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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Anspielung auf eine Vergangenheit, die sie vergessen zu haben schien. Kato musterte den Arzt misstrauisch. Gehörten denn alle zu diesem Komplott? Hatte sich die gesamte Anstalt verschworen, sie hinters Licht zu führen?
    Dr. Koller lächelte etwas gezwungen. Kato sah, dass seine Lippen blass waren vor Kälte. Ihre eigenen Glieder zitterten inzwischen unbeherrscht, der Frost kroch durch ihre Anstaltskleidung und die Haut, ließ die Knochen kalt und schwer im eisigen Fleisch erstarren.
    Die Tür sprang mit einem energischen Ruck auf und ein großer, kräftiger Mann in Wärterkleidung trat ein.
    »Grünwald, Sie schickt der Himmel«, rief der Arzt aus. »Würden Sie unsere Patientin anschließen? Ich kann die Finger kaum noch bewegen.«
    Der Wärter nickte und hielt Kato die Hand hin. »Steigen Sie ruhig hinein«, sagte er. »Keine Angst.«
    Kato sah in sein Gesicht, das vertrauenerweckend und freundlich wirkte, stieß einen Seufzer aus und kletterte in den Sarg. Der Arzt ging hinaus, und der Wärter Grünwald beugte sich über sie und setzte ihr den Helm auf, schloss mit seinen großen, geschickten Fingern Verschlüsse und befestigte Verbindungen. Dann legte er breite Lederriemen um Katos Arme und Beine und einen Gurt um ihre Brust. Kato blickte starr vor Angst zu ihm auf. Er hielt einen Moment inne und legte seine große, warme Hand auf ihre Stirn. »Alles wird gut«, sagte er leise. »Ich passe auf Sie auf.« Dann richtete er sich auf, setzte lauter hinzu: »Gleich werden Sie die Kälte nicht mehr spüren«, und schloss den Deckel.
    Kato hörte Riegel einschnappen. Sie schnappte nach Luft, weil sie durch die stramme Fesselung und noch dazu in ein so enges Behältnis gesperrt Beklemmung verspürte. Dass sie nach allen Seiten hinaussehen konnte, half aber dabei, die aufsteigende Panik niederzukämpfen. Kato zwang sich, tief zu atmen und sich zu entspannen.
    Das grelle Licht im Raum wurde gedämpft. Wieder hörte Kato Æther zischen, dieses Mal direkt neben ihrem Ohr. Sie schnappte nach Luft, atmete etwas ein, was in ihren Lungen stach und seltsam metallisch schmeckte, hustete und wollte schreien, aber kein Laut kam aus ihrem Mund. Æther. Der Sarg wurde mit Æther geflutet. Sie erstickte!
    Mit einem Schlag, den sie beinahe körperlich fühlen konnte, war der Sarg verschwunden. Sie hockte mit schwindligem Kopf in dichtem Nebel. Die Luft war feucht, aber nicht mehr so entsetzlich kalt. Kato atmete in tiefen Zügen. Da war immer noch ein metallischer Geschmack oder Geruch, aber dies war dennoch frische Atemluft.
    Kato stand auf und schwankte. Der Nebel war so dicht, dass sie kaum eine Schrittlänge weit sehen konnte. »Hallo?«, rief sie zaghaft und tastete um sich. »Doktor Koller? Herr Grünwald? Hallo?«
    Eine Stimme, die seltsam gedämpft und fern, aber gleichzeitig scharf und so nah klang, als spräche sie in ihrem eigenen Kopf, sagte: »Bleiben Sie ruhig stehen, Baronesse. Wir haben sonst Angst, sie zu verlieren.«
    Kato gehorchte. »Wer ist da?«, fragte sie etwas ruhiger.
    »Professor Charcot. Ich bin an Ihrer Seite. Sie müssen tun, was ich Ihnen sage, dann wird Ihnen nichts geschehen.«
    Kato verschränkte die Arme vor der Brust. Schatten schienen durch den Nebel zu wandern und sie zu umkreisen. In der Ferne erklang Musik – oder war es der Klang hoher, singender Stimmen? An den Rändern ihres Blickfeldes blitzten Lichter auf, die verschwanden, wenn sie den Kopf drehte. »Wo bin ich hier?«, fragte sie. »Gerade lag ich noch eingeschlossen in diesem Sarg …«
    »Da liegen Sie immer noch, Fräulein von Mayenburg«, erwiderte die Stimme. Jetzt klang sie hallend und blechern, wurde lauter und leiser. »Hören Sie mir jetzt gut zu. Wir werden Sie jetzt mit den Wesen konfrontieren, die Ihnen solche Angst einjagen. Erinnern Sie sich? Die Wesen aus Ihren Albträumen. Weichen Sie nicht zurück. Es sind keine realen Feuerteufel und Luftelementare. Dies ist alles nur Illusion. Wir nutzen die Möglichkeiten der Technik, um sie zu erzeugen. Sie liegen immer noch sicher in dem Glasbehältnis, Doktor Koller und ich passen auf, dass Ihnen nichts geschieht. Denken Sie immer daran. Und jetzt – sehen Sie etwas?«
    Kato hatte keine Angst vor Salamandern und Sylphen. Warum behauptete Professor Charcot so etwas? »Ich sehe nichts«, sagte sie.
    »Rufen Sie. Befehlen Sie die Wesen zu sich.«
    Kato schüttelte unwillkürlich den Kopf. Wieder blitzte in ihrem Augenwinkel ein helles Licht. Sie wandte den Kopf und das Licht

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