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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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verlernt man schnell über die Jahrhunderte. Sklaverei war ganz normal, dort, wo ich herkomme. Und jeder vernünftige Mensch hat damals seine Götter auch gefürchtet.«
    Was für ein Gott mochte er wohl gewesen sein? Wurde Baal nicht sogar im Alten Testament erwähnt? Das hieß, sein Herrschaftsgebiet musste sich irgendwo in der Nähe von Israel, Ägypten oder sonst wo erstreckt haben, wo Moses und seine Leute vorbeigekommen waren, als sie den Rekord für den längsten Fußmarsch der Welt aufgestellt hatten. Sie dachte an die phönizischen, syrischen und ägyptischen Kunstschätze, die man überall in Balthasars Villa finden konnte. Konnte es sein, dass er ein wenig sentimental war?
    »Aber doch nicht nur.«
    »Das ist wahr, und so halte ich es auch heute noch. Frag doch bei Gelegenheit mal Daniel hier …«, Balthasar nickte in Richtung Fahrersitz, »… wieso er für mich arbeitet.«
    Amanda holte bereits Luft für eine Erwiderung, als ein leichtes Prickeln durch ihren Arm rieselte. Offensichtlich war seine Geduld am Ende. Sie schloss den Mund wieder, und Balthasar nickte zufrieden.
    »Dein Angebot, Amanda.«
    Müde fuhr sie sich mit den Händen über das Gesicht. »Wie gesagt, es gibt nichts, das du dir nicht einfach nehmen könntest.«
    »Doch, das gibt es.« Wieder streckte er eine Hand aus, legte sie zwischen ihre Brüste, genau an die Stelle, an der ihr Herz saß. Die Stelle, an der ein Tattoo in Form einer zupackenden Hand den Verkauf der eigenen Seele besiegelte, wenn man sich dazu bereiterklärte. »Es gibt da etwas, das ich nur bekommen kann, wenn du es mir freiwillig überschreibst.«
    Das also wollte er. Amanda fühlte so etwas wie Erleichterung in sich aufsteigen. Die ganze Zeit hatte sie mit etwas Schlimmerem gerechnet, etwas, das weh tun würde, mit irgendetwas Entwürdigendem, Demütigendem. Ihr Seelenheil erschien ihr im Vergleich zu dem, was sie sich ausgemalt hatte, nicht weiter wichtig. Himmel und Hölle gab es doch sowieso nicht mehr, hatte Luzifer das nicht gesagt?
    Doch da gab es eine Sache, über die sie sich vorher unbedingt Klarheit verschaffen musste. »Darf ich eine Frage stellen?«
    Ein Schmunzeln huschte über Balthasars Lippen. »Wieso auf einmal so unterwürfig? Natürlich darfst du. Ich will, dass du weißt, was dich dein Verrat kostet.«
    »Was stellt ihr Dämonen mit den Seelen an, die die Leute euch verkaufen?«
    Er stieß ein leises Lachen aus, während er sich zurücklehnte. »Du bist seit einem Jahrhundert der erste Mensch, der diese Frage stellt.« Eine kurze Pause, dann fuhr er ernster fort. »Normalerweise verschlingen wir sie und mehren damit unsere Kräfte. Da dein Fall allerdings etwas Besonderes ist … Ich habe mir die eine oder andere Fähigkeit aus meiner Zeit als Gott bewahrt. Dazu, deine Seele in irgendeinen jüngeren Körper zu verpflanzen, sobald du stirbst, sollten meine Kräfte reichen.«
    Amanda öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch kein Ton kam heraus. Sie starrte Balthasar an, während die Bedeutung seiner Worte langsam in ihren Geist sickerte. Bot er ihr gerade Unsterblichkeit an? Doch zu welchem Preis? Allein die Vorstellung, die Ewigkeit in seinen Diensten verbringen zu müssen, ließ sie schaudern. Als wüsste er genau, was sie dachte, breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus. Das Krokodil, das das Gnu bereits halb verschlungen hatte.
    »Nein.« Das Wort war nur ein Hauch, mehr brachte sie nicht hervor, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Natürlich gab es da ihren Plan, der ohnehin vorsah, dass sie bald mächtiger sein würde als er. Theoretisch konnte sie ihm versprechen, was sie wollte, ohne sich später daran halten zu müssen. Doch selbst wenn es ihnen gelang, die Welt zu retten, musste nur eine Kleinigkeit schiefgehen, irgendetwas, das verhinderte, dass sie am Ende mit genügend Macht dastand, um Balthasar die Stirn bieten zu können, und sie wäre verloren.
    Für eine Weile driftete nur die Musik aus dem Radio durch das Auto. Irgendein Klavierstück, Amanda hätte nicht einmal sagen können, von welchem Komponisten. Sie saß einfach nur da, wog sorgfältig ihre Möglichkeiten ab und versuchte, Balthasars siegesgewisses Lächeln zu ignorieren.
    Schließlich räusperte sie sich. »Beantworte mir noch eine Frage. Wo ist die Waffe jetzt? Ich glaube nicht, dass du sie hast, ansonsten wärst du längst der Anführer der Dämonen.«
    »Nachasch hat sie.« Balthasars Miene verdüsterte sich. Hinter diesen wenigen Worten schien sich eine

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