Aerzte zum Verlieben Band 58
schlichtes Vergnügen wie Kaffee im Bett mit Jane die Welt in einem so viel angenehmeren Licht erscheinen ließ. Ed trank seinen Becher aus. „Ich muss los. Wir sehen uns nachher in der Klinik, okay?“
„Okay. Vielleicht hast du ja Lust, mit Sorcha und mir zu Mittag zu essen? Falls du Zeit hast.“
Die Tatsache, dass sie ihn das fragte, versetzte ihm einen freudigen Kick. Gestern hatte er sie einer Person vorgestellt, die ihm besonders nahestand, heute tat Jane einen Schritt in dieselbe Richtung. Sie schienen auf einem guten Weg.
„Danke, ich leiste euch sehr gerne Gesellschaft“, sagte Ed freudig.
Am nächsten Morgen herrschte auf der Station hektische Betriebsamkeit. Ein geburtshelferischer Notfall stand bevor, und Jane piepte Ed an, um ihn um Rat zu fragen.
„Gleich nach der Geburt des Kopfes hat der sich wieder zurückgezogen. Das Kind zeigt eine starke Halsspannung und aufgeblähte Wangen“, berichtete Jane nüchtern.
Die klassischen Symptome einer Schulterdystokie, bei der der Schultergürtel des Kindes, anstatt sich quer entsprechend der Form des Beckeneingangs einzustellen, im rechten Winkel dazu liegt.
„Ist das Baby ungewöhnlich groß?“, wollte Ed wissen.
„Ja, und zehn Tage überfällig. Aber es gab keinen Hinweis auf Komplikationen.“
Eine Schulterdystokie barg einige Risiken für das Kind: akuter Sauerstoffmangel, Fraktur des Schultergürtels oder die Verletzungen der Nackennerven waren nur einige davon. Sofortiges Handeln war erforderlich.
„Wenn wir Ihre Position verändern“, erklärte Ed der besorgten Mutter, „kann die an der Schambeinfuge festhängende Schulter gelöst werden, sodass wir das Kind unbeschadet holen können. Versuchen Sie nur, jetzt nicht zu pressen, ja?“
„Okay.“
Vorsichtig halfen sie der Frau, sich flach auf den Rücken zu legen, das Becken dicht an die Bettkante geschoben, beide Beine angewinkelt an den Bauch gedrückt.
„Du bist doch mit dem Rubin-Manöver vertraut, oder?“ Ed sah Jane fragend an.
„Theoretisch ja, ausgeführt habe ich es noch nicht.“
„Super.“ Dann gab es jetzt also ein bisschen Praxisunterricht. Kein Problem, dafür war er schließlich hier. Er zeigte Jane, wo sie suprapubischen Druck ausüben musste, um die verkeilte Schulter an der Schambeinfuge zu lösen. „Ich gebe dir das Kommando zum Pressen“, wies er Jane an.
„Rosie“, wandte er sich dann an die Hebamme, „hol uns bitte den Neonatologen dazu, ja?“ Nach einer derart komplizierten Geburt musste das Baby sorgfältig auf eventuelle Frakturen oder Nervenschädigungen untersucht werden.
Ed hoffte inständig, dass sie es schafften. Sehr viel Handlungsspielraum blieb ihnen nicht mehr, da die Mutter bereits eine Rückenmarksnarkose hatte und somit kaum beweglich war. Falls das Rubin-Manöver nicht zum gewünschten Erfolg führte, mussten eine Episiotomie − ein Dammschnitt − sowie weitere invasive Verfahren in Erwägung gezogen werden.
Bei der nächsten Wehe rief er Jane zu: „Jetzt drücken!“, während er gleichzeitig vorsichtig Zug auf den Kopf des Babys ausübte.
Zur großen Erleichterung aller funktionierte das Manöver, und das Baby glitt mühelos heraus.
„Das haben Sie großartig gemacht“, lobte Ed die völlig erschöpfte Mutter.
Nachdem der Neonatologe das Neugeborene sorgfältig untersucht hatte, legte er es lächelnd der Mutter in den Arm. „Ich freue mich, Ihnen Ihren äußerst gesunden kleinen Jungen vorstellen zu dürfen. Er hatte es zwar ein bisschen schwer auf seinem Weg in die Welt, aber er ist völlig in Ordnung.“
Ed und Jane wechselten einen bedeutungsvollen Blick. Die Sache hätte auch ganz anders ausgehen können. Sie hatten verdammtes Glück gehabt.
Freudentränen strömten der jungen Mutter über die Wangen. „Oh, mein Baby …“ Aus feuchten Augen sah sie Ed an. „Ich danke Ihnen so sehr, Ihnen beiden.“
„Wir haben nur unsere Arbeit getan“, wehrte Ed ab. „Herzlichen Glückwunsch zu diesem Prachtburschen!“
„Er ist ganz wunderschön.“ Sanft streichelte Jane die Wange des Babys, dann tupfte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Sorry, beim Anblick von Neugeborenen muss ich immer heulen. Sie sind so unglaublich perfekt.“
„Jetzt brauche ich dringend ein paar Kalorien in Form von Zucker“, meinte Ed erschöpft.
„Ich auch.“ Jane stieß den Atem aus. „Da ging es echt aufs Ganze. Danke, dass du mich durchs Manöver geleitet hast.“
„Brauchte ich doch kaum, in der Theorie wusstest du ja
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