Aerzte zum Verlieben Band 57
sich furchtbar an, oder? Wir haben gerade erst unseren Vater verloren, und ich rede über Geld.“
„Ist schon in Ordnung. Wir wissen ja, wie du es meinst“, beruhigte Tom sie. „Ich habe mich vor einem knappen Jahr mit einer Glasmanufaktur selbstständig gemacht“, erklärte er Katie. „Leider läuft mein Geschäft nicht so gut wie erwartet. Ohne zusätzliches Kapital werde ich die nächsten Monate nicht überstehen.“
Entsetzt sah Katie ihre Halbgeschwister an. „Heißt das, keiner von euch will in die Fußstapfen unseres Vaters treten?“
Natascha schüttelte entschieden den Kopf. „Das Weingut war ganz allein seine Sache. Er hat uns nie mit einbezogen, und ehrlich gesagt waren wir auch beide nicht sonderlich daran interessiert. Weinanbau ist eine riskante Sache; alles hängt vom Wetter und von der jeweiligen Ernte ab. Mir war das immer zu unsicher. Ich mag es, wenn alles kalkulierbar und sicher ist.“
Tom nickte zustimmend. „Bei mir ist es genauso. Wir kommen beide eher nach unserer Mutter. Sie war sehr pragmatisch und bodenständig. Das Weingut war eher Dads Lebenstraum.“
Natascha lächelte versonnen. „Erinnerst du dich noch daran, wie Mum einmal verreisen wollte, aber Dad sich störrisch geweigert hat mitzukommen, weil die Weinlese gerade anfing?“
Munter plauderten die beiden weiter. Für Katie war es schwierig, die Fassung zu bewahren. Dieser Einblick in das Familienleben ihres Vaters machte sie traurig, denn sie wäre nur zu gern ein Teil davon gewesen. Obwohl zwischen Jack und seinen Kindern auch Probleme aufgetreten waren, konnte man dennoch heraushören, dass sie im Grunde ein sehr liebevolles Verhältnis gehabt hatten. Für diese Familie hatte ihr Vater sie verlassen. Einfach so. Und Nick hatte ihr nichts davon gesagt.
8. KAPITEL
Das Gartenzimmer im Hotel machte seinem Namen alle Ehre. Drei große Flügeltüren standen weit offen und führten direkt auf eine Terrasse, die mit großen Blumenkübeln voller blühender Begonien in allen nur vorstellbaren Rot- und Orangetönen geschmückt war. Dahinter erstreckte sich eine riesige Rasenfläche, begrenzt von prächtigen Bäumen und Sträuchern.
Der Raum war gemütlich eingerichtet. Bequeme Sofas und niedrige Glastische luden zum Verweilen ein. Obwohl es die perfekte Umgebung für ein Familientreffen war, herrschte eine angespannte Atmosphäre, sodass Katie sich immer unwohler fühlte.
„Ich kann es nicht fassen, dass du uns das antust!“ Finster sah Tom sie an. „Nur weil du diese schwachsinnige Idee hast, das Weingut weiterzuführen, stürzt du mich in den Ruin. Meiner Firma geht es schlecht, und der Verkauf des Gutes wäre meine Rettung. Es wäre ja kein Problem, wenn jeder von uns mit seinem Anteil machen könnte, was er will, aber das können wir nun einmal nicht. Das Testament lässt da keinen Spielraum. Wir müssen zu einer einstimmigen Lösung kommen.“
„Und ich bin schon wieder mit meiner Miete im Rückstand“, warf Natascha ein. „Außerdem habe ich haufenweise unbezahlte Rechnungen. Ich traue mich schon kaum noch, den Briefkasten zu öffnen. Kürzlich musste ich sogar meinen Exmann um Hilfe bitten.“ Ihr Blick verdüsterte sich.
„Natürlich verstehe ich, dass ihr euch aufregt“, erwiderte Katie zögernd. „Und es stimmt, dass ich gerade erst ein Mitglied dieser Familie geworden bin und wenig Ahnung davon habe, was es heißt, ein Weingut zu bewirtschaften. Aber ich bin bereits lange genug hier, um zu wissen, dass mir das Land meines Vaters etwas bedeutet.“ Trotzig blickte sie die beiden an. „Ihr vergesst, dass Jack auch mein Vater war. Ich bin sogar sein erstgeborenes Kind. Auch in meinen Adern fließt Logan-Blut, und ich bin nicht bereit, auf mein rechtmäßiges Erbe zu verzichten. Es ist mir sehr wichtig, Jacks Lebenstraum fortzuführen. Ich kann es nicht ändern, wenn euch meine Pläne nicht gefallen.“
Nach Katies leidenschaftlichen Worten war es totenstill im Raum geworden. Tom und Natascha sahen sie feindselig an. Sofort fühlte Katie sich schuldig. Wie gern hätte sie sich besser mit ihren Halbgeschwistern verstanden! Sie wusste jedoch, dass sie genau das Richtige tat.
Seit über einer Stunde kämpfte sie nun bereits mit den beiden. Es war ein hitziger und unerbittlicher Streit, der sie tief betroffen machte. Natürlich konnte sie auch den Standpunkt ihrer Halbgeschwister verstehen, doch dies war eine absolut einmalige Gelegenheit. Auf keinen Fall würde sie sich diese Chance nehmen lassen!
War
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