Aerzte zum Verlieben Band 57
blasses Gesichtchen wurde von kastanienbraunen Locken umrahmt, die widerspenstig in alle Richtungen abstanden.
„Endlich einmal eine junge Dame, die ganz genau sagt, was sie will!“, lachte Nick. „Soll ich ihr ein Glas Saft holen?“
„Das wäre wundervoll. Danke, Nick.“ Natascha reichte ihm Sarahs Trinkbecher. „Du hast recht, sie hat einen ziemlich ausgeprägten Willen. Und sie ist sehr anspruchsvoll. Mit dem Zweitbesten gibt sie sich selten zufrieden.“
„Das hört sich doch nach einem vernünftigen Lebenskonzept an“, grinste Nick und reichte dem kleinen Mädchen die gefüllte Tasse.
„Da-te“, sagte Sarah und strahlte ihn an, bevor sie die Tasse in einem Zug leerte. Sie schien großen Durst zu haben.
„Da-te?“, fragte Nick und blickte Natascha fragend an.
„Ich bringe ihr gerade bei, Bitte und Danke zu sagen“, erklärte die junge Mutter.
„Ach so.“ Nick schmunzelte und sah Sarah aufmerksam an. „Schon fertig, Kleines? Dein Mittagsschlaf hat dich anscheinend ziemlich durstig gemacht.“
„Mehr!“, verlangte Sarah und streckte ihm die Tasse entgegen. Als er sie nahm, zog Sarah ihn zu sich heran und gab ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
„Oh, das war aber schön“, meinte Nick erfreut und löste sich vorsichtig aus ihrem Griff. „Es ist immer schön, wenn man gemocht wird.“
Die Szene sorgte dafür, dass Katie einen Kloß in ihrem Hals bekam. Nick schien nicht das geringste Problem mit dem unbefangenen Verhalten des Kindes zu haben. Sie konnte ihn sich gut als verständnisvollen Vater vorstellen. Er hatte offenbar ein natürliches Talent für den Umgang mit Kindern.
Obwohl sie diesen Gedanken entschlossen beiseiteschob, war sie innerlich aufgewühlt. Seit Jahren malte sie sich aus, wie es wäre, endlich eine eigene Familie zu haben. Wehmütig sah sie Nick an. Wie schade, dass all ihre Hoffnungen und Träume wieder einmal zerplatzt waren. Warum passierte so etwas nur immer ihr? Wieso war es ihr nicht vergönnt, glücklich zu sein?
Nick bemerkte ihren Blick und lächelte sie freundlich an. Schnell drehte Katie sich weg.
„Hast du in England auch Nichten und Neffen?“, erkundigte Tom sich. „Du hast uns bisher kaum etwas über dein Leben erzählt.“
„Nein, leider nicht.“ Sie lächelte verlegen. „Ich bin ein Einzelkind. Zumindest war ich das, bis ich euch getroffen habe. Ich hätte sehr gern früher von eurer Existenz erfahren. Die Vorstellung, eine Familie zu haben – auch wenn sie weit weg ist –, hätte mir gut gefallen. Schade, dass ich nicht früher nach Kalifornien gekommen bin. Es kommt mir so vor, als hätte ich viele wichtige Ereignisse verpasst.“ Trübsinnig erinnerte Katie sich daran, wie sie sich immer ein Haus voller Geschwister gewünscht hatte.
„Vielleicht hast du dich deshalb für Kinderheilkunde entschieden“, bemerkte Nick. Konnte er womöglich doch ihre Gedanken lesen? „So hattest du ständig mit Kindern und Jugendlichen zu tun und konntest diese Lücke ein wenig füllen.“
Katie musste zugeben, dass er sehr einfühlsam war. Wesentlich einfühlsamer als jeder andere Mann, den sie bisher getroffen hatte. „Ja, möglicherweise hast du recht“, stimmte sie ihm zu. „Dieser Gedanke ist mir noch nie gekommen“
„Bestimmt ist es ein sehr erfüllender Beruf, Kinderärztin zu sein“, vermutete Natascha. Sie setzte Sarah auf dem Boden ab, damit die Kleine zu der Spielzeugbox trotten konnte, die Libby für sie geholt hatte.
„Gute Kinderärzte sind so wichtig! Erst kürzlich hatte Sarah einen schlimmen Virus. Ich habe mir große Sorgen gemacht, aber der Kinderarzt war total nett und hat all meine Fragen beantwortet.“
„Was machst du eigentlich beruflich?“, fragte Katie ihre Halbschwester.
Natascha räusperte sich. „Ich habe nicht so einen verantwortungsvollen Job wie du. Meine Aufgabe besteht nur darin, in einem Büro Briefe zu tippen und Dokumente zu kopieren. Halbtags natürlich nur, denn ich kann Sarah ja nicht den ganzen Tag allein lassen. Während ich arbeite, passt Libby auf sie auf. Ohne sie hätte ich ein echtes Problem, denn mein Job wird nicht besonders gut bezahlt, sodass ich mir ein Au-pair-Mädchen oder eine Tagesmutter nicht leisten könnte.“
Sie lächelte gequält. „Durch die Erbschaft wird es jetzt hoffentlich etwas einfacher. Auch wenn Dad uns anscheinend in erster Linie Wertpapiere und sein Weingut hinterlassen hat und kaum Bargeld.“ Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Das hört
Weitere Kostenlose Bücher