Aerzte zum Verlieben Band 57
seinem Schlüsselanhänger, das Tor glitt geräuschlos auf, er fuhr den Wagen in die Garage und stellte den Motor ab.
„Zu Hause“, sagte er zufrieden, und Amy fühlte sich plötzlich seltsam verloren. Unsinn eigentlich, denn sie hatte doch ein Zuhause. Auch wenn es ihr nicht gehörte und sie nur vorläufig dort wohnte, weil Ben darauf bestanden hatte.
„Was ist?“
„Nichts“, wich sie aus. „Du hast nicht gesagt, dass es das Haus ist, das wir uns so oft angeschaut haben. Ich bin nur überrascht.“
„Es scheint keine angenehme Überraschung zu sein.“ Matt klang ein bisschen enttäuscht.
„Das stimmt nicht“, versicherte sie. „Ich kann es kaum erwarten, mir alles genau anzusehen.“
„Na, dann komm.“ Er löste Joshs Babysitz und ging zur Tür.
Es war wunderschön. Sie gingen direkt in die Küche, einen hellen, lichtdurchfluteten Raum, von dem aus Verandatüren in den Garten führten. In einer Ecke standen ein Sofa und ein Flachbildfernseher. Amy vermutete, dass Matt oft dort saß. Der Ausblick in den Garten war herrlich. Von Backsteinmauern umgeben und etwas kleiner als Daisys wirkte er wie ein geheimes Paradies, eine Oase inmitten der Großstadt.
Matt öffnete die Türen, und sie gingen nach draußen. Amy hörte Vögel zwitschern, und der himmlische Duft, der ihr in die Nase stieg, kam tatsächlich von dem Blauregen, der mit dichtem Grün und schweren Blütenrispen die Rückwand des Hauses bedeckte.
„Du hast ihn erhalten!“
Matt lächelte und strich ihr über die Wange. „Das musste ich doch, so oft wie du von ihm geschwärmt hast. Er hat mich an dich erinnert.“
Amy wagte nicht, darauf zu antworten. Plötzlich war sie nervös, und ihre Haut prickelte, wo Matt sie berührt hatte. „Kann ich auch den Rest sehen?“
„Klar.“ Er ließ die Türen offen, und sie folgte ihm, vorbei an einem Hauswirtschaftsraum, in den Flur. Gegenüber der Haustür befand sich ein Arbeitszimmer, dahinter war das Wohnzimmer.
„Du hast kein Esszimmer?“
Er grinste schief. „Brauche ich nicht. Ich esse in der Küche, und Besuch habe ich selten. Komm, ich zeige dir die Schlafzimmer.“
Es waren drei im oberen Stockwerk. Zwei kleinere lagen zur Straße hin, und das große, anscheinend Matts, hatte das Fenster nach hinten hinaus.
„Wie schön, Matt. Wirklich, sie gefallen mir sehr gut. Ich mag die Farben.“
„Ja, es sind deine Farben“, sagte er sanft. „Es freut mich, dass es dir gefällt. Ich hatte gehofft, dass du vielleicht eines Tages …“ Er sprach nicht weiter, sondern wandte sich achselzuckend ab und ging die Treppe hinunter. „Tee?“
„Gern.“ Vielleicht eines Tages … was? Gedankenverloren folgte sie ihm.
„Hast du Lust, Tee zu machen, während ich den Wagen auslade?“ Als sie nickte, stellte er Josh ab und ging zum Auto.
Amy füllte Wasser in den Kocher und sah sich in den Schränken um. Wie sie es von Matt nicht anders erwartet hatte, waren sie praktisch eingerichtet. Die Tassen über dem Wasserkocher, Tee und Kaffee auf dem Regal daneben, das Besteck in der Schublade darunter.
Hübsches Geschirr, dachte sie. Schlichtes weißes Porzellan. Amy blickte sich um. Genau so eine Küche hätte sie sich auch ausgesucht, im modernen Landhausstil mit hellen Schränken, Arbeitsflächen aus Granit und praktischen Einbaugeräten. Alles, aber auch wirklich alles war so, wie sie es auch eingerichtet hätte.
Hat er es für mich getan? fragte sie sich, und unwillkürlich kamen ihr die Tränen.
„Du bist mit dem Tee noch nicht weit gekommen.“
Sie stellte den Wasserkocher an, griff nach den Tassen. „Wann hast du das Haus gekauft?“ Amy drehte sich um und sah ihn an.
Er wich ihrem Blick aus. „Es … es wurde angeboten, kurz nachdem …“
„Wir Samuel verloren haben?“
Matt nickte. „Ich dachte … Ach, ist auch egal.“
„Das finde ich nicht. Ich glaube, es ist sogar sehr wichtig, Matt.“
Er atmete hörbar aus und blickte sie dann an. „Ich hatte gehofft, dass du wieder zu mir zurückkommst. Dass wir hier zusammenleben, so wie wir es uns damals ausgemalt hatten. Ein neues Leben anfangen … Irgendwann wurde mir klar, dass nichts daraus werden würde, aber ich habe das Haus trotzdem renovieren lassen. Es ist nicht weit bis zur Klinik, und ich … Na ja, ich fühlte mich hier zu Hause.“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es hatte nicht wie eine Einladung geklungen, eher wie ein sachlicher Bericht, und Amy war nicht sicher, ob er immer noch hoffte, dass sie zu
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