Aerzte zum Verlieben Band 58
Vogelfuttersilo, so einsam und verloren, dass es ihr das Herz zusammenzog. Das passte nicht zu dem weltgewandten, stets charmanten Dr. D’Arvello, der gern und viel lächelte.
Sie holte die Dose mit dem Vogelfutter und folgte Marco nach draußen. „Der Lori hat sich heute noch nicht blicken lassen“, sagte sie.
„Ich hätte nicht kommen sollen.“
„Warum nicht? Weil du glaubst, dass du nicht willkommen bist?“
„Weil ich einer Frau keine Zukunft bieten kann.“ Marco drehte sich zu ihr um. „Ich kann nicht der Mann sein, den du verdienst, Emily.“
Wie sie es liebte, wenn er ihren Namen aussprach … Ja, es wäre schön gewesen. Mehr als schön, wenn sie mit Marco eine Beziehung hätte haben können, eine, wie alle Verliebten sie erlebten – jeden Tag von Neuem aufregend und voller Vertrauen in eine beständige gemeinsame Zukunft.
Aber das wirkliche Leben sah anders aus. Das wusste sie von allen am besten. Und doch war sie glücklich über die vergangenen Stunden, nein, über jede Minute, die sie mit Marco D’Arvello verbracht hatte.
„Wir müssen uns nichts versprechen, Marco“, sagte sie sanft. „Auch wenn die letzten Tage für uns beide wie ein Wunder waren. Aber falls du für die kommenden zwei Wochen Familienanschluss möchtest, bevor du zu deinem nächsten Superjob aufbrichst, dann bist du in meiner herzlich willkommen.“ Sie lächelte. „Jeder, der unsere Luftballons aufblasen kann, hat einen Platz in meinem Haus.“
Er erwiderte ihr Lächeln, aber es wirkte aufgesetzt. „Ich möchte nicht, dass es für dich schwierig wird, wenn ich abreise.“
Vielleicht wird es für dich auch nicht einfach, dachte sie. „Mein Problem, nicht deins“, antwortete sie betont munter. „Ich trauere lieber der gemeinsamen Zeit mit dir nach, als sie gar nicht erlebt zu haben.“ Emily berührte seinen Arm. „Aber die Entscheidung liegt natürlich bei dir.“
Während der Nachtschicht musste Emily immer wieder an den vergangenen Tag denken. Entgegen ihren Befürchtungen war keine angespannte Stimmung aufgekommen. Im Gegenteil, Marco hatte sich nicht nur sehr um Rodney und Annie gekümmert, sondern war auch ihr gegenüber besonders aufmerksam gewesen. Zu aufmerksam, vielleicht … Emily hatte ihrer Tochter angesehen, dass sie sich ihren Reim darauf machte.
Aber Marco würde weiterziehen, ein Globetrotter, heute hier, morgen dort. Das Problem war nur, dass sie ihn mochte, den fürsorglichen, liebevollen Mann, der sich hinter dem atemberaubenden Adonis mit dem sorglosen Lächeln verbarg.
Sie war froh, dass er vorhin wieder ins Haus gekommen war. Er war noch eine Stunde geblieben, hatte mitgeholfen, die Zimmer zu schmücken, und die Leiter festgehalten, als Emily den letzten gigantischen Ballon aufhängte. Hinterher hatten alle fröhlich applaudiert.
Das Telefon klingelte. „Entbindungsstation, Emily am Apparat.“
„Notaufnahme. Wir schicken euch Helen Roberts, vierunddreißigste Woche, frühzeitige Wehen. Sie war für einen Kaiserschnitt vorgesehen, wegen fetaler Anomalie. Wir trommeln gerade das Team zusammen, kannst du sie vorbereiten? Hier ist mal wieder der Teufel los.“
Emily kannte Helen aus der Vorsorgesprechstunde. „Kein Problem.“ Nachdem sie aufgelegt hatte, lief sie zum Aktenschrank und holte Helens Unterlagen. Auf dem Weg zurück zum Stationstresen überflog sie die Eintragungen.
Lily kam gerade von ihrer Runde zurück, die Taschenlampe noch in der Hand. „Muss an der Jahreszeit liegen“, meinte sie lakonisch, als Emily ihr den Neuzugang ankündigte.
„Helen sollte im nächsten Monat mit Kaiserschnitt entbinden. Beim letzten Ultraschall wurde bei ihrem Baby eine Omphalozele festgestellt. Ich kümmere mich um den intravenösen Zugang und die OP-Kleidung. Kannst du den Katheterwagen vorbereiten?“
„Wer geht mit in den OP?“ Lilys Spezialgebiet war die Plastische Chirurgie, Emily hatte mehr Erfahrung mit Kaiserschnitten.
„Ich, weil ich die Patientin kenne. Du musst solange auf der Station die Stellung halten.“
Lily nickte, während sie in den sterilen Lagerraum eilten, um die Wagen zu bestücken. „Omphalozele, das ist ein Nabelschnurbruch, oder?“, fragte sie.
„Ja. Dabei hat sich ein Teil der Eingeweide verlagert und befindet sich außerhalb der Bauchdecke in der Nabelschnur. Das Gute ist, dass die Organe von derselben Membran geschützt sind, die auch die Nabelschnur umgibt. Da liegen sie sicher, bis man operieren kann.“
„Wie schrecklich muss das für die
Weitere Kostenlose Bücher