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Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Titel: Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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Schultern, und sie gingen zur Treppe am Ende des Korridors.
    Bei der Probe wurden nur echte Drenier eingesetzt; es war der letzte Ritus, den ein angehender Venator durchmachen musste. Die Probanden erhielten zwei Chancen für ihre erste Tötung – schafften sie es nicht, hatten sie für immer versagt. Vielleicht war dieser Drenier für den zweiten Versuch vorgesehen.
    Die Arena war groß und hatte ungefähr den Umfang eines Eishockey-Spielfelds. Die Tribünen waren verglast; um ein gut beleuchtetes Parkett in der Mitte standen etwa ein halbes Dutzend Reihen Klappstühle. Auf halber Höhe saß eine Gruppe von Halbwüchsigen und lachte. Die jungen Leute bemerkten es nicht einmal, als Lucian Antoinette in die erste Reihe führte.
    Nun konnte sie zum ersten Mal den Boden der Arena etwa zwanzig Fuß unter sich erkennen. Dort sah es aus wie in den Kulissen eines verlassenen Lagerhauses, was sie sofort an ihre letzte Begegnung mit einem Drenier erinnerte. Automatisch fuhr ihre Hand zu der Stelle, wo sie verwundet worden war. Sie konnte kaum glauben, dass die entzündeten Schnittwunden bereits ebenso gründlich verheilt waren wie ihr blaues Auge. Aber diese Gedanken führten sie in Bereiche, denen sie sich noch nicht widmen wollte. Irgendwann würde sie sich dem stellen müssen, was zwischen Christian und ihr vorgefallen war – doch nicht jetzt.
    »Beeindruckt?«, fragte Lucian und riss sie damit zurück in die Gegenwart.
    »Ja, sehr.«
    Lucian zeigte ihr einen engen verglasten Bereich auf der anderen Seite der Arena, in dem sich eine kleine menschenförmige Gestalt bewegte. »Die Beleuchtung entspricht dem neuesten Stand der Technik, und mit den atmosphärischen Effekten, die von der Kabine dort oben aus kontrolliert werden, können wir jedes Wetter von einer nebligen Nacht bis zu Regen nachstellen, oder wir simulieren eine Jagd in geschlossenen Räumen.« Er klang wie ein Junge bei seinem ersten Baseballspiel. »Und von dort werden die Audio- und Videoübertragungen in die Galerie gesteuert.«
    Antoinette bemerkte Lautsprecher und Flachbildschirme überall im Stadion. Plötzlich erschien auf den Schirmen das Bild eines Jungen mit sandfarbenem Haar, der wie ein Filmstar aussah. Er stolzierte durch das sich öffnende Tor am entgegengesetzten Ende des Felds und pfiff.
    Antoinette konnte die Aufregung in der Luft beinahe schmecken.
    »Es fängt an. Wir sollten uns setzen«, schlug Lucian vor.
    Jubel stieg von seinen Klassenkameraden auf, aber der junge Mann schien ihn nicht zu hören. Die Fenster vor den Tribünen waren offenbar schalldicht, was sehr sinnvoll war. Der Junge schirmte die Augen ab, blickte zu den höheren Rängen empor und grinste, als er endlich bemerkte, dass seine Klassenkameraden wie verrückt auf ihn zeigten. Er machte eine übermütige Verbeugung.
    »Mark ist in diesem Jahr der beste Student in der nekrodrenischen Venator-Klasse und wurde an der Schule Ihres Onkels ausgebildet«, sagte Lucian.
    Natürlich! Dort hatte sie ihn gesehen – vor zwei Jahren. Damals war er ein rotzfrecher kleiner Mistkerl gewesen.
    »Das ist für ihn die erste Übung dieser Art.« Lucian zwinkerte ihr zu.
    Antoinette lächelte und wusste, was er damit meinte. Der junge Heißsporn würde sich bald auf dem Hosenboden wiederfinden.
    Ein Summen drang aus den Lautsprechern über ihnen, und eine körperlose Stimme verkündete: »Die Übung beginnt in drei Minuten. Würde sich der Teilnehmer bitte zum festgelegten Ausgangspunkt begeben?«
    Die Zuschauer verstummten, als der Junge zu seiner Position in der Mitte der Arena stolzierte und dabei jemandem auf der Galerie eine Kusshand zuwarf. Ein blondes Mädchen mit großen reifartigen Ohrringen lehnte sich nach von und erwiderte den Gruß.
    Von hier oben wirkte die Szenerie wie ein Labyrinth aus hölzernen Kisten und Pappkartons. Für den Teilnehmer an der Übung aber war es schwierig, den Überblick zu behalten, während die Zuschauer wegen der Höhe und der großen Bildschirme klare Sicht hatten.
    Das Übertragungsbild schwenkte von der Nahaufnahme des jugendlichen Gesichts zu einer etwas weiter entfernten Position hinter ihm. Antoinette bemerkte, dass die Kameras um das Übungsfeld herum in unterschiedlichen Höhen angebracht waren, damit das Geschehen aus vielen Blickwinkeln wiedergegeben werden konnte. Alles entsprach dem neuesten Stand der Technik.
    Das Licht wurde gedämpft, als der Junge stehen blieb. Er trug Jeans und eine lederne Bomberjacke der Akademie über einem weißen

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