Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
so theatralische Weise gekommen war.
Als er das zerwühlte Bett erreicht hatte, warf er sie ohne Umschweife darauf. Sie verzog das Gesicht, grunzte und schaute ihn böse an, und er verspürte einen kurzen Stich der Reue, weil er sie so grob behandelt hatte.
»Wie können Sie es wagen?«, fuhr sie ihn an.
»Weil ich tue, was ich will«, antwortete er kühl.
Sergei stand in der offenen Tür. »Lass es zu, dass sich Christian um dich kümmert, Nichte.«
»Ich will einen menschlichen Doktor haben. Was weiß ein Aeternus denn schon von Menschen?«
»Es tut mir leid, aber wir haben hier niemand anderen als mich.« Christian verschränkte die Arme vor der Brust.»Ich habe schon Menschen ärztlich versorgt. Ziehen Sie das Kleid aus und gestatten Sie mir einen Blick auf die Wunde.«
Sie reckte das Kinn stur in die Luft, während sie ihn ansah.
»Wenn Sie es nicht ausziehen, werde ich gezwungen sein, es selbst zu entfernen«, warnte er. »Und angesichts der Stimmung, in der ich mich befinde, wird das nicht sehr sanft geschehen.«
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Sergei das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Als sie sich noch immer nicht bewegte, machte er einen Schritt auf sie zu.
»In Ordnung.« Sie hob abwehrend die Hand. »In Ordnung, ich mache es.« Sie kletterte aus dem Bett und griff nach dem Reißverschluss an der Seite ihres Kleids; dann warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu. »Macht es Ihnen etwas aus?«
»Keineswegs.« Er lehnte sich lässig mit der Schulter gegen die Wand. »Ich habe in meinem Leben schon einen oder zwei nackte Körper gesehen.«
»Aber nicht meinen«, sagte sie, stieß einen leisen Fluch aus, wandte ihm den Rücken zu und zog sich das Kleid über den Kopf.
Sein Magen krampfte sich zusammen, als er den Blick über ihre halb nackten Kurven gleiten ließ, die nur noch von einem winzigen Spitzenhöschen und einem passenden BH verdeckt wurden. Die elfenbeinfarbene Unterwäsche auf ihrer cremigen Haut war mehr, als er erwartet hatte. Ihr Körper war durch lange Kampfkunst gestählt und dennoch zart an allen richtigen Stellen.
Ein rotes und blaues Drachen-Tattoo saß am Ende ihres Rückens; die Schwanzspitze verschwand in der Spalte zwischen den Hinterbacken unter ihrem Höschen. Plötzlich schien seine Hose enger geworden zu sein, und seineFangzähne drückten zu beiden Seiten der Schneidezähne gegen den Gaumen.
Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, er habe schon ein oder zwei weibliche Wesen gesehen. Es waren Hunderte, vielleicht sogar Tausende Frauen in verschiedenen Stadien der Nacktheit gewesen, aber nie zuvor hatte er solche Schönheit wahrgenommen. Antoinette war einfach vollkommen. Ihre Muskeln tanzten unter der Haut und belebten den eintätowierten Drachen. Er hätte schwören können, dass die Bestie ihn beobachtete. Wie würde es wohl sein, mit den Lippen über diese Hautkunst zu fahren? Würde sie sich so lebendig anfühlen, wie sie aussah? Und wie sehr er es genießen würde, dem Schwanz bis zum Ende nachzuspüren …
»Was jetzt?«, fragte sie, während sie ihm noch den Rücken zugewandt hielt.
Zum Glück bedeckte sein locker sitzender Pullover die Ausbuchtung in seiner Jeans. »Hm … Legen Sie sich aufs Bett, während ich mir die Hände wasche«, sagte er und schluckte schwer.
Er schloss die Badezimmertür, stützte sich mit den Händen auf dem Becken ab und versuchte sich zusammenzureißen. »Sie ist bloß ein Mensch. An ihr ist nichts Besonderes.« Aber er hörte die Lüge in seiner Stimme.
»Haben Sie etwas gesagt?«, rief sie aus dem anderen Zimmer.
»Nein.« Er betrachtete sein Spiegelbild, dann holte er einige medizinische Gegenstände aus dem Schrank unter dem Waschbecken.
Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, dass er eine gewisse medizinische Erfahrung besaß. Allerdings hatte er nicht erwähnt, dass er diese hauptsächlich während des amerikanischen Bürgerkriegs erworben hatte und nicht viele Frauen unter seinen Patienten gewesen waren.Doch das war wahrlich eine Feuertaufe gewesen – oder sollte er sagen: eine Bluttaufe ?
◀ ▶
Antoinette fühlte sich peinlich nackt. So hatte sie noch nie empfunden. Sie war in einer Venator-Vorbereitungsschule für Mädchen aufgewachsen, in deren Duschräumen und Umkleidekabinen es kaum Platz für Schamhaftigkeit und keinerlei Privatsphäre gegeben hatte. Jetzt hatte sie zwar ihr eigenes Zimmer dort, aber den Rest teilte sie noch immer mit den anderen.
Er hatte nicht gesagt,
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