Aerzte zum Verlieben Band 57
dass niemand ihn hörte. Seine Worte waren nur für Bella bestimmt. Worte, die sie aufrütteln, die neugierig machen sollten auf das Leben. „Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir geschlafen habe, als du mich darum gebeten hast“, sagte er leise. „Ich hoffe sehr, dass wir noch eine Chance haben. Es war verlockend, sehr verlockend, doch ich wollte, dass es vollkommen wird. Für dich. Du hast mehr verdient als eine schnelle Nummer im Gras.“ Er musste lächeln. „Nicht dass es auch Spaß gemacht hätte, aber ich möchte eine ganze Nacht mit dir verbringen. Mehr als das. Ich möchte mit dir zusammen aufwachen und dich wieder lieben. Bella, ich verspreche dir, dass es ein wundervolles, unvergessliches Erlebnis für dich wird.“ Er nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen. „Aber zuerst musst du aufwachen. Ich warte auf dich.“
Bella schwebte zwischen Schlafen und Wachen. Es war mühsam, die letzten Tage zu einem verständlichen Bild zusammenzusetzen. Alles schien so weit weg und nichts mit ihr zu tun zu haben. Hatte sie wirklich eine Lungentransplantation hinter sich? Als sie danach das erste Mal wach wurde, war sie völlig desorientiert gewesen und hatte die Schwestern fragen müssen, wo sie sich befand und welcher Tag war. Anscheinend lag sie seit drei Tagen auf der Intensivstation und war bis heute Morgen künstlich beatmet worden.
Ihre Erinnerungen waren verschwommen, und sie ließ die Augen geschlossen, während sie bewusst ihre neuen Lungen testete. Das Einatmen tat weh, jedoch anders als früher. Ihre Brust fühlte sich nicht wie eingeschnürt an, Bella verspürte nicht mehr diese Atemnot. Vorsichtig betastete sie die Stelle unterhalb ihrer Rippen, wo es am meisten wehtat. Ein Verband bedeckte den unteren Teil ihrer Brust, und daraus ragte ein dünner Schlauch hervor, der unter der Decke zur Bettkante verlief und in einem Beutel endete. Die Drainage für das Wundsekret.
Zwischen ihren Brüsten fühlte sie die EKG-Kabel, aber hier war kein Verband mehr. Sam hatte ihr gesagt, dass die Narbe weiter unten verlaufen würde, doch sie hatte ihm nicht geglaubt. Bella hatte sich vorgestellt, dass sie genau zwischen ihren Brüsten verlief und für jeden sichtbar war, sobald sie etwas mit V-Ausschnitt trug. Sam erklärte ihr, dass das bei Herzoperationen der Fall sei, nicht bei Lungentransplantationen. Trotzdem hatte sie sich davor gefürchtet, aufzuwachen und festzustellen, dass er sich geirrt hatte.
Sie holte wieder tief Luft, atmete ein, aus, ein, fast ein bisschen ängstlich, ob ihre neuen Lungen denn auch tatsächlich funktionierten. Als sie zwei Schwestern ins Zimmer kommen hörte, öffnete sie kurz die Augen. Aber die beiden traten ans Nachbarbett, ohne ihr angeregtes Gespräch zu unterbrechen. Bella machte die Augen wieder zu.
„War Dr. Maxwell schon da?“
„Nein. Den habe ich zuletzt neulich bei Pete gesehen.“
„Ich habe dir ja gesagt, du hättest deine Chance nutzen sollen.“
Sie redeten über Charlie! Hatte er einen Patienten hier auf der Intensivstation, oder kam er ihretwegen? Bella versuchte, sich zu erinnern, aber die vergangenen Tage waren ein Kaleidoskop schwacher vernebelter Bilder. Sie hatte keine Ahnung, was davon wahr und was geträumt war.
„Ich wollte ihn ja ansprechen, aber dann war er plötzlich verschwunden“, antwortete die Krankenschwester.
Bella war es unbegreiflich, dass die Schwestern ungeniert über ihr Privatleben redeten. Als wären ihre Patienten taub! Vielleicht haben sie vergessen, dass ich wach bin, dachte sie und öffnete die Augen einen Spalt. Die beiden sollten nicht merken, dass sie lauschte. Ihr Blick fiel auf das Namensschild der einen Schwester. Philippa.
Philippa? Warum klang der Name so vertraut?
Da fiel es ihr ein. Er erinnerte sie an Pippa, Charlies Exfreundin, von der er ihr vor der Operation erzählt hatte. Die er geliebt hatte, bis er alles verlor: die Freundin, seine Profikarriere, seine Träume vom Surfen. Kein Wunder, dass er Beziehungen mied.
Charlie hatte ihr bestimmt nur helfen und Mut machen wollen, weil er auch eine starke Krise erlebt und überlebt hatte. Doch Bella konnte nur daran denken, dass er sein Herz ein Mal verschenkt hatte und so sehr enttäuscht worden war, dass er es nie wieder wagen würde.
In ihrer Vorstellung wurde Pippa zu Philippa – brünett, mit üppigem Busen und endlos langen Beinen. Das genaue Gegenteil von Bella. Eine Frau, die wusste, was sie wollte und es sich holte. Nicht wie sie, die einen Mann
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