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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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geflogen war.
    »Was … was ist das alles?«, fragte Katya. »Und wofür benötigen wir es?«
    Der Rote ruckte seinen Rucksack zurecht, der seinen Kopf um zwei Handbreit überragte, und grinste ein wenig gequält. »Wir können das nicht zurücklassen«, sagte er. »Die Geier werden das Ætheroskaph ausweiden, sobald wir außer Sichtweite sind. Die Instrumente und Geräte sind zu wertvoll und teilweise schwer zu ersetzen.«
    »Und das da?« Katya wies misstrauisch auf ein Gerät, das der Schwarze sich quer über die Brust gehängt hatte. »Das ist doch kein Messgerät.«
    Die Brüder sahen sich an. Der Schwarze zuckte die Achseln. »Das ist eine Ætherkanone«, gab er zu.
    »Illegale Technologie«, sagte Katya und begann kopfschüttelnd zu lachen. »Wie seid ihr in den Besitz von Engelwaffen gelangt?«
    Der Rote grinste. »Die haben wir selbst gebaut«, gab er mit gespielter Bescheidenheit zu. Er schob einen drückenden Schultergurt zurecht und hob die Lampe auf. »Brechen wir lieber auf, ehe mir der Rücken durchbricht.« Er tätschelte mit einem bedauernden Knurren Abschied nehmend die zerbeulte Außenhaut des Ætheroskaphs.
    Katya folgte den beiden schwer bepackten jungen Männern und versuchte, sich den Weg und das Gelände einzuprägen. Die Zwillinge unterhielten sich leise. Katya hörte, wie sie etwas von Kanalratten sagten und davon, dass hier auch das Territorium der Krummzehen angrenzte. Das schien beiden Sorge zu bereiten.
    »Erzählt mir von den Familien«, sagte Katya.
    Zwei Augenpaare musterten sie mit deutlich verschiedenem Ausdruck. Der Rote räusperte sich. Sein Bruder runzelte die Stirn. »Wie Sie wahrscheinlich schon vermutet haben, ist dies der Ort, von dem wir stammen«, sagte er. »Wir beide sind Braunhosen von Geburt. Die Krummzehen und die Braunhosen sind verfeindete Familien. Die Kanalratten sind – oder waren zumindest – neutral. Deshalb versuchen wir, den Weg durch das Kanalratten-Territorium zu nehmen. Wir sind uns nur nicht ganz einig darüber, wo die Grenzen verlaufen. Wir erinnern uns nicht …«
    »
Du
erinnerst dich nicht«, fuhr der Schwarze ihn an. »Ich hingegen weiß ganz genau, dass wir dort hinten zwischen den beiden Schandsäulen den Engen Kanal überqueren und dann einfach nur noch seinem Lauf folgen müssen.«
    Der Streit der beiden über den richtigen Weg ging in die nächste Runde.
    Katya räusperte sich mehrmals. »Die Familien«, sagte sie laut, um die Stimmen der Milans zu übertönen, »wie viele gibt es hier im Untergrund?«
    Die Frage ließ das Streitgespräch verstummen. Der Rote kratzte sich am Hinterkopf. »Fünfzehn oder zwanzig«, antwortete er zögernd.
    »Mehr«, knurrte der Schwarze. »Überleg doch: Die Fischnasen, die Geier, die Kahlköpfe, die Stinker, die Kanalratten, die Hakler, die Grünfüße …« Die Aufzählung ging eine ganze Weile so weiter. Katya wandte ihre Aufmerksamkeit der Ætherkanone zu, die der Schwarze umgeschnallt hatte. Diese Waffe war so fremdartig wie furchterregend. Katya hatte Berichte darüber gelesen, welche Verheerungen die Ætherkanonen der Engel auf den Schlachtfeldern anzurichten in der Lage waren.
    Sie unterbrach die immer noch im Gange befindliche Aufzählung der Strotterfamilien (»Nein, die Netzler sind keine richtige Familie, die gehören zu den Fischnasen«) und fragte die Zwillinge, wie man diese Waffe bediene und was sie ausrichten könne.
    Der Schwarze rückte die Kanone zurecht und hob sie wortlos auf die Hüfte. Er visierte einen einzelnen Backstein an, der neben dem großen Schutthaufen lag, der den halben Weg versperrte. Katya sah gebannt zu, erwartete eine laute Entladung, Feuer, einen Donnerschlag oder sonst irgendetwas Spektakuläres, aber es geschah nichts weiter, als dass der Backstein für den Bruchteil einer Sekunde hell aufzuglühen schien und danach immer noch unbeschädigt und unscheinbar wie zuvor an seinem Platz ruhte.
    Katya lachte, machte eine Bemerkung, dass da wohl etwas noch nicht ganz ausgereift sei, aber die beiden Brüder grinsten sich verschwörerisch an und nickten ihr dann zu. »Heben Sie den Stein auf, Major«, sagte der Rote.
    Sie bückte sich, wollte nach dem Objekt greifen, aber anscheinend stimmte etwas mit ihren Augen nicht, oder mit dem Licht, das von der Lampe auf den Weg fiel. Sie griff daneben in die leere Luft. Mit einem ärgerlichen Lachen und einer Bemerkung über Sinnestäuschungen packte sie erneut zu, dieses Mal sehr darauf bedacht, sich nicht wieder zu blamieren, und

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