Aeternus - Sanfter Tod: Roman
Müllcontainer geholt.«
Oberon nahm den Beutel am oberen Ende auf und schaute auf den blutigen Klumpen eines menschlichen Herzens. »Bisher haben wir das Herz noch nie gefunden.«
»Wie ich schon sagte, es ist nicht derselbe Kerl«, erwiderte Raven.
»Er könnte recht haben«, befand Cody. »Die Gefühle, die ich in der Menge gespürt habe, waren sehr unterschiedlich. Es gab die übliche Angst sowie Wut und Schrecken, aber auch Hass und Erleichterung. Ich habe ein paar Angestellte des Opfers in der Menge befragt. Die Frau wurde anscheinend nicht sehr gemocht. Nach dem, was ich gehört habe, hat sie ihre Angestellten oft geschunden und sich einen herausgepickt, den sie fertigmachen konnte, bis er entweder selbst gekündigt hat oder so fertig war, dass er nicht mehr richtig arbeiten konnte und gefeuert wurde. Und dann hat sie sich den Nächsten vorgenommen.«
»Hm, das folgt in keiner Weise unserem normalen Opferschema.« Oberon runzelte die Stirn und rieb sich das Ziegenbärtchen. »Mal sehen, was Kitt bei der Autopsie erfährt.«
»Das hier sollten Sie sehen«, sagte Tony, schaltete den großen LCD-Fernseher ein und drückte einen Knopf auf der Fernbedienung.
Trudi Crompton berichtete vor der Pathologie, und wieder war Agent Roberts ihr Interviewpartner.
»Wie lauten Ihre Theorien in diesem Fall?« , fragte Trudi.
Der Agent wandte sich an die Kamera.
»Hat er gerade mit dem Kopf gezuckt?«, fragte Tony. »Ich kann nicht glauben, dass er tatsächlich nervös ist!«
Raven und die anderen mussten kichern, doch dann beugten sie sich wieder vor und hörten zu, was der Chef der AGV zu sagen hatte.
»Nun, Trudi, ich möchte die Ergebnisse der Pathologie nicht vorwegnehmen, aber ich vermute, dass wir es hier mit dem Werk eines Satanskults und möglicherweise mit dunkler Hexerei zu tun haben.« Dann zog er die Lippen zu einem TV-Grinsen auseinander und zeigte die vollkommen geraden und weißen Zähne. »Während wir hier miteinander reden, nehmen sich meine Männer all diese Gruppen vor.«
Nun erschien auf dem Bildschirm eine Mannschaft aus schwarz uniformierten Männern, die durch die Tür einer thaumaturgischen Schwesternschaft brachen und die kreischenden und entsetzten jungen Frauen aus ihren Betten oder von ihren Schreibtischen holten.
Oberon wirbelte herum; seine Dreadlocks flogen durch die Luft, als er die Faust gegen die Wand rammte. Der Klang brechender Knochen erfüllte den Raum, und im Gips blieb ein Krater zurück, als er seine jetzt deformierte Hand zurückzog. Der Ursier schüttelte sie aus und bewegte die Finger. Die Knochen heilten und rutschten knackend an ihre alte Position zurück.
Raven verstand ihn. Auch er hatte in der Vergangenheit Schmerz dazu benutzt, seine Wut unter Kontrolle zu bringen, und hatte auf tote Gegenstände wie zum Beispiel Sandsäcke eingehämmert.
»Was für ein Dösbaddel«, sagte Cody.
»Ein … was?«, fragte Tony.
»Das ist der australische Ausdruck für einen Idioten und Schwachsinnigen«, erklärte Raven, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet.
»Ja – was für ein Dösbaddel«, sagte Tony und grinste, als er und Cody die Fingerknöchel gegeneinanderschlugen.
Andere Bilder füllten den Fernsehschirm aus. Diesmal zeigten sie den Überfall auf einen Gothic-Club. Schreie und gebrüllter Protest waren von den Gästen zu hören, die in wartende AGV-Gefängnistransporter gezerrt wurden.
»Allerdings«, ächzte Oberon. Seine Hand war schon fast völlig verheilt, doch nur weil der Heilungsprozess bei Animaliern schneller ablief, bedeutete das nicht, dass sie keinen Schmerz verspürten.
Auf dem Bildschirm erschienen wieder die Gesichter von Trudi und Agent Roberts.
»Diese Reporterschickse geilt sich ja richtig an dem Killer auf«, sagte Cody. »Das sieht sie wohl als möglichen Karrieresprung an.«
»Wir hoffen, bald stichhaltige Beweise zu haben und diesen schrecklichen Morden ein für allemal einen Riegel vorschieben zu können.« Agent Roberts lächelte wieder breit in die Kamera.
»Angesichts des Themas sollte er etwas weniger fröhlich wirken«, sagte Tony.
»Was erwarten Sie? Er ist ganz einfach ein erbärmlicher Wichser«, sagte Cody, und die beiden Männer schlugen wieder die Fingerknöchel gegeneinander.
Oberon brüllte vor Lachen.
Raven stand auf. »Hast du einen Moment Zeit, Oberon? Ich würde gern mit dir in deinem Büro sprechen.«
Der Ursier wurde wieder ernst. Er erhob sich ebenfallsund klopfte Raven auf die Schulter. »Na klar. Komm
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