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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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humpelte zur Terrassentür, öffnete sie und versuchte die Pferde zu finden. Er konnte die Schimmelstute nicht entdecken, aber Oberon lauschte noch immer in den Wald hinein. Er hatte nicht vor zu versuchen, den Wallach in den Stall zu bewegen. Seltsamerweise spürte so etwas wie Eifersucht.
    Es war kalt und er machte die Tür zu. Kurz bevor er sie geschlossen hatte, quetschte Sissi sich an ihm vorbei ihn Freie. Sie bellte, und wieder hörte er das Pferd wiehern. Er humpelte zur Garderobe, zog seinen Mantel an, und folgte dem Hund. Auf der Weide donnerte Oberon ihm entgegen, warf sich dann herum, galoppierte auf den Zaun an der Seeseite zu und sprang mit einem mächtigen Satz darüber. Paul beeilte sich.
    Am Ufer des Sees erkannte er eine liegende Gestalt, daneben der Hund, darüber das Pferd. Er humpelte so schnell er konnte. Sissi bellte nervös und Oberon bäumte sich drohend vor ihm auf. Es war tatsächlich Annabelle, die da am Ufer lag. Reglos, nass und mit geschlossenen Augen.
    Nein, das durfte nicht sein! Paul ging furchtlos an dem Wallach vorbei, der die Ohren angelegt hatte und nach ihm schnappte. Er warf seine Krücke beiseite und hob Annabelle auf. Sie war so kalt! Das Pferd drängte sich neben ihn, aber er beachtete ihn nicht. Sein Fuß schmerzte unerträglich, aber auch das bemerkte er kaum. Er trug die junge Frau ins Haus, verfolgt von Hund und Pferd.
    Dort stand er und wusste nicht weiter. Sie war eiskalt, er musste sie wärmen. Er legte sie an den Kachelofen, aber auf der schmalen Holzbank konnte sie nicht bleiben. Er kniete sich neben sie. Atmete sie überhaupt? Er beobachtete ihr Gesicht und legte eine Hand auf ihren Brustkorb. Dann fiel ihm ein, dass er ja den Puls fühlen konnte. Aber wo? Schließlich suchte er am Hals nach einem Zeichen von Leben. Nach schier endlosen Sekunden fand er es auch. Sie lebte.
    Kurz entschlossen verschloss er die Terrassentür vor dem empörten Pferd und hob Annabelle wieder auf. Er trug sie in ihr Zimmer, legte sie aufs Bett und befreite sie von der nassen Kleidung. Beim Anblick ihres nackten Körpers atmete er schneller, aber die Sorge um sie nahm überhand. Er suchte und fand ein Nachthemd und zog es ihr umständlich über.
    Dann legte er so viel Holz auf das Feuer, wie im Kamin Platz fand. Schnell zog er sich auch bis auf die Unterwäsche aus und legte sich neben sie. Er nahm sie in die Arme, eine eiskalte Puppe, und versuchte so viel wie möglich von ihr zu berühren und zu wärmen.
    Er versuchte sich zu beruhigen, und während er Wärme und Leben in ihre Glieder zurückgab, erzählte er ihr flüsternd Geschichten von allem, was er für sie plante, von dem Leben, das er sich mit ihr wünschte, von seiner Liebe zu ihr und das er keine Ahnung hatte, wie es weitergehen würde, aber es würde weitergehen, wenn sie nur endlich wieder warm würde.
    Irgendwann bemerkte er, dass sie etwas in den Händen hielt. Er öffnete sie sanft und fand eine Geode mit blauen Kristallen und eine grün leuchtende Kugel. Er legte beides auf den Nachtisch und schlief dann neben ihr ein.
     
    Er erwachte und war nur einen kurzen Moment desorientiert. Er hatte am Abend die Schlagläden nicht geschlossen, und so strömte fahles Sonnenlicht ins Zimmer. Behutsam stützte er sich auf seine Ellenbogen und betrachtete Annabelle.
    Sie war warm, das spürte er. Aber ihr Gesicht war noch bleich, nur eine leichte Rötung auf den Wangen ließ sie lebendig aussehen. Ihre Haare waren getrocknet und lagen wirr über dem Kopfkissen ausgebreitet. An ihrem Hals konnte er den Puls erkennen, den er gestern noch so verzweifelt gesucht hatte.
    Ein stechender Schmerz zog durch seinen Bauch: Erst jetzt erlaubte er sich die schlimmen Gedankenspiele, die er gestern unterdrückt hatte. Von Annabelle tot im Wasser treibend, oder das er sie nie finden würde und endlos den Wald durchkämmen musste, bis er aufgab und zugab, sie verloren zu haben. Sie war aber da, und er ließ die Visionen von ihrem Tod oder einem Leben ohne sie, gehen. Seine Wangenmuskeln strafften sich, als er die Spannung noch einmal durchlebte. Dann legte er seinen Kopf ganz nahe neben ihren ins Kissen, roch ihren Duft und schlief noch einmal ein.
    Sie wachten beide auf, als der Hund vor ihrem Bett winselte. Er sah zu Annabelle und bemerkte, dass sie auch die Augen geöffnet hatte und ihn forschend ansah.
    „ Guten Morgen“, sagte er und schwang sich schnell aus dem Bett. Ihr Körper in dem dünnen Nachthemd verwirrte ihn.
    „ Morgen?“,

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