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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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übel. Sie schloss die Augen und hielt sich an der Wand fest. »Was ist hier los?«, fragte sie laut.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, hörte sie eine ferne, verzerrt klingende Stimme rufen. »Gehen Sie nicht weiter, Major. Wir verlieren Sie sonst!« Einer der Milans, sie erkannte trotz der Verzerrung seine Stimme. »Wir sind gleich bei Ihnen.« Etwas rumste laut und die Wand, an der sie sich abstützte, bebte. Ein Regal kippte um und verteilte seinen Inhalt scheppernd und polternd über den Boden. Das Knarren und Knirschen des Gebälks und des Mauerwerks ließ die Befürchtung wachsen, dass das gepeinigte Haus jeden Moment über ihr zusammenbrechen würde.
    Klickern und Rasseln, das Klacken von Zahnrädern, summende Ketten … Katya öffnete die Augen und sah einen riesigen Apparat auf sich zuschwanken. Er sah aus wie der große Bruder des mechanischen Wachhundes, der sie in der Nacht angegriffen hatte.
    Immer noch spielte der lange Korridor verrückt, aber das ratternde, klackernde Wesen kam unbeirrt und unaufhaltsam auf sie zu. Seine Lampenaugen glühten boshaft, die langen, scharfen Scheren waren kampfbereit aufgerichtet und klickten erregt auf und zu. Jedes dieser Instrumente war groß und kräftig genug, ihr den Kopf abzureißen – oder, falls die Schneiden so scharf waren, wie sie aussahen, ihr mit einem einzigen Schnapp den Hals durchzuschneiden.
    Katya wich an die Wand zurück, tastete nach der Tür – aber die war verschwunden, nur noch raues Mauerwerk lag unter ihren Fingern – und zog dann ihre Waffe. Sie wusste nicht, wo das Ungetüm seine verwundbare Stelle hatte, also zielte sie auf die Augen und betete, dass ein Treffer den Apparat wenn nicht zerstören, so doch wenigstens ablenken oder für einige Augenblicke stoppen würde.
    Ihre Hände waren ruhig. Sie visierte das linke Lampenauge an und krümmte den Zeigefinger am Abzug.
    »Halt, nicht schießen!«, schrie eine dumpfe Stimme, die anscheinend aus dem Inneren des Monster-Apparates kam. Etwas quietschte und Metall schrammte über Metall. Katya ließ die Arme nicht sinken, sie behielt weiter das Auge des Wesens im Visier.
    »Milan?«, fragte sie scharf.
    »Hier.« Das kreischende Geräusch von sich reibendem Metall hörte auf, mit schwerem Schlag fiel eine Klappe gegen den Bauch des Ungetüms und enthüllte das Innere des Apparates. Ein besorgtes Insektengesicht sah Katya aus riesigen Facettenaugen an. Wenn nicht das zerzauste rote Haar über den schreckenerregenden Augen und die mit Brandlöchern übersäte Lederschürze darunter gewesen wären, hätte Katya ohne zu zögern ihren Revolver auf dieses Ding gerichtet, aber so ließ sie die Waffe sinken und nickte.
    Milan winkte ihr hektisch. Katya lief auf den Apparat zu, dessen Schulterhöhe ihren Kopf überragte, und zog sich an den Handgriffen empor, die zu der Öffnung führten. Sie blieb auf der Kante hocken und atmete aus.
    »Kommen Sie.« Milans Hände in schweren Stulpenhandschuhen griffen nach ihrem Arm. Er zog sie ins Innere des Apparates. Dann lehnte er sich aus der Öffnung und zog mit einem Stöhnlaut die Luke wieder zu. »Setzen sie sich dorthin«, wies er auf einen Sitz an der Rückwand der engen Kabine. Sie klappte den Sitz herunter und faltete sich darauf, dann sah sie den beiden Milans in ihrer furchterregenden Verkleidung zu, wie sie an großen Hebeln zogen, in Pedale traten, Seilzüge betätigten, sich mit Kraft gegen ein Steuerrad stemmten und dabei fortwährend laut miteinander zu streiten schienen.
    Katya verstaute ihren Revolver und beugte sich vor, um durch die kleinen Sichtfenster hinauszublicken. Die Wände, der Boden und die Decke des Korridors begannen sich aufzulösen. Hier und da trieb ein Regal wie ein havariertes Schiff durch die Dunkelheit, in seinem Kielwasser all die angesammelten Dinge, die es zuvor beherbergt hatte. Sie sah Töpfe an sich vorbeiziehen, Pfannen und Rührgerät, einen Schwarm Bücher wie seltsame Vögel oder fliegende Fische, dann trudelte eine Gruppe von mehr oder weniger zerlegten Spielzeugen am Fenster vorbei, ein Arm winkte, ein Bein zuckte hilflos, Augen blinkten, um halb fertige Köpfe tanzten Schrauben, Federn und Muttern, dann wieder schaukelte behäbig ein Stuhl durch das Gewimmel, gefolgt von einem löchrigen Teppich, mehreren Pflanzen in ihren Töpfen und einem ganzen Bataillon verschiedenster Werkzeuge.
    Katya lehnte sich zurück und schloss ermattet die Augen. »Was, bei allen Teufeln …«, murmelte sie.
    »Wir verlieren die

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