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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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der Decke der Höhle. Aber sie wagte es nicht, ihre Aufmerksamkeit von der Gruppe abzuwenden, die sie durch die Höhle geschleudert hatte. Die Seraphim fingen sich bereits wieder, blauer, heilender Schein sprang zwischen ihnen hin und her. Amanda würde alle Kraft darauf verwenden müssen, diese paar dort zu halten, wo sie waren. Hoffentlich entkam Jul dem Rest ohne ihre Hilfe.

41
    D as Rauschen von Wind in Schwingen drang wie von fern an Juls Ohren. Langsam hob er den Blick, gerade rechtzeitig, um Seraph und Dämon aufeinanderprallen zu sehen.
    Von Baals Wunden war nichts mehr geblieben, Karins Opfer hatte sie geheilt. Mit kräftigen Flügelschlägen katapultierte er sich vorwärts, legte dann die ledrigen Schwingen dicht an den Körper und schoss über sich wellenden Boden hinweg auf seinen Gegner zu. Beinahe im letzten Moment stieß das Messer vor.
    Die Klinge des Seraphs verschwamm zu einem blauen Streifen, flammendes Metall prallte auf Stein und schlug die Waffe beiseite. Schwerelos umkreisten die Kämpfenden einander, immer wieder stieß der Dämon zu. Wie ein Tänzer wich der Engel aus, parierte. Seine Klinge zeichnete verbrannte Striche auf Baals Haut, die sofort wieder verblassten.
    Wo waren die anderen Seraphim? Jul konnte in der Nähe keinen entdecken.
    Der Dämon knurrte frustriert, schlug rückwärts mit den Schwingen, um etwas Abstand zu gewinnen. In diesem Moment fiel sein Blick auf Jul. Wanderte weiter zu Karins leblosem Körper. Irgendetwas veränderte sich in seiner Miene. Verstand er nun erst, was geschehen war? Was er angerichtet hatte?
    Mit einem Mal riss er den Arm hoch. Eine schnelle Bewegung, und etwas Schmales, Langes flog wirbelnd durch die Luft, genau auf Jul zu. Instinktiv streckte er die Hand aus, fing.
    Seine Finger schlossen sich um dunklen Stein.
    Ungläubig starrte Jul das Messer in seiner Hand an. Der Dämon hatte ihm die Waffe überlassen. Warum? Warum gab er etwas ab, für das er so hart gekämpft hatte, das er so unbedingt hatte haben wollen? Das ergab überhaupt keinen Sinn, so verhielt sich ein Dämon nicht.
    Als Jul aufblickte, sah er den Seraph gegen Baal prallen. Die Klauen des Dämons rissen tiefe Furchen in die Schulter seines Gegners, und Tropfen schimmernden Blutes schwebten davon. Doch da waren die ersten Anzeichen des Lichts, das um den sechsflügeligen Engel aufglühte wie die Andeutung eines Sonnenaufgangs. Nur noch Augenblicke, bis von Baal nichts mehr bleiben würde als eine Aschewolke.
    Das war genau das, was Jul wollte, oder nicht? Sein Blick huschte zu Karins lebloser Gestalt, ihre Worte hallten in seinem Geist. Was, wenn sie doch recht hatte?
    Mit einem Ruck trat Jul von seinem Pfad, stieß sich vom Wellen schlagenden Boden ab. Er schoss auf die beiden Kämpfenden zu, befreit von der Schwerkraft, getragen von seinem Schwung. Die Lichtaura des Seraphs wurde heller, dehnte sich aus. Die Klinge in Juls Hand stieß vor, tauchte in den Lichtkreis ein. Dann verschwanden seine Finger in dem Gleißen. Ein Gefühl der Glückseligkeit ergriff von Jul Besitz, drohte ihn davonzuspülen, ihn aufzulösen.
    Abrupt verschwand es.
    Für einen Augenblick starrte er die steinerne Klinge an, die zwischen dem mittleren Flügelpaar im Rücken des Seraphs steckte. Er hatte es tatsächlich getan …
    Dann brach die Flut der Erinnerungen über ihn herein. Fremde Erinnerungen, die durch die Klinge in seinen Körper strömten.
    Er saß zu Füßen des Herrn, das göttliche Licht hüllte ihn ein, wärmte ihn. Glück pulsierte in jeder Faser seines Körpers.
    Doch mit einem Mal schien sich eine Wolke vor diese strahlende Sonne zu schieben.
    Da stand er, der Morgenstern, die Arme bis zu den Ellbogen mit Blut beschmiert, schimmernde Spritzer auf den schattenhaften Schwingen. In der Hand hielt er die dunkle Steinklinge, und Hass verzerrte seine Züge.
    Das Bild verschwamm in Licht. Jul sah die dunkle Wunde vor sich, die im Licht des Herrn klaffte. Er – nein, nicht er, sondern der Seraph, von dem diese Erinnerung stammte – streckte die Hand nach dem Herrn aus, erschauerte bei der Berührung mit dem Wesen, das er stets verehrt hatte. Weitere Seraphim ringsum taten es ihm gleich.
    Dann floss Kraft durch sie in die Wunde. Sie kam nicht aus den Seraphim, wie Jul es beim Heilen gewohnt war, sondern sie schöpften aus einer riesigen, unendlich erscheinenden Quelle.
    Die Jahre rauschten an ihm vorbei. Jahre verzweifelten Hoffens. Viel zu bald erschien die Quelle nicht mehr endlos, sondern

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