Aerzte zum Verlieben Band 58
schon gar nicht näher ergründen. Die letzte bittere Enttäuschung hatte ihr gereicht. Sie hatte wirklich fest geglaubt, Shaun sei der Richtige, um mit ihm die kleine Familie zu gründen, nach der sie sich so sehnte. Dass sie sich so hatte in ihm täuschen können, hatte sie in ihren Grundfesten erschüttert. Tatsache war, Jane traute sich selbst und ihrem Urteilsvermögen nicht mehr. Vielleicht täuschte sie sich in Ed genauso. Was war denn schon eine Nacht …
„Es geht mir gut, Sorcha. Großes Ehrenwort.“ Hm, selbst in ihren eigenen Ohren klang ihr Protest eine Spur zu energisch. Egal, zumindest war sie auf dem besten Weg, wieder ein erfülltes Leben zu führen. Irgendwann.
„Na gut. Du weißt ja, wo du mich findest, wenn du reden willst. Auch, wenn es dich mitten in der Nacht überkommt.“
„Ich weiß, danke. Hey, du bist echt die beste Freundin im ganzen Universum“, erwiderte Jane gerührt.
„Dito, meine Liebe, dito. Lern nicht bis spät in die Nacht, okay?“
„Versprochen.“
„Wir sehen uns dann morgen beim Lunch. Simse mir einfach, falls du aufgehalten wirst.“
„Krieg ich schon rechtzeitig hin. Bis morgen also.“
5. KAPITEL
„Ed, ich kriege gleich einen Notfall rein: eine meiner IVF-Schwangeren. Sie hat Blutungen, und ich könnte eine zweite Meinung gebrauchen. Würdest du?“ Jane sah Ed fragend an.
„Natürlich. Details?“
„Die letzte Ultraschalluntersuchung hat eine Placenta praevia ergeben. Die Patientin weist die typischen Risikofaktoren für eine tief liegende Plazenta auf: künstliche Befruchtung und Zwillingsschwangerschaft.“
„Okay. Wie viele IVF-Zyklen hat sie hinter sich, und wie alt ist sie?“
„Achtunddreißig. Vier Zyklen.“
„Ein weiterer Risikofaktor ist also ihr Alter“, erklärte er grimmig. „Hoffen wir inständig, dass es eine Praevia ist und nicht eine Fehlgeburt.“
Ein Abort durch eine vorzeitige Ablösung der Plazenta war mit starken Blutungen verbunden und konnte für die Patientin lebensbedrohend sein.
„Wie weit ist sie?“, wollte Ed wissen.
„Dreiundzwanzigste Woche.“
„Dann holen wir das Baby in der fünfunddreißigsten Woche. Und in der Zwischenzeit möchte ich deine Patientin gerne hier unter Beobachtung behalten. Vorausgesetzt, wir kriegen die Blutung unter Kontrolle und die Untersuchungen bestätigen die Diagnose Praevia. Bei strikter Bettruhe. Kannst du damit leben?“
„Hey, du bist der Chef. Klar kann ich damit leben.“
„Aber sie ist deine Patientin. Du hast mich um Rat gefragt, das bedeutet nicht, dass ich gleich das Ruder an mich reiße.“
„Danke, das finde ich sehr kollegial von dir. In diesem Fall würde ich ganz genauso verfahren, du hast also meine Vorgehensweise bestätigt. Tut gut, sich da mal austauschen zu können.“
„Schön, dass wir wenigstens beruflich auf einer Wellenlänge sind.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Weißt du, mir kommt es so vor, als arbeiteten wir schon seit Jahren zusammen, nicht erst seit wenigen Tagen.“
„Davon profitieren auch unsere Patientinnen.“ Vor der Tür des Untersuchungszimmers blieb Jane kurz stehen. „Wir sind da. Pippa Duffield, so heißt die Patientin, ist fest entschlossen, ihr Kind auf natürlichem Weg zur Welt zu bringen. Als kleinen Ausgleich für die künstliche Befruchtung, könnte ich mir vorstellen.“
„Wie gesagt, alles Weitere hängt von den Ultraschallbefunden ab. Du weißt ja, wenn die Plazenta zentral über dem inneren Muttermund liegt, ist eine natürliche Geburt lebensgefährlich für Mutter und Kind.“
„Stimmt. Okay, warten wir es ab.“
Als sie die Tür zum Behandlungsraum öffneten, wartete dort schon die Patientin in einem Klinikrollstuhl auf sie.
„Ms Duffield, wie geht es Ihnen?“, erkundigte Jane sich teilnahmsvoll.
„Ach, Dr. Cooper, ich hab so fürchterliche Angst, meine Babys zu verlieren.“ Die Frau brach in haltloses Schluchzen aus. „Nicht jetzt noch. Nach allem, was wir durchgestanden haben. Das könnte ich einfach nicht ertragen.“ Sie holte zitternd Luft. „Ich habe solche Angst.“
„Natürlich haben Sie Angst, das würde jeder anderen Frau an Ihrer Stelle genauso gehen.“ Jane legte mitfühlend den Arm um die Frau. „Aber vergessen Sie nicht, Sie sind schon in der zweiunddreißigsten Woche. Selbst wenn wir die Zwillinge noch heute holen müssten, würden sie sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit unbeschadet weiterentwickeln. Außerdem gibt es verschiedene Ursachen für eine leichte
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