Aerztekind
der Hollywoodschaukel zu verbringen? Wir brauchten doch einen Babysitter!
Mir dämmerte: Mein Vater hatte Angst zu altern. Angst davor, die Selbstständigkeit zu verlieren, die für ihn das höchste Gut war. Er wollte hoch hinaus, weit weg und in rasanter Fahrt wieder zu Hause ankommen, das hatte er immer schon gewollt. Und sollte sich an der Fähigkeit, dieses Leben in dem Maße zu führen, wie er es für richtig erachtete, etwas ändern, dann wollte er die Abkürzung nehmen.
Er wollte mogeln! Und überhaupt: Was war, wenn meine Mutter vor ihm starb? Wer gab ihm dann die Spritze?
»Also, in dem unwahrscheinlichen Fall, dass eure Mutter vor mir das Zeitliche segnet, dann wird das mit der Spritze doch wohl einer von euch hinkriegen!«
»Also, ICH werde dir garantiert keine Spritze geben!«, rief Anne entrüstet und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.
Okay, das war verständlich. Anne fiel in Ohnmacht, wenn sie Spritzen sah – das würde ein sehr, sehr langes Ableben von Papa werden, wenn sie sich darum kümmern würde.
»Dann macht das eben die Caro.«
Na, das war klar. Am Ende blieb es wieder mal an mir hängen. Pah. Immer auf die Großen!
»Ich habe euch schließlich nicht zu Waschlappen erzogen – und den EINEN Gefallen werdet ihr eurem alten Vater, der immer nur das Beste für euch wollte, dann doch sicher erfüllen!«
Ich schwieg. Und vielleicht war es auch besser, dass ich meinen nächsten Gedanken nicht laut aussprach: Na, das wollen wir doch mal sehen.
Danksagung
Mein größter Dank gilt meinem Vater: Papa, du hast mich gelehrt, dass man aus jeder Situation immer nur das Beste machen sollte. Deswegen hatte ich auch nur wenig moralische Bedenken, als ich anfing, ein Buch über unser Leben mit dir zu schreiben – obwohl du zu diesem Zeitpunkt noch in China im Krankenhaus lagst. Du hast mir später einmal gesagt: »Dann war das ganze Theater am Ende ja doch für etwas gut!« Und dann hast du gelacht und mir gesagt, wie stolz du auf mich bist. Insofern haben dich dein unfreiwilliger verlängerter Aufenthalt in Shanghai und die flüchtige Bekanntschaft, die du mit dem Jenseits geschlossen hast, doch verändert: Du bist weicher geworden, sentimentaler zuweilen, und das steht dir auf deine alten Tage wirklich außerordentlich gut zu Gesicht. Mir bedeutet das mehr, als du dir vermutlich vorstellen kannst. Und deswegen bin ich es, die sich bei dir bedanken muss. Du hast uns wirklich nicht verzogen, aber uns immer einen aufregenden und spannenden Alltag beschert. Und du hast uns gut vorbereitet auf alles, was das Leben einem so bietet – selbst dann, wenn es ganz und gar unerwartet kommt.
Dir, liebe Mama, möchte ich außerdem danken. Du hast uns beigebracht, wie man einen solch liebenswerten, aber anstrengenden Mann bändigt, wie man seine Allüren erträgt, ihm aus dem Weg geht, wenn er Fahrt aufnimmt, und über seine irren Pläne schmunzelt. Mit einer unendlichen Ruhe hast du uns vorgelebt, wie schwer und wie einfach es mit jemandem sein kann, der so ist wie Papa, und wie viel Größe dazugehört, bei einem so schillernden Charakter nicht sich selbst und seine eigenen Träume zu verlieren.
Bei meinen beiden Schwestern möchte ich mich dafür bedanken, dass sie mir erlaubt haben, die zum Teil sehr bösen Dinge, die ich in unserer Kindheit mit ihnen angestellt habe, hier aufzuschreiben. Ich weiß, es ist nicht immer leicht, meine Schwester zu sein. Aber bestimmt macht es manchmal trotzdem ein bisschen Spaß.
Dem Mann, der es in der Zwischenzeit sogar gewagt hat, in diese verrückte Familie einzuheiraten, danke ich von ganzem Herzen. Danke für dich, deine Nachsicht, deinen Glauben an mich und deine unermüdliche Geduld mit mir und meinen Pappenheimern.
Zum Schluss bedanke ich mich bei Ann-Kathrin Schwarz, die mich auf die Idee gebracht hat, meine Geschichte aufzuschreiben. Bei Oliver Brauer, dem besten Agenten von allen, der so viel Geduld und Nachsicht mit mir hat, und bei Carlo Günther, der mich ihm vor vielen, vielen Monden vorgestellt hat. Bei all meinen lesewütigen Freunden, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen. Und bei Susanne Haffner, meiner Lektorin, die mich in anregenden und persönlichen Gesprächen auf viele Ideen gebracht und auf Besonderheiten gestoßen hat, die das Dasein als Ärztekind so mit sich bringt – du weißt ja selbst am besten, wie das ist.
Manch einem wird Krankheit zum Segen und Gesundheit zum Schaden. Gott weiß schon, was uns
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