Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
Vom Netzwerk:
mit ihr all das neue Wissen. Das durfte nicht geschehen! Wenn es ihr gelang, Balthasar zu töten, konnte sie in den Keller rennen, ihren Bruder holen und verschwinden, bevor irgendjemand in der Lage war, sie aufzuhalten. So zum Greifen nah war ihre Freiheit seit einem Jahr nicht mehr gewesen.
    Amanda sammelte die Reste ihrer Magie. Wie hatte sie bloß das verdammte Glas zum Zerspringen gebracht? Es war doch erst wenige Sekunden her. Wieso nur konnte sie sich jetzt nicht mehr erinnern? Stattdessen griff sie mit dem Geist nach einem Regal. Es wackelte, fiel jedoch nicht. Ihre Macht zerrann immer schneller.
    Balthasar trat einen Schritt näher, nun wieder beinahe menschlich. Für einen Moment musste er sich noch gegen ihre Magie stemmen, dann war auch das vorbei.
    Mit dem Schwinden der magischen Kraft stürzten all ihre Sorgen wieder auf Amanda ein. Tränen der Verzweiflung traten ihr in die Augen. Hatte sie Roman soeben mit ihrem Tun zum Tode verurteilt?
    Nun erst bemerkte sie den brennenden Schmerz in ihrem Arm. Sie tastete danach, fuhr mit den Fingern über die feinen verhärteten Linien des Tattoos.
    Eine Hand schloss sich um ihren Hals. Erschrocken keuchte sie auf. Balthasar drängte sie zurück, gegen die Wand neben dem Fenster. Seine krallenartigen Fingernägel gruben sich in ihre Haut, das Haar hing ihm wirr ins Gesicht, und er bleckte gefährlich spitze Zähne.
    »Der erste Schub hält nie lange an.« Er atmete schnell, seine Augen funkelten schwarz. »Ich schätze, hierfür wird dein Bruder büßen müssen.«
    Verzweifelt versuchte Amanda den Kopf zu schütteln. Sie bekam nicht genug Luft, um zu sprechen.
    Balthasar lockerte seinen Griff ein wenig.
    »Nicht!«, brachte sie atemlos hervor.
    Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen. »Er wird nicht daran sterben. Sieh es als Warnung.«
    Endlich ließ er sie los, und auch der Schmerz in ihrem Arm verebbte. Balthasar trat einen Schritt zurück, während Amanda nach Atem rang. Schließlich straffte sie sich und strich ihre Kleidung glatt. Nur keine Schwäche zeigen.
    Auch ihr selbsternannter Herr richtete sein Hemd, obwohl es unter der Verwandlung kaum gelitten hatte. Schweigend sahen sie einander an. Amandas Sorge um Roman wuchs mit jeder Sekunde, und sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht um seinetwillen um Gnade zu flehen. Bitten würde die Strafe nur erhöhen. Wenn sie ihren Bruder das nächste Mal sah, falls sie ihn je wiedersah, würde er vielleicht ein paar neue Narben haben, doch zumindest würde er leben. Und ihr blieb die Chance auf einen weiteren Befreiungsversuch. Irgendwann. Wenn sie doch nur von vorneherein gewusst hätte, was geschehen würde! »Warum hast du mir nicht gesagt, dass die Wirkung nur so kurz anhält? Ich hätte nie …«
    »Hättest du nicht?«, unterbrach Balthasar sie scharf. »Du wärst darauf vorbereitet gewesen und hättest gewusst, dass du mich schnell töten musst. Das wäre der einzige Unterschied gewesen.«
    Amanda senkte den Blick. Er hatte recht. Mit so viel Macht in Händen hätte sie es einfach versuchen müssen – ganz gleich, was Balthasar gesagt oder getan hätte. Doch derlei Überlegungen brachten sie für den Moment nicht weiter. Stattdessen strich sie sich eine verirrte Locke aus dem Gesicht und bemühte sich, ihre Gedanken wieder auf ihr Hauptproblem zu lenken. »Wenn du mir etwas von deinem Blut mitgibst, werde ich auf jeden Fall überleben können.«
    Sofort verdüsterte sich Balthasars Miene. »Nein. Davon bekommst du nur etwas, wenn ich kontrollieren kann, wann du wie viel trinkst. Abgesehen davon, dass ich dir nicht traue, macht es süchtig.« Kurz schien sich sein Blick in weiter Ferne zu verlieren. War das etwa Schmerz, der über seine Miene huschte? Woran mochte er gerade denken?
    Doch im nächsten Augenblick wandte er sich bereits wieder ab und ging zum Tisch hinüber. »Es gibt einige Auswirkungen, die über mehrere Tage anhalten. Deine Magie müsste stärker sein als zuvor, sobald du dich von diesem ersten Ausbruch erholt hast. Außerdem …« Er packte den Griff des Messers und zog es aus der Tischplatte. Reste des Blutes glitzerten an der Klinge, als er sich zu Amanda umwandte.
    »Deine Hand.« Balthasar streckte die seine nach ihr aus, und zögernd legte sie ihre Hand hinein. Sie biss die Zähne zusammen. Das würde unangenehm werden.
    Seine Finger schlossen sich fest um ihr Handgelenk, als er die Handfläche nach oben drehte. Er ließ ihr keine Zeit, sich auf den Schmerz vorzubereiten,

Weitere Kostenlose Bücher