Aerzte zum Verlieben Band 57
schluckte. „Ich muss gehen. Ich brauche frische Luft.“ Dies war weder der Ort noch der Zeitpunkt, um zu erklären, wer sie war. Ganz offensichtlich hatten Tom und Natascha keine Ahnung von ihrer Existenz.
Sie drehte sich um. Fort. Nur fort von all diesen Menschen! Plötzlich fühlte Katie sich, als stünde ihre ganze Welt Kopf. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken.
„Katie ist etwas durcheinander“, hörte sie Nick sagen. „Es war alles etwas viel für sie. Entschuldigt uns bitte. Ich werde sie nach Hause fahren.“
Katie war bereits nach draußen gestürmt und stand auf der kiesbestreuten Auffahrt, wo ihr auffiel, dass sie gar kein Auto dabei hatte. Nun ja, sie war vermutlich sowieso nicht in der Lage zu fahren.
Wie lange würde es dauern, wenn sie zu Fuß nach Hause ging? Oder sollte sie sich besser ein Taxi bestellen? Nur eines war wichtig: so schnell wie möglich von hier fortzukommen.
„Katie! Bitte warte!“ Nick lief ihr hinterher.
„Warum sollte ich?“, schrie sie ihn an. „Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Gar nichts!“ Ohne innezuhalten, lief sie weiter. Er hatte es die ganze Zeit über gewusst!
„Aber wir müssen darüber reden!“, versuchte Nick sie aufzuhalten. „Du stehst unter Schock – unter einem zweifachen Schock. Du solltest jetzt nicht allein sein.“
„Ja, ich bin schockiert. Und wer könnte wohl schuld daran sein?“ Ihre Stimme war kalt vor Wut. „Hast du wirklich geglaubt, du könntest es für immer vor mir geheim halten? Aus welchem Grund hast du es mir verschwiegen?“ Sie presste ihre Lippen zusammen. „Nein, du brauchst nicht zu antworten. Du hast mit ihm unter einer Decke gesteckt; hast zugelassen, dass ich mir einbildete, ich sei das einzige Kind, das er liebt und das ihm wichtig ist. Und die ganze Zeit …“ Sie brachte es nicht fertig, die Worte auszusprechen. Ihr Zorn ließ ihr Herz wild schlagen und verursachte einen unangenehmen Schwindel in ihrem Kopf.
„Es war nicht so, wie du es dir jetzt ausmalst. Bitte glaub mir doch!“
„Ich soll dir glauben?“ Katie lachte bitter auf. „Wieso sollte ich so etwas Dummes tun?“ Mit zornig funkelnden Augen sah sie ihn an. „Warum sollte ich dir noch zuhören? Ich war naiv genug zu glauben, dass du eine gewisse Integrität besitzen würdest. Dass du anders bist als die anderen Männer. Dass ich dir vertrauen kann. Nun ja, ich habe mich wieder einmal geirrt.“ Noch immer stapfte sie energisch in Richtung des schmiedeeisernen Tors.
„Katie! Das ist doch völlig verrückt. Bleib stehen und sprich mit mir! Lass mich alles erklären.“
„Es gibt nichts mehr zu erklären, verstehst du? Du hast die ganze Zeit gewusst, dass mein Vater noch eine andere Familie hat. Eine Familie, die er vor mir geheim halten wollte. Und vor meiner Mutter. Was glaubst du, wie alt Natascha ist? Vielleicht vierundzwanzig? Das bedeutet, dass sie geboren wurde, während er noch mit meiner Mutter verheiratet war. Was meinst du, wie sich diese Erkenntnis für mich anfühlt? Kannst du dir das vorstellen? Trotzdem hätte ich lieber von ihrer Existenz gewusst. Findest du nicht auch, dass ich ein Recht darauf gehabt hätte?“
„Natürlich hattest du das! Ganz bestimmt hätte er dir früher oder später alles gesagt. Er wollte nur einen geeigneten Augenblick abwarten. Ihr hattet euch gerade angefreundet, wart euch nähergekommen. Jack wollte es nicht riskieren, das zu zerstören.“
Besorgt sah er sie an. „Katie, du hast gerade erst erfahren, dass er gestorben ist. Es ist verständlich, dass du aufgebracht und durcheinander bist. Bitte gib dir etwas Zeit, seinen Tod zu verarbeiten und um ihn zu trauern, bevor du über seine Motive in dieser Sache nachgrübelst. In ein, zwei Tagen wirst du bestimmt ganz anders darüber denken.“
„Meinst du? Ich finde, ich habe bereits einen recht guten Überblick über die Situation. Vermutlich werde ich meinem Vater sein Versagen sogar vergeben. An diesem Punkt war ich ja schon, als ich herkam. Ich weiß, was für eine Art von Mann er ist.“ Sie schluckte. „War.“
Abrupt blieb Katie stehen und wandte sich Nick zu. „ Du bist mein Problem. Du bist derjenige, der ohne Not bei diesem Spiel mitgespielt hat. Mein Vater und du, ihr habt euch gegen mich verbündet und mich im Unklaren gelassen – über meinen Bruder und meine Schwester. Dabei sind sie meine Familie !“
Fassungslos über ihre eigene Dummheit schüttelte sie den Kopf. „Du wusstest, wie einsam und allein ich mich all die Jahre
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