist du wieder für die Nachtdienste eingeteilt. Das ist seine Art, jemandem mitzuteilen: Benimm dich und achte deine Vorgesetzten.â
Danke, Jenny, dass du von Tom abgelenkt hast, und danke, Dr. Kennedy, für sieben Nächte Dienst und sieben Tage Schlaf. âIch schwöre, dass ich mich von jetzt an benehmen werde.â
âSehr gut.â Theo zog ein grünes Schild mit Clip aus der Tasche und drückte es ihr in die Hand.
Verwundert betrachtete sie die Abbildung einer Glühbirne, dick durchgestrichen mit einem roten Balken. âWas ist das?â
âEs soll dich daran erinnern, die Lichter auszumachen. Ist dir klar, dass du, wo du gehst und stehst, den Klimawandel anheizt? Die von der Intensivstation lachen sich ins Fäustchen, weil sie mehr Energie sparen als wir. Das muss man sich mal vorstellen! Aber ich will für uns den Nachhaltigkeitspreis gewinnen. Deshalb muss jeder â¦â, drohend blickte er in die Runde, â⦠aber auch jeder, mitmachen. Also, wenn du nicht im Zimmer bist, Licht aus!â
âIch wusste nicht, dass du so streng sein kannst, Theoâ, versuchte Hayley zu scherzen, während sie das Schild an ihrem Kittel befestigte. In Wirklichkeit war das gar nicht lustig. Manche Gewohnheiten legte man nicht so schnell ab, vor allem, wenn sie einem Sicherheit gaben. Bei Hayley war es eine tief sitzende Angst, gegen die nur eins half: viel Licht.
âUnd jetzt noch mal zurück zu deinem Dateâ, meldete sich Suzy Carpenter schmallippig zu Wort.
âMach keinen Stress, Suzyâ, neckte Theo. âWir haben keinen neuen Arzt hier, also kann sie dir niemanden wegnehmen.â
Zu Hayleys Erleichterung klingelte ihr Pager. Sie sprang auf, noch während sie das Display las. âEvie braucht michâ, sagte sie. âMacht euch schon mal bereit, Leute, könnte sein, dass wir gleich operieren müssen.â
Sie wartete nicht erst auf den Fahrstuhl, sondern lief die Feuertreppe hinunter. In der Notaufnahme herrschte die übliche Hektik, vor dem Eingang sah Hayley drei Krankenwagen.
âHayley!â Evie winkte sie zu sich, während sie einer Schwester Anweisung gab, noch mehr Dexamethason zu besorgen. âWir haben ein Problem.â Sie führte sie zu einem Lichtkasten, an dem eine CT-Aufnahme
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