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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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tun sollen?« Er schüttelte den Kopf, als wollte er das Thema verscheuchen. Dann wandte er sich von ihr ab. »Komm, wir sollten ihn suchen gehen.«
    Er löste sich aus dem Hauseingang, huschte in die Dunkelheit davon. Amanda folgte ihm mit einem unguten Gefühl. Irgendetwas würde schiefgehen, sie war sich sicher. Doch sie wollte verdammt sein, wenn sie aufgab, solange noch nicht alles verloren war.
    Die Engel standen reglos wie Statuen, schwarze Silhouetten vor den Lichtgebilden ihrer Flügel. Den Rücken hatten sie dem Krater zugewandt, und ihre Blicke glitten aufmerksam über die Umgebung. Jul und Amanda huschten vorsichtig von Schatten zu Schatten, entfernten sich wieder ein Stück vom Krater, während sie die Karl-Liebknecht-Straße hinuntereilten. Zum Glück war es nicht weit bis zu der Stelle, an der einst der Fernsehturm gestanden hatte. Bis zu ihrem Treffpunkt.
    Amanda fragte nicht, wie Jul seinen Freund bei diesen Lichtverhältnissen erkennen wollte. Wahrscheinlich vertraute er darauf, dass der Engel auch daran gedacht hatte. Wie konnte man sich nur so blind auf jemanden verlassen?
    Sie erreichten den kleinen Park, der direkt an den Fernsehturm gegrenzt hatte, und huschten zwischen die Bäume. Soweit sie erkennen konnte, reichte das Grün inzwischen bis zum Kraterrand. Der Ort war gut gewählt, das musste Amanda zugeben. Viel Deckung. Die Engel sahen zwischen den Ästen wahrscheinlich nur noch das Licht ihres jeweiligen Nebenmannes. Ohne Hilfe wäre es wohl dennoch schwer, zwischen ihnen hindurchzuschlüpfen. Aber wenn man einen von ihnen auf seiner Seite hatte …
    »Dort.« Jul hielt im Schatten eines Baums inne und deutete auf einen Engel, der sein Flammenschwert so hielt, dass blaues Licht über seine Züge spielte. Selbst Amanda erkannte das Gesicht. Es sah ganz so aus, als wäre Juls Vertrauen berechtigt gewesen. Sein Freund hatte wirklich an alles gedacht.
    Jul trat vor, halb aus der Deckung heraus. Er hob eine Hand, und sein Freund wandte den Kopf in Richtung der Bewegung, seine Finger schlossen sich fester um den Griff des Schwertes. Im nächsten Moment ließ das Schwert wieder sinken. Blaue Flammen erloschen, als er die Klinge in die Scheide schob.
    Er sah nach rechts und links, winkte sie eilig zu sich. So leise wie möglich huschten sie zu ihm hinüber, stets in der Deckung der Bäume.
    »Muriel? Ich höre Bewegungen in deiner Nähe.«
    Amanda erstarrte, als die Stimme durch den Park wehte. Mit klopfendem Herzen kauerte sie sich tief hinter einen Busch. Würde der andere Engel seinen Posten verlassen, nach dem Ursprung der Geräusche suchen?
    »Kein Feind in Sicht«, rief Juls Freund. Genau genommen war das nicht einmal eine Lüge. Es kam immer darauf an, wie man Feind definierte.
    Die Antwort schien den anderen Wächter zu beruhigen. Er blieb, wo er war, und sagte nichts mehr. Langsam entspannte sich Amanda. Ebenso langsam kroch sie weiter. Spitze Steinchen gruben sich durch die Jeans in ihre Knie, aber sie wagte nicht, sich wieder aufzurichten.
    Schließlich hockte sie neben Jul zu Füßen des Engels. Er sah nicht zu ihnen hinab, winkte sie an sich vorbei. Hier ging der Grünstreifen in einen asphaltierten Weg über, und dahinter verlief der gezackte Rand des Kraters, eine dunkle Linie in der Nacht. Fast geschafft.
    »Ihr solltet bis zur Kante genügend Deckung haben.« Die Stimme von Juls Freund war so leise, dass Amanda sie kaum verstand. »Beeilt euch trotzdem. Und ich fürchte, ihr müsst klettern, ich …«
    Er brach ab, blitzschnell fuhr seine Hand zu seiner Waffe. Erst dann sah auch Amanda die Bewegung. Ein rattengestaltiger Dämon flitzte in den doppelten Lichtkreis der Schwingen. Juls Freund zog das Schwert, spreizte angriffslustig die Flügel. Blaue Flammen flackerten auf.
    »Nicht!«
    Das Wort genügte, um den Engel erstarren zu lassen. Dabei hatte Jul es nur geflüstert. »Steck das Schwert weg, Muriel.«
    Juls Freund gehorchte, ohne zu zögern und ohne eine einzige Frage zu stellen. Sah so das Leben eines Engels aus? Stumm Befehle befolgen, nie wissen, warum man tat, was man tat?
    »Muriel?« Wieder die Stimme eines anderen Engels.
    »Nur ein niederer Dämon. Er ist mir entwischt.« Auch das war genau genommen keine Lüge.
    Zu dritt beobachteten sie, wie der vergessene Gott an ihnen vorbei und auf den Krater zuschoss. Doch er hielt dort nicht an. Als hätte er beschlossen, es mit einer Karriere als Lemming zu versuchen, stürzte er sich über den Rand.
    Aber er fiel nicht.

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