Aethermagie
schwatzte wie ein Wasserfall, während die feuchten Finger des Hydorwesens sich an ihrem Hals und Nacken festgesaugt hatten.
Endlich blieb Kato stehen, außer Atem, und rief: »Wartet. Wartet doch. Wo sind wir hier? Wo führt ihr mich hin?«
Die vier Elementare sprachen alle durcheinander. Kato verstand mit etwas Mühe, dass dies die Flussaue war, dass der Weg zum Vergessenen Tal führte und die Berge im Hintergrund das Vielfunkelgebirge mit dem höchsten Berg der Gegend, dem Drachenkopf, waren.
Kato warf hilflose Blicke umher. Nebel, in dem es huschte, flüsterte, raschelte und sang. Duft nach Gras und Wasser, Blüten und Rauch. »Ich sehe nichts von all dem«, sagte sie enttäuscht.
Falla, die es sich wie ein feuchter, schwerer Kragen um Katos Nacken bequem gemacht hatte, hob den Kopf. »Sie ist keine Leuka«, sagte sie mit ihrer Stimme, die wie glucksendes, träges Wasser klang. »Sie ist ein Mensch. Sie kann hier nicht leben.«
Calander ließ sich auf den Boden fallen und stützte das Kinn in die Hände. »Es gibt aber andere wie sie«, sagte er. »Sie leben hier. Warum sollte Kato es nicht können?«
»Sie hat uns gefunden«, gab der Pneumageist Dirbadisalabadon zu bedenken. »Also ist es an der Zeit, ihr unsere Welt zu zeigen.« Er landete auf Katos ausgestreckter Hand und musterte sie eindringlich. »Gnurr? Was meinst du? Kannst du den Nebel von ihren Augen vertreiben?«
Der Gnom klatschte wortlos mehrmals in die großen Hände und wirbelte dann wie ein Brummkreisel um seine eigene Achse.
Calander sah mit offenem Mund zu. »Sie ist so stark«, flüsterte das Plasmateufelchen. »Wenn sie das lange genug macht, dann zieht sie sogar das kalte Eisen an.«
Sie? Kato runzelte die Stirn. Der Gnom drehte sich jetzt so schnell, dass seine Konturen nur noch verschwommen zu erkennen waren. »Gnurr ist weiblich?«, fragte sie.
»Ja, natürlich. Vier von uns, zwei wie du, zwei andere.« Calander sprang auf die Füße und tanzte aufgeregt um den Gnom – nein, die Gnomin – herum.
Gnurr stieß ein stöhnendes Geräusch aus. Sie blieb mit einem Ruck stehen und breitete die Arme aus. Ihre Beine hatten sich bis zu den Knien in den Grund gebohrt. Von den weit ausgebreiteten Armen ging eine Welle aus, die Kato nicht sehen, aber deutlich spüren konnte: Keine Wärme, kein Geräusch, kein Wind, aber ein Gefühl von Druck und gleichzeitiger Schwere, das sie umbrandete und von den Füßen zu reißen drohte. Für die Dauer einiger Atemzüge, die langsamer und langsamer wurden, weil der Druck ihre Brust beschwerte, schloss Kato die Augen. Sie fürchtete, die Besinnung zu verlieren. Lautes Dröhnen, wie der Klang einer großen Glocke, füllte ihren Kopf.
Plötzlich ließ der Druck nach, das Dröhnen in ihren Ohren verklang, Kato taumelte und riss die Augen auf. Sie stand inmitten dunkelblau blühender Bäume auf einer duftenden Wiese, deren Gras in allen Schattierungen vom sonnigen Gelb über saftiges Grün bis hin zu dunklem Violett schimmerte. Weiße Blumen sprenkelten das Gras, hohe Büsche mit rotem Laub und weißen Blüten wuchsen in kleinen Gruppen zwischen den Bäumen und zwischen ihnen hindurch floss ein rauschender Bach und lenkte den Blick auf einen in der Ferne aufragenden Gebirgszug. Am Himmel, der seltsamerweise in einem klaren Blau erstrahlte, trieben Schäfchenwolken und zogen Schwärme von geflügelten Wesen dahin. Und wie in der Luft, so auch überall am Boden herrschte geschäftiges Leben: Schmetterlinge und Sylphen, Libellen, Vögel und Bienen, glühende Salamander und kleine, bepelzte Tiere, die wie eine Kreuzung aus Maus, Kaninchen und Igel aussahen, es raschelte und raunzte, ein Gnom steckte seine knollige Nase aus dem Boden, und in dem kleinen Bach, der durch den Wiesengrund floss, sprangen silbrig glänzende Fische, an seinem Rand quakten Frösche und auf den glatten Kieseln in seiner Mitte saßen Undinen und unterhielten sich mit ihren sanften, glucksenden Stimmen.
Kato bemerkte, dass sie die Luft anhielt.
»Wo sind wir?«, fragte sie atemlos.
»Das ist unsere Heimat«, erwiderte die Undine. »Nur wenigen Menschen war es bisher vergönnt, das stille Land zu sehen, Kato. Sei willkommen, die du nach uns gesucht hast.«
Kato sah sich voller Entzücken um. »Wie schön es hier ist«, rief sie. »Wie …«
Eine rohe Faust riss sie mit Gewalt in die Höhe. Die Landschaft, die so farbig und friedlich vor ihrem Blick lag, verlor alle Farbe, allen Duft und erstarrte in hässlichen, spitzen und rauen
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