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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wehren wollte, hörte jetzt erst die Schritte, die sich ihnen näherten.
    »Moroni!«, rief eine vertraute Stimme.
    »Dr. Rados«, stieß Kato hervor und entwand sich Moronis Griff. »Wie bin ich froh, Sie zu sehen! Bitte, Sie müssen mich mitnehmen. Ich will keinen Tag länger hierbleiben.«
    Der Arzt erwiderte ihren Ausruf mit seinem besänftigenden Lächeln und einem Tätscheln ihrer Schulter. »Nun, nun«, sagte er. »Beruhigen Sie sich, Fräulein von Mayenburg. Sie sind in der allerbesten Obhut.« Er blickte an ihr vorbei und sah Moroni an. »Kannst du mir heute Abend zur Hand gehen oder braucht Professor Charcot dich?«
    Kato presste die Lippen zusammen. Er behandelte sie wie einen Gegenstand, beachtete sie einfach nicht weiter. »Dr. Rados!«, sagte sie scharf.
    Er ignorierte sie weiterhin, wartete auf Moronis Antwort. Der riesige Wärter ließ sich Zeit, er biss sich auf die Lippe, runzelte die Stirn, rang die Hände. Kato betrachtete trotz ihrer Empörung über Rados’ unhöfliches Gebaren gebannt das Schauspiel, das Moroni bot. Endlich würgte der Wärter ein »Char-cot« hervor, und der Arzt nickte enttäuscht. »Danke, dann werde ich darum bitten, dass man mir einen anderen Wärter zuteilt.« Er wandte sich ab und lächelte im Weggehen Kato noch einmal zu. »Wir sehen uns bestimmt bald wieder, Baronesse. Erholen Sie sich weiterhin gut.«
    Kato stieß einen erstickten Laut der Empörung aus, wollte Rados hinterhereilen, aber Moronis Hand auf ihrer Schulter ließ sie innehalten. Sie sah zu ihm auf und er schüttelte leicht den Kopf.
    Ein Stück weiter vorne öffnete sich eine Tür, und Professor Charcots weißer Spitzbart leuchtete auf. »Warum trödelst du da herum, Moroni?«, fragte er. »Ich warte schon seit fünf Minuten auf Fräulein von Mayenburg.«
    Moroni stöhnte entsetzt und schob Kato im Eiltempo auf die Tür zu.
    »Dr. Rados hat uns aufgehalten«, sagte Kato laut.
    Charcot musterte sie mit einem undefinierbaren Blick und nickte dann. »Kommen Sie herein. Jede weitere Verzögerung geht nur von der Zeit ab, die ich für Sie zur Verfügung habe.«
    Die Tür schlug zu und Kato fand sich allein mit dem Arzt in einem großen, gekachelten Raum. Er war strahlend hell erleuchtet und in seiner Mitte befand sich ein Podest, auf dem eine Art gläserner Sarg aufgebaut war. »Schneewittchen«, sagte Kato unwillkürlich.
    Charcot lächelte. »In der Tat nennen wir dieses Labor das Schneewittchen-Zimmer«, sagte er. »Kommen Sie, ich erkläre Ihnen, was wir hier machen.« Er geleitete sie zu dem Glasbehälter und legte seine Hand darauf. »Wie haben Sie sich eingelebt?«, fragte er. »Wie war ihr erster Tag in der Abteilung A?«
    In Anbetracht dessen, dass der Tag kaum fortgeschritten war, fand Kato die Frage ein wenig befremdlich. Sie hob die Schultern und erwiderte: »Danke. Ich habe mich sehr erquicklich mit einer Patientin unterhalten. Angelica.«
    »Ah, unsere kleine Lügnerin.« Charcot nickte mit gekrauster Stirn und sah Kato starr in die Augen, als wollte er in ihrem Blick etwas erkennen. »Was hat Sie Ihnen alles aufgetischt?«
    Kato schluckte. Wie viel Verachtung lag in seinen Worten und dem Klang seiner Stimme. »Sie war sehr freundlich zu mir«, verteidigte sie die junge Frau. »Und ich glaube nicht, dass sie mir irgendetwas ›aufgetischt‹ hat.«
    Der Professor wiegte den Kopf. »Nun, das ist ja nicht weiter wichtig. Haben Sie das Gefühl, wir haben gut daran getan, Sie hierher zu verlegen? Fühlen Sie sich wohl oder haben Sie Angst? Wenn es Ihnen nicht wirklich gut damit geht, sollten wir Sie lieber wieder in die C zurückbringen.« Er nahm, während er sprach, seine Uhr heraus und begann, Katos Puls zu messen.
    Kato dachte über seine Frage nach, die sie auf eine schwer zu fassende Weise verwirrte. »Zurückbringen?«, stellte sie dann die Gegenfrage, denn dieses Wort schien ihr allzu unpassend im Zusammenhang mit ihrem kürzlichen Eintreffen an diesem Ort.
    Er ließ sich nicht beirren, nickte nur kurz zum Zeichen, dass er ihre Frage vernommen hatte, und schloss endlich den Uhrdeckel. »Sehr zufriedenstellend«, murmelte er und hob mit sicherem Griff ihr linkes, dann ihr rechtes Augenlid.
    Kato zuckte zurück, aber die Inspektion war schon beendet. Charcot verschränkte die Arme und sah sie mit seitlich geneigtem Kopf nachdenklich an. »Zurück, ja. Erinnern Sie sich nicht? Was haben Sie in den vergangenen Tagen erlebt?«
    Kato schüttelte ungehalten den Kopf und gab einen kurzen Abriss der

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