Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
verführerisches Lächeln.
Er hielt den Kopf schräg, sah Christian an und hob fragend eine Braue.
»Das ist Oberon DuPrie, ein Mitarbeiter aus dem Dezernat.« Christian packte sie bei den Handgelenken. »Valerica, das nimmt dir nicht den Schmerz«, flüsterte er.
Tränen traten in ihre Augen, sie widersetzte sich ihm nicht. »Nein, aber es hilft mir, die Leere zu vergessen, die mein Herz auffrisst.«
Christian nahm sie in die Arme, doch sie schob ihn gleich wieder von sich.
»Ich kann diese Menschenhure überall an dir riechen«, höhnte sie. »Sie ist eine Venatorin, Christian. Sie tötet solche wie uns.«
»Nein, sie tötet Drenier. Genau wie Viktor und ich es getan haben, wenn wir auf einen gestoßen sind.« Er sprach mit ruhiger und sanfter Stimme, denn er wusste, dass Valerica kurz vor dem Zusammenbruch stand.
Oberon wandte sich ab. Zum Glück besaß er einen Sinn für Anstand.
»Alle Menschen sollten zu unseren Füßen kriechen. Früher sind wir ihre Herren gewesen. In den alten Zeiten haben sie uns als Götter verehrt. Und jetzt müssen wir sie bezahlen, wenn wir uns nähren wollen. Der AW …« Sieriss die Augen auf, als sie begriff, wohin ihre tobende Wut sie geführt hatte.
Oberon drehte sich um und ragte hoch über ihr auf. »Was ist mit dem AW?«
Sie reckte die Schultern. »Wir glauben an unser Recht, uns nicht denjenigen unterwerfen zu müssen, die unsere Nahrungsquelle sind.«
»Ist das so?«, fragte Oberon. »Könnten Sie uns das vielleicht etwas näher erläutern?«
Sie hielt den Kopf schräg und schaute zu Oberon empor. Es war, als könnte sie nicht verstehen, was er gerade gesagt hatte. Christian ergriff sie am Arm, zog sie sanft von Oberon weg und führte sie ins Wohnzimmer.
»Sag uns, was du weißt.« Christian sprach leise und ruhig und hoffte, nicht bedrohlich zu klingen, während er sie mit sanfter Gewalt auf das plüschige Sofa drückte.
»Nein. Ihr beide seid vom Dezernat, und ihr werdet bloß versuchen, es zu unterbinden.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in das Polster des Sofas.
»Es ist meine Aufgabe, die Leute zu schützen«, sagte er. »Diese Morde sind falsch.«
»Morde?« Sie machte große Augen, und ihr Kiefer klappte herunter. »Glaubst du etwa, wir haben etwas mit Viktors Tod zu tun?« Erstaunt schüttelte sie den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du mich für fähig hältst, in seine Ermordung verwickelt zu sein. Ich rede von der Petition.«
»Petition?«, knurrte Oberon und beachtete Christians warnenden Blick nicht. »Was für eine Petition?«
Valerica runzelte die Stirn. Sie sah Oberon an, als sei er nicht bei Verstand. »Die, durch die der RaMPA gebeten werden soll, das Verschwinden von mehreren Dutzend Paramenschen während der letzten zehn Jahre offiziell zu untersuchen.«
»Wovon redest du?«, fragte Christian.
»Seit die Gilde Paramenschen in ihren Schulen zulässt, hat es mehrere tödliche Unfälle unter den paramenschlichen Studenten gegeben, und etliche sind einfach verschwunden.«
»Die Ausbildung zum Venator und vor allem die Prüfungen sind gefährlich. Dabei kommt es oft zu Unfällen«, sagte Oberon.
»Ja, aber das ist außerhalb der Prüfungen geschehen. Früher waren es zwei oder drei solcher Unfälle im Jahr, aber in den letzten beiden Jahren waren darin über fünfzig Paramenschen verwickelt, oder sie sind verschwunden. Im Gegensatz dazu hat es nur zehn Menschen getroffen«, sagte sie.
»Warum haben wir bisher nichts davon gehört?«, wollte Oberon wissen.
»Weil die Gilde es verheimlicht.«
»Aber warum sollte sie das tun?«, fragte Christian.
»Ich weiß nicht. Das Dezernat sagt, wir wollen bloß Ärger machen. Angeblich sind schon immer Leute verschwunden. In keinem einzigen Fall wurden Hinweise auf eine Straftat gefunden, heißt es. Der AW hat eigene Beweise gesammelt, die dem RaMPA vorgelegt werden sollen, aber wenn die Gilde oder das Dezernat das herausfinden sollten, werden sie uns zum Schweigen bringen.«
»Das war also der Grund, warum ihr Kontakt zu Andrew Williams aufgenommen habt.«
»Hat er euch das gesagt?« Sie hielt den Kopf schräg und sah ihn an. »Dann werde ich ihn umbringen.«
»Ich fürchte, dafür ist es schon zu spät. Jemand ist Ihnen zuvorgekommen«, sagte Oberon.
Christian stöhnte innerlich auf. Taktvoll wie immer, Oberon.
Ihre Augen weiteten sich vor echter Überraschung. »Was?«
Sie spielte nicht. Christian wusste immer, wann Valerica log, denn dann veränderten
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