Aerzte zum Verlieben Band 58
geschwollenen Nabelschnur war befremdlich, aber diese Anomalie konnte behoben werden. Alles wird gut, dachte er, als er sah, wie Emily sich verstohlen die Augen wischte, bevor sie nach einer Kamera griff und für Helen und ihren Mann Erinnerungsfotos knipste. Unwillkürlich musste er lächeln – wie so oft, wenn er Emily ansah. Sie brachte ihn zum Lächeln, wärmte sein Herz allein dadurch, dass sie da war.
Charlotte wurde zur Säuglingsintensivstation gebracht, und eine Stunde später konnte auch Helen den OP verlassen. Emily begleitete sie zur Intensivstation. Als sie vor der Tür Helens Mann Ned trafen, brach Helen vor Erleichterung in Tränen aus.
Teo kam zu ihnen. „Hallo, noch einmal“, begrüßte er sie.
„Dies ist Ned, der Vater von Charlotte“, stellte Emily vor.
„Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden.“ Der Kinderarzt grinste. „Abgesehen davon, dass sie beschlossen hat, ihre Eingeweide auf dem Bäuchlein zu tragen, ist Ihre Kleine kerngesund. Und diese kleine Unregelmäßigkeit beheben wir noch.“
Alle lächelten, und Ned beugte sich über seine Frau, um ihr einen Kuss zu geben. Emily wandte sich ab, sie wollte die traute Zweisamkeit nicht stören. Noch immer war sie unbeschreiblich dankbar, dass alles gut gegangen war.
„Dann ist ja alles in Ordnung!“ Marco tauchte neben ihr auf.
Emily sah zu ihm auf und schämte sich diesmal ihrer Tränen nicht. „Ja, das ist wunderbar.“ Sie sprach Helens Mann an. „Ned, das ist Dr. D’Arvello, der Chirurg, der Ihr Töchterchen auf die Welt geholt hat.“
Die beiden Männer schüttelten einander die Hand. „Danke, Doktor.“
„Es war mir eine große Freude“, antwortete er herzlich und blickte zu Emily hinüber. Unerwartet traf es ihn, dass er nicht zu einer Familie gehörte. Bist du wirklich glücklich damit? Er hatte nie gewollt, was der Mann vor ihm hatte – oder Emily mit Annie –, aber jetzt kamen ihm Zweifel.
„Ich überlasse Sie jetzt unserer sehr fähigen Stationsschwester. Wir sehen uns später.“ Damit ließ er die kleine Gruppe allein.
Die Nacht verging schnell. Marco ließ sich noch ein Mal kurz blicken, um nach seiner Patientin zu sehen, und berichtete, dass Charlotte am Tropf hing und glücklich an ihrer kleinen Faust nuckelte.
Emily sah zur Uhr und fragte sich wieder einmal, wie er dieses Arbeitspensum durchhielt. Gerade erst hatte sie seine OP-Liste gesehen und festgestellt, dass der erste Eingriff in nicht einmal sechs Stunden anstand. Emily zuckte mit den Schultern, ließ ihn mit Helen allein und kehrte an ihren Schreibtisch zurück, wo ein Haufen Papierkram auf sie wartete.
Sie hörte ihn nicht kommen, und Marco betrachtete sie von der Tür her. Ihr goldblondes Haar schimmerte im Lampenlicht, als sie über ihre Formulare gebeugt dasaß, der Nacken war entblößt. Marco wusste, wie sich die seidige Haut dort anfühlte, wie sie duftete. Allein in ihrem Anblick konnte er sich verlieren, etwas, das ihm bisher bei keiner Frau passiert war.
Jetzt strich sie sich das Haar zurück, und er sah, wie sie die Stirn runzelte.
„Was ist?“, fragte er. „Kann ich etwas für dich tun?“
Emily fuhr zusammen, blickte auf und versuchte, ihre Konzentration zu retten, die sich immer dann eilig verabschiedete, wenn Marco in der Nähe war. „Du könntest ins Bett gehen.“
Er öffnete den Mund, verkniff sich jedoch die naheliegende Bemerkung und lächelte nur.
„Gerade noch runtergeschluckt.“ Emily ahnte, was er hatte sagen wollen.
„Aber die Gedanken sind frei“, meinte er mit einem vielsagenden Lächeln und löste damit ein sinnliches Prickeln in ihrem Bauch aus.
„Gute Nacht, Emily.“ Marco wandte sich ab und ging den Flur hinunter.
Emily blickte der hochgewachsenen, breitschultrigen Gestalt nach und seufzte.
„Wofür war das?“ Nach einer weiteren Runde durch die Station legte Lily die Taschenlampe wieder an ihren Platz.
„Nichts.“ Emily wechselte das Thema. „Luke war mit Marco im OP.“
„Ja, er hat Rufbereitschaft. Ich versuche, meine Nachtdienste in dieselbe Zeit zu legen, damit wir die Tage zusammen haben. Aber lenk nicht ab. Du hast aus tiefstem Herzen geseufzt … etwa wegen Dr. D’Arvello, der – zugegeben – wirklich atemberaubend ist?“
Lily blickte zum Fahrstuhl, dessen Türen sich gerade hinter Marco schlossen. „Er verlässt uns bald wieder, oder?“ Ein mitfühlender Unterton lag in ihrer Stimme.
Vielleicht tat es gut, mit jemandem darüber zu reden. Außerdem war Lily keine
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