Aerzte zum Verlieben Band 58
Tratschtante. „Ich werde vernünftig sein, aber trotzdem wünsche ich mir, dass er sich ein bisschen öffnet. Warum fällt es Männern immer so schwer, über sich selbst zu reden?“ Sie lächelte verlegen. „Ich erzähle gern von mir, wenn mich jemand fragt.“
„Wir Frauen sind da anders, wir suchen schneller Kontakt, schaffen gern Verbindungen. Luke war genau wie Marco, verschlossen wie eine Auster.“ Nachdenklich betrachtete sie Emily. „Du magst ihn, stimmt’s?“
„Ich mache mir keine Hoffnungen. Ende des Monats verlässt er Sydney, und es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass ich ihn je wiedersehe. Aber Annie mag ihn auch, und außerdem hat er meiner Enkelin mit seiner Operation das Leben gerettet.“
„Das ist natürlich ein guter Grund, jemanden zu mögen.“ Lily lächelte schelmisch, und Emily ließ sich anstecken. „Aber ich glaube, da ist mehr dran. Du siehst ihn an so wie ich Luke. Oder Evie Finn. Mit diesem besonderen Blick, den Frauen kriegen, wenn sie ihren Traumprinzen gefunden haben.“
„Oh nein, bitte nicht.“ Emily blickte ihre Freundin an. „Tue ich das wirklich?“
Lily lachte hell auf. „Und wie! Ich sehe auch, wie du versuchst, einen klaren Kopf zu behalten. Aber das muss schwer sein, wenn deine Tochter ihn zu euch nach Hause einlädt, zum Dekorieren oder zu ihrer Babyparty.“
Emily barg den Kopf in den Händen. „Da war es wohl schon zu spät.“
Lily bekam große Augen. „Sag bloß, du hast mit ihm geschlafen?“
„Da schweigt des Sängers Höflichkeit.“
„Oh, Emily!“ Lily umarmte sie. „Er ist ein brillanter Arzt und ein sehr sympathischer Mann.“
Unerwartet verspürte sie Stolz auf Marco. „Ja, er ist wundervoll. Aber es ist problematisch … weil er in zwei Wochen abreist, zum Beispiel. Und je öfter ich mich mit ihm treffe, umso schwerer wird der Abschied werden. Ich sollte einen Riesenbogen um ihn machen.“
Lily lachte wieder. „Wenn das so einfach wäre. Und welcher Mann ist nicht problematisch? Denk nur an Finn.“
„Du hast recht. Mit Evie möchte ich nicht tauschen!“
Evie wäre anderer Meinung gewesen. Sie hatte die große Liebe gefunden, und sie wollte alles dafür tun, um mit diesem Mann zusammenzubleiben.
Wieder einmal war sie Finn in sein Büro gefolgt. Er studierte gerade eine Krankenakte und sah auf, als Evie die Tür leise schloss.
Finn blickte auf. „Was willst du?“, fragte er spöttisch. „Ausnutzen, dass ich momentan geschwächt bin?“
Sie war es leid, ihm immer wieder zu sagen, dass zwischen ihnen eine besondere Anziehungskraft bestand, nicht nur körperlich. „Ich bin hier, um meine Rechte geltend zu machen.“
„Welche Rechte?“ Er blickte an sich herunter. „Auf einen kaputten Quacksalber, der einen Hang zu Prinzessinnen hat?“
„Du bist der beste Chirurg, dem ich je begegnet bin.“ Evie sah ihn eindringlich an. „Und ich versuche, dich von hübschen Kellnerinnen fernzuhalten.“
„Ich habe nie mit ihr geschlafen, Evie.“
Nicht? Sie hatte sich ganz umsonst mit ihrer Eifersucht herumgequält? „Danke, dass du mich aus meinem Elend erlöst!“, zischte sie.
Er stand auf und kam auf sie zu, ohne den Blick von ihren Augen zu nehmen. „Elend ist mein zweiter Vorname. Wenn du was von mir willst, gewöhn dich dran.“
„Dann mach dich auf etwas gefasst, meiner ist nämlich Pollyanna!“, spielte sie auf die Romanfigur des kleinen Mädchens an, das die Menschen in seiner Nähe mit unerschöpflichem Optimismus von ihrer Bitterkeit und Verzweiflung erlöste.
Finn lachte zynisch auf, aber zu ihrer Erleichterung glätteten sich seine grimmigen Züge. „Warum sollte eine hinreißende Frau wie du mich wollen? Mal im Ernst, wie lange, glaubst du, wird das halten?“
„Ich hoffe, für immer.“
Er zog sie in seine Arme, und Evie fühlte sich, als wäre sie nach Hause gekommen. „Ich liebe dich, Finn.“
Kurz, fast flüchtig drückte er sie fest an sich, aber dann war es auch schon wieder vorbei. Evie versuchte, nicht enttäuscht zu sein. Es fiel ihr schwer. Ihre ganze verdammte Kindheit war so gewesen – erstarrte Gefühle, unüberwindliche Mauern zwischen ihren Eltern. So etwas wollte sie mit Finn nicht. Sie hatte sich doch keinen Mann ausgesucht, der so kalt und verschlossen wie ihr Vater war und eines Tages damit ihre Mutter vertrieben hatte?
Ich bin stärker als meine Mutter, dachte sie. Ich werde ihn dazu bringen, sich wie ein Mensch zu verhalten, und wenn es mich umbringt. Oder ihn. „Ein kleines
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