Aerzte zum Verlieben Band 58
sich vor, dass es so sein würde. Marco betrat das Wohnzimmer, sein Hals war wie zugeschnürt.
„Marco, könntest du kurz helfen?“, rief Emily, als hätte sie gespürt, dass er Ablenkung brauchte.
Fürsorglich brachte Rodney seiner Liebsten einen Teller mit ofenwarmen, gebutterten Scones, und Marco holte einen schweren Karton vom Küchenschrank.
„Vielen Dank.“ Emily hob den Deckel an, und zum Vorschein kamen Dekorationen, die eine Familiengeschichte erzählten, von der Marco nur träumen konnte. „Das ist der schwierigste Teil – diese Kiste vom Schrank herunterzuhieven!“
Sie holte eine Handvoll Girlanden heraus und legte sie auf den Tisch.
„Annie und ich basteln jedes Jahr aus ihren Geburtstagskarten Papierketten, das ist bei uns so Tradition. Und eine Woche bevor jemand von uns Geburtstag hat, hängen wir sie überall im Haus auf, damit wir uns richtig lange daran freuen können.“
„Bei euch dauert ein Geburtstag eine Woche?“ An Geburtstagsfeiern in seiner Kindheit konnte er sich kaum erinnern.
„Sieh mal, diese hier ist aus einer Glückwunschkarte, die sie zu ihrem vierten Geburtstag bekommen hat.“
Marco versuchte, sich ein Zuhause vorzustellen, das sich in sechzehn Jahren nicht veränderte, zuverlässig immer da war, ein Ort, zu dem man „nach Hause“ kam.
Rodney wurde beauftragt, die Leiter aus dem Schuppen zu holen, und als er zurück war, besprachen sie, wie es weitergehen sollte.
Emily lächelte Marco verschmitzt an. „Du wirst es noch bereuen, dass du hergekommen bist. Vor allem, nachdem du die Ballons aufgeblasen hast. Ich habe jedes Jahr Ohrensausen, wenn ich damit fertig bin.“
„Die sind ja riesig.“ Rodney riss die Augen auf.
„Ich weiß“, meinte Emily betreten. „Ich hatte mal eine Pumpe, aber die ist kaputtgegangen, und ich vergesse jedes Mal, eine neue zu kaufen.“ Kritisch betrachtete sie die handtellergroßen Luftballons. „Die Dinger bringen mich um, ich sollte darauf bestehen, kleinere zu nehmen.“ Sie sah auf. „Aber Annie liebt die ganz großen.“
„Und wenn wir nur zwei aufblasen?“ Skeptisch betrachtete Rodney die Ballons in seiner Hand.
„In diesem Jahr nicht“, sagte Marco bestimmt, während er Emily einen Seitenblick zuwarf. „In solchen Angelegenheiten ist uns der Wunsch einer Lady Befehl. Lassen wir es langsam angehen, dann überleben wir vielleicht.“
Und sie schafften es tatsächlich. Bewundernd sahen sie auf den farbenfrohen Haufen aus zwölf riesigen Luftballons, die schließlich auf dem Fußboden lagen.
„Rodney ist ganz blass“, bemerkte Annie besorgt.
„Mir tut ein bisschen der Kopf weh, aber das geht gleich wieder weg“, antwortete er galant, und Marco klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
„Vielen Dank.“ Emily lächelte ihn an, und Rodney bekam von Annie einen Kuss. „Ohne eure starken Lungen hätten wir das nicht geschafft.“
Rodney wurde rot, und Marco flüsterte ihm zu: „Deshalb tun wir, was sie wollen. Das war’s doch wert, hm?“ Der junge Mann nickte.
„So, Annie, wenn du Rodney sagst, wo er die Papierketten aufhängen kann, kümmern Marco und ich uns um die Ballons. Dann sind wir mittags mit allem fertig.“
Die ausgelassene Stimmung stieg mit jedem Mal, wenn Rodney die Kette so weit dehnte, dass sie riss, und die Ringe verstärkt werden mussten. Irgendwann bat Marco um einen Klammerhefter und tackerte die Kettenglieder aneinander.
„Einige sind eben schon ziemlich alt“, verteidigte Annie ihre geliebten Papierketten.
„Beim nächsten Geburtstag solltet ihr sie vielleicht erst zusammenheften und dann aufhängen“, schlug Marco vor. Als er aufblickte, sah er, dass Emily ihn gedankenvoll betrachtete.
Er wusste auch, warum. Beim nächsten Mal würde er nicht dabei sein. In seinem Leben gab es nicht diese Beständigkeit wie bei Emily und Annie, keine Familientraditionen, keine Papierketten, die ihm wie ein handgeschriebenes Tagebuch glücklichen Familienlebens vorkamen.
Plötzlich brauchte er frische Luft. Er zog sein Handy aus der Tasche und sah auf das Display, als hätte er einen Anruf bekommen. „Entschuldigt mich“, sagte er. „Ich muss kurz telefonieren.“
Emily blickte ihm nach, als er wie gehetzt das Zimmer verließ, und fragte sich unwillkürlich, wie seine Kindheit wohl ausgesehen hatte. Was war passiert, dass dieser Mann Bindungen scheute wie der Teufel das Weihwasser? Sie trat ans Küchenfenster.
Marco telefonierte nicht. Stattdessen starrte er auf den leeren
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