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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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dir versprochen?«, fragte er sanft.
    Sie sah ihn an, musterte ihn mit verschlossener Miene, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Warum interessiert dich das überhaupt? Solltest du nicht genauso sein wie Michael? Was kümmern dich meine Probleme?«
    Sie kümmerten ihn, weil er wissen wollte, warum ein Erzengel einer Dämonendienerin Versprechungen machte. Wie Michael vorhatte, diese zu erfüllen, ohne den Waffenstillstand zu brechen. Ob er überhaupt vorhatte, sie zu erfüllen. Konnte er tief genug gesunken sein, um zu lügen? Und wenn ja, was war ihm so wichtig?
    Doch da war noch mehr. Natürlich Mitleid angesichts von Amandas Schicksal, aber dazu kam etwas in der Art, wie Jul es bei der alten Frau während des ersten Bebens gespürt hatte. Eine Verbindung. »Ich denke, wir haben ein ähnliches Problem. Mir hat Michael ebenfalls etwas versprochen, und ich weiß nicht, inwiefern er sich daran halten will.«
    Mit großen Augen starrte Amanda ihn an. »Dir?« Dann stieß sie ein trockenes Lachen aus. »Und da dachte ich, ihr Engel wärt irgendwie besser als die Dämonen. Aber sieht so aus, als würdet ihr einander genauso wenig vertrauen.«
    Ihr Spott versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Ja, eigentlich sollte er einem Erzengel vertrauen können, und zwar mit absoluter Sicherheit. Aber Sicherheiten gab es schon seit einer Weile nicht mehr. Nur noch Zweifel.
    »Was kann ein Erzengel einem Engel versprechen und warum?«
    Jul zögerte. Es war deutlich, dass Michael mehr wusste, als er verlauten ließ. Und der Erzengel plante etwas. Etwas, das ihm wichtig genug war, um mit Dämonendienern zu verhandeln. Am besten fand Jul schnell heraus, worum es sich dabei handelte, und sammelte so viele Informationen, wie er konnte. Wenn er dafür seine Geschichte gegen Amandas Wissen tauschen musste, dann sollte es so sein.
    Er lächelte. »Ich habe zuerst gefragt. Du fängst an.«

16
    A manda lehnte sich gegen die Betonwand, machte es sich so gemütlich, wie es auf der Schräge eben ging. Da standen sie, auf dem Weg zur Lüftung eines großen Geheimnisses, und hatten nichts Besseres zu tun, als alte Geschichten auszutauschen.
    Aber sie brauchte Sicherheit, was Michael anging, musste erst mehr über diejenigen erfahren, von denen sie sich Hilfe erhofft hatte, bevor sie sich dem großen Rätsel in der Tiefe stellen konnte. Natürlich hätte sie sich dafür einen sichereren Ort gewünscht. Einen, an dem sie nicht saßen wie auf dem Präsentierteller für Rattendämonenviecher und Schlimmeres. Aber ihr Leben hatte sie gelehrt, mit dem zurechtzukommen, was sie kriegen konnte. Wenn man seine Zeit damit vergeudete, auf perfekte Voraussetzungen zu warten, brachte man nie etwas zustande.
    Immer wieder sah sie sich um. Auch Jul wirkte unruhig, doch er hörte ihr aufmerksam zu. Ihre Begegnung mit dem Erzengel war schnell erzählt. Während sie sprach, behielt sie Jul genau im Auge. Er sah nachdenklich aus, womöglich sogar ein wenig besorgt. Aber wer wusste schon, was er wirklich dachte. Sie hatte ja zuvor auch geglaubt, Mitleid in seiner Miene zu sehen.
    »Er hat dir eine Feder gegeben?«
    Amanda nickte. Unwillkürlich tastete sie nach dem durchscheinenden Gebilde unter ihrer Bluse.
    »Soweit ich weiß, hat ein solches Geschenk weit mehr Macht, als er dir weismachen wollte.«
    »Soweit du weißt? Solltest du das nicht sicher wissen?«
    »Ich habe zu den untersten Rängen gehört. Denkst du, mir hätte irgendwer sonderlich viel erklärt?« Er klang bitter. Warum verhielt er sich so gar nicht wie der hirnlose Befehlsempfänger, als den er sich selbst dargestellt hatte? Und wieso sprach er in der Vergangenheit? Was war zwischen damals und heute noch geschehen?
    »Ich kann dir nur sagen«, fuhr er fort, »dass Michael dich wahrscheinlich überall aufspüren können wird, solange du die Feder trägst. Und mehr.«
    »Mehr?«
    Er warf frustriert die Arme in die Luft. »Ich weiß es nicht.«
    Das war wohl mal wieder ihr Glück, dass sie von allen Engeln ausgerechnet auf einen treffen musste, der ihr über die wichtigen Dinge keine Auskunft geben konnte. »Kannst du mir dann zumindest sagen, was Michael deiner Meinung nach wegen Roman unternehmen wird?«
    Jul schwieg, ging ein Stück die Rampe hinauf, dann wieder hinunter, warf dabei einen Blick in die Dunkelheit, die sie von beiden Seiten umgab. Amanda wusste nicht, wie verlässlich sein Urteil sein würde. Dennoch ertappte sie sich dabei, den Engel mit angehaltenem Atem zu beobachten. Als würde er

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